Herbert Hirschler – Himmel, Herrgott, Fatima (Buch)

Der schönste Pilgerweg Portugals

Was passiert, wenn ein pilgerbegeisterter Österreicher einem portugiesischen Fischer ein Versprechen gibt? Er löst es ein! Sieben Jahre soll es dauern, bis Herbert Hirschler sein Versprechen, nach Fatima zu pilgern, in die Tat umsetzt. Und es scheint, als hätten sich sämtliche Kräfte dazu verschworen, es dem Endfünfziger so schwer wie möglich zu machen, alle vereint in einem vermaledeiten Knie, das den Aufbruch fast schon unmöglich macht. Aber ganz nach dem Motto Pack mas lässt sich der Musiktexter nicht beirren und zieht trotzdem los. Fliegt los. Bis nach Faro. Von dort nimmt das Abenteuer seinen Lauf. Doch wer schonmal etwas von Herrn Hirschler gelesen hat, weiß, dass sich die gegen ihn verschworenen Kräfte so leicht nicht abwimmeln lassen. Und so folgen wir einem Mann, der gegen seinen Körper, Wanderstöcken mit Eigenleben und etlichen Katastrophen zu kämpfen hat. Lacher inklusive.

Es gibt sie, die wundervollen Pilgerberichte, die die Leser*innen dazu motivieren, doch gleich selbst die Wanderschuhe anzuziehen, um loszulaufen. Hape Kerkelings Ich bin dann mal weg ist einer davon. Tim Moores Zwei Esel auf dem Jakobsweg ein weiterer. Nun kommt Hirschlers Herbert daher, und es stellt sich doch am Ende nur eine Frage: Lässt er sich mit seiner Neuerscheinung über eine Pilgerreise nach Fatima in die Reihe der ansteckenden Reiseberichte einordnen? Die Antwort ist so klar wie der Himmel über Portugal: Ja!

Das, was den Autoren ausmacht, ist sein grenzenloser Humor, der niemals ins Lächerliche abdriftet. Herbert Hirschler scheint ein Mann zu sein, der das Leben nimmt, wie es kommt. Diese Eigenschaft liest sich aus jeder Seite seines Buches heraus. Und genau dieser Aspekt ist es, der bei Büchern solcher Art so wichtig ist. Ob Kerkeling, Moore oder Hirschler – alle Autoren eint ein Humor, der dem Ganzen die Schwere nimmt, die die Leser*innen beim Griff zur Pilgerlektüre vielleicht erwarten. Was bei Moore der störrische Esel ist, ist bei diesem Autor das Knie oder eben die Wanderstöcke, die für herrlich lustige Anekdoten sorgen. Anhand dieses Humors zeigt Hirschler, wie Probleme angegangen werden können, ohne in der Fremde zu verzweifeln. Ohne Jammerton. Ohne Klage. Vielleicht könnte es sogar eine Art Blaupause sein für das Leben selbst, das uns immer wieder mit Hürden überrascht, die wir nicht erwartet haben.

Gleichzeitig begegnen die Lesenden mit dem Pilger Menschen und Orte, die die Schönheit der Fremde spiegeln. Ob in einem Café, bei den Vorbereitungen einer Hochzeit, auf dem Weg mitten im Nirgendwo – das, was dort geschieht, ist einen zweiten Blick wert.

Wie nicht anders zu erwarten bei einer Route von mehreren hundert Kilometern, beschreibt Hirschler die Höhen und Tiefen seines beschwerlichen Wegs, sei es in Form von extremen Temperaturen, Wasserknappheit oder körperlichen Signalen. Aufgeben tut er dabei nie.

Doch was wäre eine Pilgerreise ohne Glauben? Vermutlich eine Wanderung. An dieser Stelle wird das Gleichgewicht zwischen Humor und Ernsthaftigkeit, vielleicht sogar Melancholie, hergestellt. Jemand, der wochenlang allein unterwegs ist, beginnt, die Welt mit gereinigten Augen zu sehen. Wo vorher der Fernseher war, ist nun der Weg. Und wo vorher Stress war, sind die eigenen Gedanken, die wiederum eigene Pfade einschlagen. Hin zu Erkenntnis. Hin zu Dankbarkeit. Für das, was da ist. Das Leben, das man führt. Die Menschen, die man liebt. Auch für Gott selbst.

Optisch besticht das Sachbuch durch zahlreiche Fotos und Illustrationen. Die Kapitel sind nach Tagen und Pilgerabschnitten geordnet. Vorangestellt sind Informationen zu Wetter, Strecke, Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Im hinteren Teil des Buches finden sich Etappenvorschläge des Autors.

Fazit

Drei Wanderwege – Rota Vicentina, den Fisherman´s Trail und den Caminho de Fatima – ist Herbert Hirschler gegangen. Alle hat er in einer Pilgerreise vereint. Die Erfahrungen, die er dabei gemacht hat, teilt er in seinem erfrischend lebendigem Buch Himmel, Herrgott, Fatima. Mit dem Autoren lernen die Leser*innen nicht nur ein atemberaubendes Portugal kennen, sondern auch die Beschwernisse des Pilgerns und die unerwarteten schönen Dinge, die in ihrer Skurrilität einzigartig erscheinen. Zwischen Glauben und Verstand, Witz und Ernsthaftigkeit, Ferne und der Sehnsucht nach Heimat – dieses Sachbuch ist genau die Inspiration, die es braucht, um sich auf den Weg zu machen.

  • Autor: Herbert Hirschler
  • Titel: Himmel, Herrgott, Fatima – Der schönste Pilgerweg Portugals
  • Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
  • Erschienen: 12. März 2024
  • Einband: Taschenbuch
  • Seiten: 224
  • ISBN: 978-3-8000-7861-5

Wertung: 15/15 dpt

Teile diesen Beitrag:
Schreibe einen Kommentar

Hinweis: Mit dem Absenden deines Kommentars werden Benutzername, E-Mail-Adresse sowie zur Vermeidung von Missbrauch für 7 Tage die dazugehörige IP-Adresse, die deinem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, in unserer Datenbank gespeichert. E-Mail-Adresse und die IP-Adresse werden selbstverständlich nicht veröffentlicht oder an Dritte weitergegeben. Du hast die Option, Kommentare für diesen Beitrag per E-Mail zu abonnieren - in diesem Fall erhältst du eine E-Mail, in der du das Abonnement bestätigen kannst. Mehr Informationen finden sich in unserer Datenschutzerklärung.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Beiträge

Du möchtest nichts mehr verpassen?
Abonniere unseren Newsletter!

Total
0
Share