Noch ist der Krieg nicht vorbei
Paul Cable kehrt nach rund zweieinhalb Jahren aus dem Krieg zurück, wo er im 8. Texas-Kavallerie-Regiment unter General Bedfort Forrest kämpfte. Bevor er mit seiner Frau Martha und den drei kleinen Kindern sein altes Anwesen am Saber River erreicht, macht er Station am Gemischtwarenladen von John Denaman, dem einzigen Geschäft zwischen Hidalgo und Fort Buchanan. Doch Denaman starb vor einem Dreivierteljahr, der neue Mitbesitzer heißt Eward Janroe und ist alles andere als sympathisch. Obwohl er im Krieg einen Arm verlor gibt er selbstbewusst den Ton an, zum Leidwesen seiner Beschäftigten Luz und Manuel, die aus Mexiko stammen und für die Denaman eine Vaterfigur war.
Janroe hat keine guten Nachrichten für Cable, denn in dessen Haus leben seit einiger Zeit drei Männer, die für die Brüder Duane und Vern Kidston arbeiten. In seiner Abwesenheit wurde das Haus des Rebellen Cable von den Yankees konfisziert, worüber er sich in Fort Buchanan beschweren könnte, allerdings befindet man sich auf Unionsgebiet, so dass klar ist, auf wessen Seite die Gesetzgeber stehen werden. Dennoch reitet Cable mit seiner Familie zu seinem Anwesen, wo es nach einem kurzen handfesten Streit gelingt, die drei Männer zu vertreiben. Doch die Ruhe ist nur von kurzer Dauer, denn schon bald stehen die Brüder Kidston mit Verstärkung vor dem Haus.
Klassischer Western mit allen genrerelevanten Zutaten
Der Sezessionskrieg, auch Amerikanischer Bürgerkrieg (1861-1865) genannt, endete am 9. April 1865 mit der Kapitulation der konföderierten Armee gegenüber den Unionsstaaten. Oder anders, die Südstaaten verloren gegen die Nordstaaten, die Zentralmacht des Staates wurde wieder gestärkt und letztlich die Sklaverei, einer der Hauptgründe für den Krieg, abgeschafft.
Die Sklaverei spielt in Elmore Leonards Roman keine Rolle, jedoch ist das Kriegsende ein wichtiger Bestandteil der Handlung, denn Leonard thematisiert eindringlich die Frage, was im Krieg „erlaubt“ ist und was im Frieden eben gar nicht geht. Cable hat im Krieg getötet, doch für ihn ist dieser zu Ende, wenngleich – weit entfernt – noch Kämpfe stattfinden. Hier am Saber River im Süden Arizonas ist davon nichts zu spüren, so dass Cable keine Rechtfertigung findet, den leidlichen Streit mit Waffengewalt zu lösen. Aber wie sich der Übermacht erwehren?
Die hübsche Lorraine, Duanes Tochter, findet eine mögliche Lösung. Sie könne sich ja zum Schein mit Cable einlassen, während dessen Familie aus Sicherheitsgründen im Gemischtwarenladen von Janroe wohnt und somit einen Keil zwischen ihn und seine Frau treiben. Duane, nicht der hellste im Kopf und zudem unehrenhaft aus der Armee entlassen, nachdem er versehentlich die eigenen Truppen beschießen ließ, favorisiert den einfachsten Weg, schließlich steht auf der anderen Seite nur eine Person. Vern hat Gewissensbisse, denn man befindet sich ja halt nicht im Krieg und ein Mord ist nun mal ein Mord und somit verwerflich. Vern und Cable könnten wohl verhandeln, gäbe es nicht noch eine weitere Person mit düsteren Absichten. Für Janroe, der ebenfalls auf Seiten der Föderierten kämpfte und für diese seinen Arm verlor, ist der Krieg noch allgegenwärtig und somit sind die Yankees namens Kidston natürliche Feinde, die es zu töten gilt. Mit Cable glaubt er, die dafür richtige Waffe gefunden zu haben, man muss ihm nur einen triftigen Grund liefern, seine moralischen Bedenken fallen zu lassen. Damit rücken natürlich Martha und die Kinder in den Fokus und schon bald gerät die Situation außer Kontrolle.
Wilde Ritte, Schlägereien, Waffenduelle, klare Ansagen, machohafte, aber auch nachdenkliche Typen und gleich drei schöne Frauen (Martha, Lorraine und Luz), was will man von einem Western mehr? Der bekannte amerikanische Autor Elmore Leonard begann seine schriftstellerische Karriere zwischen 1951 und 1969 mit Westernromanen („Man nannte ihn Hombre“), bevor er sich ab 1969 dem Kriminalroman zuwandte. „Letztes Gefecht am Saber River“ erschien erstmals im Jahr 1959 (in diesem Jahr liefen Filme wie „Rio Bravo“ oder „Der letzte Befehl“ mit John Wayne) und wurde 1997 mit Tom Selleck („Magnum“) in der Hauptrolle verfilmt. Anfang März 2024 ist der Roman neu im liebeskind-Verlag erschienen und darf daher gerne (wieder-)entdeckt werden.
- Autor: Elmore Leonard
- Titel: Letztes Gefecht am Saber River
- Originaltitel: Last Stand at Saber River (1959) Aus dem Englischen übersetzt von Florian Grimm
- Verlag: Liebeskind
- Umfang: 256 Seiten
- Einband: Hardcover
- Erschienen: März 2024
- ISBN: 978-3-95438-176-0
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Wertung: 12/15 dpt