Irgendwie ist alles gerade schwierig: Menschen gehen auf die Straße und versuchen, für die Demokratie und ihre Menschenrechte zu kämpfen, während andere nicht mal wissen, was überhaupt das Problem ist. Traktoren fahren auf der Straße mit Reichsflaggen, während “Klimakleber” auch von Polizist*innen angegriffen werden. Trans Menschen werden täglich diskriminiert, während rechte Politiker*innen die Meinungs- und Redefreiheit mit Genderverboten einschränken. Antimuslimischer Rassismus nimmt zu, während immer mehr Juden Hassgewalt angetan wird. Wichtige Stiftungen, die sich für unsere Gesellschaft einsetzen, müssen befürchten, kein Geld mehr zu bekommen, während reiche Menschen überproportional wenig Steuern zahlen dürfen.
Das ist alles überfordernd, gerade, wenn man es nur in Nachrichten mitbekommt und gar nicht fassen kann, wie real das alles eigentlich ist. Es ist nicht klar, wer verantwortlich ist, was getan werden muss und wohin diese Probleme überhaupt führen.
Aber auch nichts tun wäre zu einfach – gerade wenn nichts tun bedeutet, der momentanen Situation zuzustimmen.
“Aktivismuss – Ein politisches Mitmachbuch” von Frauke Seeba und Matthias Seeba-Gomille kann beim Anfangen helfen.
Wenn man nicht aus einer politischen Familie stammt, von klein auf in Partei-Jugenden war, mit zwölf in den Antifa-Jugendtreff gerutscht oder bei Fridays for Future mitgemacht hat, kann es schwierig sein, sich politisch zu engagieren. Gerade wenn Nachrichten über den Bundestag das einzige waren, was man über Politik mitbekommen hat.
Das Buch beginnt damit, ein hilfreiches Basiswissen an die Hand zu geben. Dazu gehört ein kleiner Grundkurs zum Grundgesetz, sowie Tipps, um Fake News zu erkennen und rechtsradikale Narrative zu enttarnen. Zum Schluss werden unterschiedliche Möglichkeiten vorgestellt, sich politisch zu engagieren – von Social Media-Kampagnen zum How-To: Demo anmelden ist einiges (auch sehr niedrigschwelliges) dabei.
Die Inhalte werden ohne viel drum herum einfach vermittelt und mit kleinen Aufgaben (beispielsweise Kreuzworträtsel, Ratespielen, Quizzen und dem Verfassen von kurzen Texten) verbunden und regen so zum Nachdenken an. Dabei legt das Buch einen besonders großen Fokus auf Aktivismus gegen Faschismus und Rechtsradikalität, wobei es dennoch ein gutes Grundlagenbuch für Aktivismus insgesamt ist.
Um Aussagen zu belegen oder Ressourcen zu teilen, wurden stellenweise QR-Codes verwendet, die manchmal fehlerhaft waren (ich hab ihnen bereits eine Mail geschrieben), ohne die Möglichkeit zu geben, einen Link manuell einzugeben oder die Information selbst zu suchen, da nicht angegeben wurde, was hinter dem QR-Code steckt. Die geteilten Ressourcen (wenn Links angegeben wurden oder der QR-Code funktionierte) waren aber richtig gut und haben viele nützliche Informationen zur Vertiefung geboten.
Insgesamt ist “Aktivismuss – Ein politisches Mitmachbuch” ein Buch, das ich allen weiterempfehlen möchte, die sich vom politischen Geschehen überfordert fühlen oder sich engagieren möchten und noch nicht wissen, wie. Inhalte werden einfach vermittelt und ein grundlegendes Verständnis über unsere Rechte und Möglichkeiten für Engagement gegeben. Es werden leicht umsetzbare Vorschläge gemacht und dazu ermutigt, für das einzustehen, was einem wichtig ist. Und das ist unfassbar wertvoll in Zeiten, in denen zu viel auf einmal los ist und man nicht weiß, was das Richtige ist, das getan werden muss.
- Autor: Frauke Seeba, Matthias Seeba-Gomille
- Titel: Aktivismuss – Ein politisches Mitmachbuch
- Verlag: Kunstmann
- Erschienen: 2023
- Einband: Paperback
- Seiten: 367
- ISBN: 978-3-95614-544-5
- Sonstige Informationen:
- Produktseite
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Wertung: 13/15 dpt
