Dubiose Todesfälle im Weinviertel
Winter, minus zwölf Grad, Weihnachten steht vor der Tür. Kurzentschlossen schließt sich Simon Polt seinen Freunden Friedrich Kurzbacher und Sepp Räuschl an und hilft Weinbauer Karl Fürnkranz bei der nächtlichen Eisweinlese. Zurück in dessen Preßhaus gilt es, den Riesling zu verarbeiten, doch der grüne Most verfärbt sich in der Weinpresse mit einer blutig-roten Farbe. Minuten später ist ein Toter geborgen, bei dem es sich um Ferdinand Lutzer handelt. Viele kannten ihn, denn er machte Gelegenheitsarbeiten aller Art, war aber alles andere als beliebt.
„Keiner und alle.“
„Sie treiben die Exaktheit Ihrer Ausdrucksweise auf eine beunruhigende Spitze, Herr Kollege.
Gendarmerieinspektor Simon Polt mag es gemütlich, doch ungewöhnliche Todesfälle ziehen ihn bekanntlich magisch an. Wie geriet der Lutzer in die Presse, zumal nur der Fürnkranz einen Schlüssel zu dem Preßhaus besaß? Wenig später vermisst die betagte Kathi Stirbl ihren Hund, der kurz darauf in ihrem Kühlhaus gefunden wird; mit eingeschlagenem Schädel. Was ist nur wieder in dem beschaulichen Weinviertel nahe der tschechischen Grenze los? Und dann, als wäre es nicht schon schlimm genug, gibt es einen weiteren, ebenfalls verdächtigen Todesfall. Obendrauf gibt es noch zwei besondere „Kirschen auf der Torte“ für Polt: Seiner Freundin Karin Walter geht der Fall des Lutzer persönlich sehr nahe und Revierleiter Harald Mank eröffnet Polt, dass dieser zum Jahresbeginn einen neuen Chef haben wird.
Vierter Fall für Gendarmerieinspektor Simon Polt
Alfred Komarek war in Österreich ein bekannter Krimiautor, dessen Simon-Polt-Reihe im Jahr 1998 mit dem Band „Polt muss weinen“ begann. Am 27. Januar 2024 verstarb der Autor, weswegen wir noch mal einen Blick zurückwerfen auf seine preisgekrönte Serie. Nach „Blumen für Polt“ und „Himmel, Polt und Hölle“ ist der vorliegende Band der vierte der Serie. Das fiktive Wiesbachtal im Weinviertel nahe der tschechischen Grenze bildet einmal mehr die Kulisse für Simon Polt, dessen Verfilmung darauf schließen lässt, dass das reale Vorbild das Pulkautal ist.
Die Zeit macht selbst vor dem beschaulichen Weinviertel nicht Halt. Polt hat neuerdings ein Mobiltelefon und ist somit fast überall erreichbar, nur nicht in seinen geliebten Weinkellern. Aloisia Habesam und ihrem Kaufhaus macht die neue Konkurrenz durch Selbstbedienungsgeschäfte arg zu schaffen und an der Grenze zu Tschechien geschehen unschöne Dinge wie Devisen- und Alkoholschmuggel sowie Prostitution.
Der Kreis der Verdächtigen will zunächst nicht so richtig erkennbar sein und so dreht sich einmal mehr alles um das örtliche Zusammenleben der bekannten Figuren. Es wird verkostet, getratscht und – nun ja – ermittelt, was bedeutet, dass Polt zahlreiche Gespräche führt, in denen mehr angedeutet denn erzählt wird. Das Ende kommt wie immer überraschend, wobei es darum kaum geht. Die scheinbare Idylle des ländlichen Lebens wird einmal mehr demaskiert, Lästereien gewinnen die Oberhand und manch gutbürgerliche Fassade stürzt haltlos ein. Ein kurzweiliger, humorvoller Wohlfühlkrimi der besonderen Art.
„Wer kann das schon in unserer Gegend. Außer vielleicht ein Hallodri, wie der Lutzer einer war. Hat alles und nichts gemacht. Und die Schulden waren ihm scheißegal. Haben ja die anderen Angst haben müssen um ihr Geld.
Finaler Hinweis: Bei Haymon ist 2012 der Sammelband „Polt – Die Klassiker in einem Band“ erschienen. Dieser enthält die ersten vier Romane der Serie sowie eine Polt-Kurzgeschichte.
Autor: Alfred Komarek
Titel: Polterabend
Verlag: Haymon
Umfang: 192 Seiten
Einband: Taschenbuch
Erschienen: Dezember 2014 (Erstveröffentlichung: 2003)
ISBN: 978-3-85218-945-1
Wertung: 11/15 dpt