Leipziger Buchmesse 2024 – endlich wieder dabei!

Mein vorletzter Besuch der Buchmesse in Leipzig lag schon fünf Jahre zurück und fand 2019 statt. Dazwischen fiel die Messe bis 2022 Corona-bedingt komplett aus und im letzten Jahr verlegte man sie in den April. Ich war für die LBM 2023 vorbereitet, akkreditiert und – wurde am Tag vor der Abreise krank und konnte nicht teilnehmen. Am 20. März 2024 nahm ich einen erneuten Anlauf.

Messehalle Leipzig LBM 2024 @ Eva Bergschneider

Beim letzten Mal war ich noch am Donnerstagmorgen in aller Frühe geflogen, dieses Mal reiste ich am Mittwoch mit dem Zug an. Einmal abgesehen davon, dass Kurzstreckenflüge aufgrund ihres immensen CO2-Ausstoßes wirklich nicht mehr zeitgemäß sind, gibt es den Flugbetrieb zwischen Köln und Leipzig auch nicht mehr. Und – die GDL hatte rechtzeitig ihren Streik beendet. Keine Ausreden also gegen klimafreundliches Reisen.

Nach einer ruhigen Nacht im Hotel quetschte ich mich am Donnerstagmorgen in die vollgestopfte Tram zur Messe. Beim Eintritt durch die heiligen Pforten erbot sich mir der lang vermisste Anblick: lichtdurchflutete Messehallen und hereinströmende Massen von Büchermenschen. Es fühlte sich an wie heimkommen.

Alles wie immer? Alles wie immer!

Ich hatte mir nach so langem Fernbleiben von der Leipziger Buchmesse Sorgen gemacht darüber, ob ich noch genügend Kontakte zu Buchmenschen habe, um mich hier wohlzufühlen. Ein paar Verabredungen hatte ich vorab getroffen. Doch die Sorgen stellten sich als völlig grundlos heraus. Ich traf so viele Autor:innen, Blogger:innen und andere großartige Büchermenschen, wie ich mir nur wünschen konnte. Darunter Bücherfreunde, die ich schon seit Jahren kenne, solche die ich schon länger online kenne und endlich einmal persönlich traf, und einige, denen ich in den letzten zwei Jahren zum ersten Mal begegnete und in Leipzig erneut traf. Sandra Wiegratz  von Booknapping und ihre beiden Mitstreiterinnen beim Comicklatsch „3 Frauen n. Comics“ durfte ich zum einzigen Verlagstermin bei der Hobbit Presse begleiten, wo ich erfuhr, was im Herbst von dem Verlag erscheint. Auch die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse besuchten wir gemeinsam. Hier verweise ich auf Marianns Buchmesse-Rückblick, in dem ihr alles Wichtige zu dieser Preisverleihung erfahrt.

Für den Abend hatte ich mir eigentlich einen Besuch der Lesebühne „Pinzette vs. Kneifzange“  vorgenommen (wo Booknerds-Kollegin Mariann mitwirkt), aber leider passte es zeitlich nicht. Stattdessen besuchte ich völlig ausgehungert das vietnamesische Restaurant in meinem Hotel. Bei der Gelegenheit lernte ich den Autor Henning Kreitel kennen, mit dem ich mir einen Tisch im „Mami Viet“ teilte und über das Buch-Business aus Autor:innen- und Redakteur:innen-Sicht austauschte.

ÖPNV-Streik – Flexibilität und Geduld gefragt

Evas Bücher-Beute LBM 2024 © Eva Bergschneider

Am Buchmesse-Freitag streikte der öffentliche Nahverkehr in Leipzig. Ich hätte mit der S-Bahn zur Messe fahren können, war dann aber froh, dass mich Henning im Auto mitnahm. Mit „Danke“ und „Wir lesen uns.“ trennten sich unsere Wege. Doch nicht für lange, denn inzwischen lesen wir über Hennings Krimi „Mord an der Mühle“ auf Booknerds. 

Seit seinem schlechten Blackfacing-Auftritt mag ich Denis Scheck nicht mehr so gern, ging aber trotzdem zu seiner Veranstaltung. Gefreut hat mich, dass er das Verlagsprojekt Carcosa und das wunderbare Buch „Immer nach Hause“ von Ursula K. Le Guin vorstellte. Es ist eher eine Werksammlung als ein Roman um eine postapokalyptische, mythologische Welt und den Protagonisten Kesh. Das Buch wollte ich mir sowieso kaufen, nur nicht unbedingt auf der Messe. Doch nach Denis Schecks wohlwollenden Worten zum Buch konnte ich nicht länger widerstehen. Und so führte mich mein Weg zum Stand von Carcosa, wo ich das wunderschön illustrierte, 900 Seiten umfassende Buch erstand.

SERAPH 2024 – eine festliche Preisverleihung

Es ist auf der Leipziger Buchmesse übrigens doch nicht alles so geblieben, wie es 2019 war. Die Verleihung des Buchpreises der Phantastischen Akademie e.V. ist deutlich spektakulärer und glamouröser geworden. Zuletzt sah ich die SERAPH Verleihung auf der Fantasy-Leseinsel, in diesem Jahr fand sie auf einer großen, technisch gut ausgestatteten Bühne statt, vor fast vollständig besetzten Zuschauerrängen.

Nach inspirierenden Reden von Natalja Schmidt und Oliver Graute, den Vorsitzenden der Phantastischen Akademie, ging es los und die Preise für

  • das Beste Buch
  • das Beste Debut
  • der Beste Independent Titel

wurden vergeben.

Die Gewinner:innen des Vorjahres Theresa Hannig (Bestes Buch), Lucia Herbst (Bestes Debut) und Christopher Abendroth (Bester Independent) hielten wunderbare Laudationen und anschließend wurden die SERAPH Statuetten den überraschten Gewinner:innen überreicht.

Den SERAPH für das Beste Buch erhielt: Carina Schnell für „A Breath of Winter“ (Knaur Verlag),

den SERAPH für das Beste Debut erhielten: Florian Schäfer und Elif Siebenpfeiffer für „Fast verschwundene Fabelwesen: Die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt“ (arsEdition) und

den SERAPH für den Besten Independent Titel erhielt Mary Stormhouse für „Draussen“ (Wunderzeilen Verlag).

Die Lange Nacht der Phantastik

SERAPH 2024 – Bestes Buch Shortlist © Eva Bergschneider

Den Freitagabend krönte die „Lange Nacht der Phantastik“. Amandaras und meine Anreise zum Veranstaltungsort „Anker“ in Leipzig gestaltete sich aufgrund des ÖPNV-Streiks schwierig. Zwar hatte die LBV einen Notfahrplan zwischen Messe und Hauptbahnhof etabliert.  Für die Fahrt in den Leipziger Norden zum Kulturzentrum waren wir allerdings auf ein Taxi angewiesen, weshalb wir uns eine Dreiviertelstunde in die Schlange am Taxistand vor dem Hauptbahnhof stellten. Wir erreichten den „Anker“ eine Viertelstunde zu spät. Da allerdings die Veranstaltung etwas später begonnen hatte, verpassten wir glücklicherweise nur wenig Carina Schnells Lesung aus dem als Bestes Buch prämierten „A Breath of Winter“. Natasha Pulleys Lesung aus „The lost Future of Pepperharrow” schloss sich an. Die Preisträger:innen für das Beste Debut, Florian Schäfer und Elif Siebenpfeiffer, und der Beste Independent Mary Stormhouse stellten ihre Werke „Fast verschwundene Fabelwesen“ und „Draussen“ vor. Außerdem lasen Mikkel Robrahn aus „Eternity online“, Theresa Hannig aus ihrem im September erscheinenden Buch „Parts per Million“ und Markus Heitz aus dem schwarzhumorigen „Schnitzel Surprise“.  In den Pausen spielte die Band Lambda meditativ-düstere Klänge mit elektronisch begleitetem Kontrabass. Es war ein toller Abend mit inspirierenden Lesungen und wunderschöner Musik, inmitten von Menschen, die für die Phantastische Literatur brennen.

Am Samstag machte ich mich in strömenden Regen auf die Heimreise nach Köln und nutze die Zugfahrt, um etwas Schlaf nachzuholen. Verpasst habe ich am Samstagabend die Party der Hobbit-Presse, auf der sogar Patrick Rothfuss per Video teilnahm. Ich glaube, ich sollte für die Leipziger Buchmesse 2025 einen Tag mehr einplanen.

Eva Bergschneider

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