Ein Teil dieser Zeilen entstand Anfang Februar in der Toskana, in einem kleinen Häuschen mit Blick aufs Meer – absolute Stille. Nur die Kinder spielen im Hintergrund, naja, eigentlich streiten sie sich um irgendwas. Aber es ist die Toskana. Das klingt jetzt ziemlich privilegiert und das stimmt wohl auch. Die 5 Tage, die wir uns aber hier gönnten, waren vor allem ein Ausbruch aus dem Alltag mit einer Flut an Terminen, Verbindlichkeiten und nicht enden wollender Jammerei, die tagtäglich so einprasseln. Manche wissen das, ich bin im Brotberuf in einer leitenden Tätigkeit im Krankenhausbereich, daneben Vizebürgermeister einer Kleinstadt, hab vier Kids und eine Freundin und engagiere mich in diversen Vereinen.
Klar, alles selbst gewählt und soll auch kein Jammern darüber sein.
Es passiert nur extrem schnell und unbemerkt, dass einem die Grenzen aufgezeigt werden. Während wohl viele, zumindest aber ich, im Allgemeinen immer hoffen, dass das aktuelle Jahr besser wird als das abgelaufene, folgt die Ernüchterung spätestens bei Jahresrückblicken.
Alleine die Tatsache, dass mein Jahresrückblick 2023 am 29. Februar (im Schaltjahr 2024) erscheint, sagt Einiges aus.
So sehr ausgebrannt und gehetzt wie in den letzten Wochen im Jahr 2023 habe ich mich noch nie gefühlt. Und das obwohl diese Zeit nicht unbedingt anders oder intensiver war. Liegt es am nahenden 40er? Wohl kaum. Woran dann? Sicherlich zeigen die Pandemie und ihre Nachwehen, genereller gesellschaftlicher Druck weg von einer Leistungs- zu einer Erfolgsgesellschaft mit der damit verbundenen Unsicherheit hinsichtlich Job, Einkommen oder Betreuungsmöglichkeiten für Kinder oder andere Angehörige. Werden dann auch noch Freizeitaktivitäten oder Ruhezeiten vernachlässigt, beginnt sich das Rad immer schneller zu drehen und schwups, ist der Teufelskreis da.
Glücklicherweise wurde die Reißleine gezogen, um für ein paar Wochen kürzer zu treten, daher der Jahresrückblick eben etwas später. Nachdem ich euch auch nicht weiter mit persönlichen Geschwafel nerven will, nachfolgend ein paar der Highlights aus 2023:
Das Team von booknerds
Ohne den Redaktionskolleg*innen wäre diese Seite nicht tagtäglich mit Leben befüllt. Zahlreiche Rezensionen und Specials aus allen möglichen Genres und Gebieten werden hier für die treue Leserschaft verfasst. So unterschiedlich wie unser Team zusammengesetzt ist, so unterschiedlich sind die Interessen und letztlich die schriftlichen Ergüsse. Danke an euch alle – ihr macht booknerds erst lebendig!
Kino
“Das Kino ist tot, lang lebe das Kino!”
“Oppenheimer” und “Barbie”, so unterschiedlich beide Filme letzten Endes auch sind, haben diese beide Produktionen, gerade im Sommer, maßgeblich dazu beigetragen, dass zahlreiche Menschen in die klimatisierten Lichtsäle strömten. Nicht zu unrecht, heimsten “Barbenheimer” schon einige Preise ein. Für Preise reichts wohl nicht, aber “Aquaman 2” ist wohl einerseits die endgültige Demontage der Amber Heard sowie des Versuchs von Warner Brothers ein DC-Universum zu erschaffen, wie es Marvel unter Kevin Feige gelang.
Nicht nur für Kinder, sondern vor allem für Nintendo-Fans war, der von den Illumination Studios produzierte, “Der Super Mario Bros. Film”, ein Höhepunkt. Dazu konnte ich “The Marvels” leider nicht zählen. Der Film war zwar bei weitem nicht so schlecht, wie manche Kritiken befürchten ließen, aber so richtig rund war das Ganze auch nicht. Schade. Immerhin konnte “Guardians of the Galaxy Vol. 3” das Marvel Cinematic Universe 2023 etwas retten.
Das schaffte zwar “The Creator” für 20th Century Fox (Disney) zwar nicht. Doch der bildgewaltige SciFi-Epos verschlang glücklicherweise ein verhältnismäßig kleines Budget. “Elemental” von Pixar wurde gleich zu Beginn als Totgeburt prophezeit, entwickelte sich aber im Longrun als sehr lukrativ für den großen Mauskonzern aus Kalifornien. Obwohl Disney das 100-jährige Jubiläum beging, gab es in zahlreichen Sparten wenig zu feiern. Langzeit-CEO (mit Kurzzeitpause) Bob Iger hat hier alle Hände voll zu tun, um den Anforderungen der Aktionäre aber allen voran, des Publikums gerecht zu werden.
Bücher
Der SUB erreicht bald ungeahnte Höhen, dennoch schaffe ich es, einige Bücher tatsächlich komplett zu lesen. Da wanderte mit “Stimme der Hoffnung” ein wunderbar gefühlvoller Poesieband über den Tisch. Am 15.09.2023 fand sogar eine Lesung der Autorin in der Stadtbücherei Ybbs statt.
Der neueste Roman von Daniel Glattauer namens “Die spürst du nicht” schafft es, auf wenigen Seiten gekonnte Gesellschaftskritik anzubringen und das mit gekonnter Leicht- und Bissigkeit zugleich.
Serien
Nach langen und intensiven Tagen ist der Gang zum Sofa oftmals das einzig Wahre. Was man leider nicht immer von verfügbaren Inhalten sagen kann.
Meine Freundin und ich haben endlich “Shameless” beendet. Unglaublich, wie lange die Reise mit Familie Gallagher in Chicago gedauert hat, doch die ständigen Höhen und Tiefen waren fester Bestandteil unserer Streaming-Abende.
Kürzlich habe ich auch “Manifest” beendet. Diese pseudo-esoterische Serie über ein “göttliches” Flugzeug, driftete immer mehr in die Skurrilität ab. Andererseits eignet sich diese Serie hervorragend für ein Saufspiel, einer Leberzirrhose oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Challenge: jedes Mal einen kippen, sobald das Wort “Berufung” kommt. Ich hab euch gewarnt!
Besser waren hier schon andere Netflix-Produktionen wie “Berlin”, das Prequel zu “Das Haus des Geldes”. Auch ein bisschen gar unglaubwürdig an manchen Stellen, überzeugte die Produktion jedoch mit einem spielfreudigen Ensemble. Ebenso unterhaltsam war “Der Untergang des Hauses Usher” wo plötzlich die Erben eines betuchten Patriarchens ums Leben kommen.
“Die Therapie” ist eine sechsteilige Miniserie, basierend auf einem gleichnamigen Buch von Sebastian Fitzek. Hier überzeugen Stephan Kampwirth, Helena Zengel (“Systemsprenger”) und Emma Bading. Humorvoll waren die neuen Staffeln von “L.O.L. – Last One Laughing” und “Star Trek: Lower Decks”. Ich hoffe inständig, dass letztere Serie noch lange fortbesteht. Gerade die Crossover-Episode mit dem Cast von “Star Trek: Strange New Worlds” war herausragend. Für Sci-Fi Fans sei auch hier nochmals “For All Mankind” (AppleTV) erwähnt. Die vierte Staffel treibt die Ereignisse am Mars voran und lässt auch auf der Erde keinen Stein auf den anderen.
Die schönste Überraschung war gegen Jahresende die Neuinterpretation des Pumuckls. Egal ob es die Tochter war, die nun immer nach den Kobold verlangt oder meine Wenigkeit die sentimental an Meister Eder denkt, selten habe ich so eine liebe- und würdevolle Herangehensweise für ein bekanntes Ausgangsmaterial gesehen. Umso erfreulicher, dass es eine zweite Staffel geben soll.
Games
Gerade am PC-Spielesektor passierte 2023 so viel Tolles: “Baldur’s Gate III”, “Diablo IV”, Early Access zu “Pioneers of Patagonia”, “Hogwarts Legacy”, “Final Fantasy XVI”, ein neues Zelda, ein neues Mario Bros. sowie “Alan Wake 2”. Einige der Spiele konnte ich zumindest antesten, wie oben schon erwähnt: fehlt es einfach an der Zeit für aussagekräftige Reviews.
2023 war somit wieder einmal ein abwechslungsreiches Jahr – in allen Belangen. Von den geopolitischen und gesellschaftlichen Umbrüchen spreche ich erstmal gar nicht.
Der fromme Wunsch nach einem etwas ruhigeren Jahr 2024 bleibt zwar, doch schon die ersten zwei Monate haben das Gegenteil davon bewiesen.
Bleibt interessiert und uns treu,
Dominic
