Beppo Beyerl – Abgründe am Semmering (Buch)


Anschlag auf die Südbahn?

Abgründe am Semmering
© Gmeiner

Am 13. September 1929 kommt es im Post- und Telegrafenamt des Südbahnhotels am Semmering zu einer Explosion. Verletzte gibt es zum Glück nicht, jedoch findet man am Tatort ein Erpresserschreiben. Am 26. September sollen eine Millionen Schilling hinterlegt werden, andernfalls droht die Sprengung eines Viadukts. Die Österreichischen Bundesbahnen denken jedoch nicht daran, sich erpressen zu lassen, was Oberinspektor Max Mitschek vom Wiener Sicherheitsbüro vor ein zusätzliches Problem stellt. Immerhin findet er schnell zwei Verdächtige: Einen Konstrukteur mit erheblichen Finanzproblemen und einen Geschäftsmann mit höchst skurrilen Werbemethoden. Die Zeit drängt, denn an besagtem 26. September soll ferner Polizeipräsident Dr. Schober zum neuen Bundeskanzler gewählt werden und die Lösung des Falles quasi seine Eintrittskarte sein.

Urlaubslektüre für den Semmering und für Eisenbahnfreunde interessant

„Abgründe am Semmering“ ist nach „Mord im Lainzer Tiergarten“ der zweite Fall für Max Mitschek, der ihn in die mondäne Urlaubsregion des Semmering führt. Architekten wie Adolf Loos, einer der Wegbereiter der modernen Architektur, sind am Semmering tätig, Künstler wie der Schriftsteller Franz Werfel sowie dessen Ehefrau Alma Mahler-Werfel genießen hier ihren Urlaub und haben daher kurze Gastauftritte. Wer sich für Architektur, den Semmering und dessen Umgebung sowie die Geschichte der Eisenbahn, idealerweise sogar der Südbahn, die Wien mit Triest verbindet, interessiert, darf durchaus zugreifen. Wem es jedoch in erster Linie um einen packenden Krimi geht, wird womöglich fehlgreifen. Von Beginn an gibt es nur die beiden erwähnten Verdächtigen, von denen einer nicht wirklich zur Diskussion steht. Daher ist die Bezeichnung auf dem Buchrücken „Spannung pur“ zwar aus Marketingaspekten verständlich, leider aber im vorliegenden Fall nichtzutreffend.

Am Abend betrat Max Mitschek mit den Ablichtungen des Gästebuchs vom Südbahnhotel das Café Museum. In Wien schlief man nämlich vorsorglich bei der Arbeit, dafür arbeitete man im Kaffeehaus, und zu Hause wurde man krank. Oder so ähnlich.

Auch der Erzählstil ist gewöhnungsbedürftig. So wird auf den Seiten 98-124 mehr als umfangreich im Rückblick erzählt, wie das Leben des Konstrukteurs ablief und wie dieser letztlich in seine missliche Lage kommen konnte. Danach geht es auf Seite 125 mit folgendem Satz weiter: „Nun ist es Zeit, dass wir uns wieder dem Attentat auf das Südbahnhotel und der Suche nach dem dafür verantwortlichen Übeltäter widmen.“ Diese gestaltet sich recht einfach und da zudem der Protagonist nicht der sympathischste ist, findet man nur bedingt Bezug zum Geschehen, welches sich mehr oder weniger von selbst ergibt.

Wie gesagt: Wer sich für die eingangs genannten Themen, vor allem für Eisenbahngeschichte und den Semmering, interessiert, darf zugreifen. Zahlreiche Fußnoten enthalten aufklärende Anmerkungen zu geschichtlichen Hintergründen; ausführliche Informationen zur Südbahn, dem legendären Grand Hotel Panhans sowie dem kaum weniger ruhmhaften Südbahnhotel finden sich im Nachwort.

  • Autor: Beppo Beyerl
  • Titel: Abgründe am Semmering
  • Verlag: Gmeiner
  • Umfang: 256 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: März 2024
  • ISBN: 978-3-8392-0554-9
  • Produktseite


Wertung: 7/15 dpt


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