Zwei seltsame Todesfälle
Frühling im Wiesbachtal. Gendarmerieinspektor Simon Polt sieht am frühen Nachmittag auf einer Wiese neben einem Weingarten Willi sitzen, einen älteren, geistig behinderten Mann, der einst als Findelkind vor einer Haustür in Brunndorf abgelegt wurde. Nahe der Wiese befindet sich ein steiler Lößabsturz. Polt mag Willi und so kommt es zu einem kurzen Austausch.
Für Polt sieht es zunächst nach einem ruhigen Tag in der Dienststelle in Burgheim aus, doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst fährt Horst Breitwieser, der in der Nähe von Brunndorf auf einem abgelegenen Gutshof wohnt, mit seinem Opel Olympia den Rudi Riebl auf seinem Puch-Moped um, wobei dieser zu Tode kommt. Absicht oder ein Unfall? Breitwieser will drei Mal gehupt haben, Zeugen des Vorgangs gibt es nicht. Allerdings spricht einiges für einen Unfall, denn Riebl hat in den letzten Jahren immer wieder durch derartige Unfälle auf sich aufmerksam gemacht. Leichte Verletzungen, dafür hohe Entschädigungen von den meist angetrunkenen Autofahrern.
Kaum anderthalb Stunden der nächste Todesfall. Willi wurde tot am Fuße des Löschabsturzes gefunden. Womöglich ebenfalls ein Unfall, doch Polt glaubt dies nicht und so ermittelt er in seiner Freizeit, was einmal mehr nicht allen Dörflern gefällt. Diese haben mitunter noch andere Sorgen, denn ein ebenso trink- wie schlagfreudiges Brüderpaar sorgt für Ärger, ebenso wie die nicht immer harmlosen Streiche von vier Schülern.
Zweiter Fall für Gendarmerieinspektor Simon Polt
Alfred Komarek war in Österreich ein bekannter Krimiautor, dessen Simon-Polt-Reihe im Jahr 1998 mit dem Band „Polt muss weinen“ begann. Am 27. Januar 2024 verstarb der Autor, weswegen wir noch mal einen Blick zurückwerfen auf seine preisgekrönte und mit dem österreichischen Schauspieler und Kabarettisten Erwin Steinhauer (Simon Polt) verfilmte Serie, bleiben aber bei der literarischen Vorlage.
„Blumen für Polt“, erinnert von Aufbau und Ablauf sehr stark an seinen Vorgänger „Polt muss weinen“, denn auch hier scheint es keinen Mordfall zu geben, sondern bedauerliche Unfälle. So wird privat ermittelt, mehrere Dorfbewohner verärgert und es entwickeln sich Dinge im Dorf recht ungünstig. Die Entwicklung in Brunndorf selbst wird ebenfalls wieder beleuchtet, denn rund anderthalb Jahre nach dem ersten Auftritt von Polt, hat sich das Dorf weiterentwickelt. Verstärkt zieht es Städter, gemeint sind Wiener, in das hübsche in Niederösterreich gelegene Weinviertel an der Grenze zu Tschechien. Mit Dieter Moltke hat sich gar der erste Preuße im Ort dauerhaft niedergelassen. Die geöffnete Grenze zum Nachbarland sorgt derweil für erste Schlepper und Flüchtlinge.
Vom kriminellen Treiben der Kinder und Halbstarken abgesehen, geht es hauptsächlich beschaulich zu, wenngleich erneut Abgründe hinter bürgerlichen Fassaden aufreißen. Immerhin, das Positive überwiegt, man bleibt gesellig, trifft sich zu jeder Tageszeit in den zahlreichen Preßhäusern und verkostet wie seit jeher guten Wein. Das aus dem Vorgänger bekannte Figurenensemble wurde geringfügig erweitert, so dass man auf etliche bekannte Personen wieder trifft. Beispielsweise die Lehrerin Karin Walter, der Polt schon im Debüt recht nahekam. Ob es dieses Mal zu mehr als einer platonischen Beziehung reichen wird? Wer Landhaus- oder Wohlfühlkrimis mag, ist hier sicher nicht falsch. Eine leichte, entspannende Krimilektüre, die wunderbar mit einem leckeren Wein harmoniert.
Finaler Hinweis: Bei Haymon ist 2012 der Sammelband „Polt – Die Klassiker in einem Band“ erschienen. Dieser enthält die ersten vier Romane der Serie sowie eine Polt-Kurzgeschichte.
- Autor: Alfred Komarek
- Titel: Blumen für Polt
- Verlag: Haymon
- Umfang: 192 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: März 2013 (Erstveröffentlichung: 2000)
- ISBN: 978-3-85218-943-7
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Wertung: 11/15 dpt