Peter Grandl – Höllenfeuer (Buch & Interview)


© Piper Verlag

Eine Stadt hält den Atem an: Erst stürzt eine Frau auf die Gleise, dann fallen Schüsse aus dem Inneren einer U-Bahn. Nur wenige Minuten später befindet sich München im Ausnahmezustand.

Torge Prager fungiert als Leiter der polizeilichen Ermittlungen. Was schnell bekannt ist: Hinter den Schüssen steckt ein Anschlag inslamistischer Terroristen. Was noch nicht bekannt ist: Warum sterben die U-Bahn-Opfer, die überhaupt nicht von den Schüssen getroffen wurden?

Mit Höllenfeuer hat Peter Grandl in weiteres Werk geschaffen, das den Atem raubt. Welche Beweggründe ihn beim Schreiben angetrieben haben, warum es für ihn keine klare Linie zwischen Gut und Böse gibt und welche Gefahren Religionen in sich bergen, hat uns der Autor im Interview erzählt.

Lieber Peter, vielen Dank, dass du dir für uns Zeit nimmst!

Heute würden wir gerne deine neueste Veröffentlichung vorstellen. Da dein Werk so umfassend ist, freuen wir uns, dass du uns Frage und Antwort stehst!

Dein drittes Buch, welches nun vor wenigen Tagen im Piper-Verlag erschienen ist, heißt Höllenfeuer. Wer mit der Lektüre beginnt, wird feststellen, dass der Titel den Hintergrund der Geschichte gut zusammenfasst.

© Florian Fischer / Piper Verlag

Anders als seine Vorgänger handelt Höllenfeuer nicht von der rechtsextremen Szene. Hier geht es um islamistischen Terror. Wie bist du auf das Thema insofern aufmerksam geworden, dass du einen Thriller dazu schreiben wolltest?

Im Prinzip ist das Thema dem von TURMSCHATTEN sehr ähnlich: Mir geht es immer um die Zerbrechlichkeit der Demokratie. Eine Demokratie muss „wehrhaft“ bleiben. Das Szenario in HÖLLENFEUER soll erneut aufzeigen, wie einschneidende Ereignisse in einem demokratischen Staat, den Ruf nach einer „starken Hand“ wach werden lassen können. Und das wiederum bringt unsere ganzen Werte ins Wanken und kann zur Auslöschung unserer Demokratie führen.

Bei der Lektüre fällt bereits früh auf, dass deiner Geschichte eine akribische Recherche zugrunde liegt. Du behältst dabei nicht nur den Überblick in Bezug auf die Zusammenarbeit und Koordination von Behörden und Ermittlungen. Vor allem scheinst du auch ein umfangreiches Wissen über die Entwicklung des IS und deren Schreckensherrschaft zu verfügen. Wie sah deine Recherche zu Höllenfeuer aus? Wie viel Zeit hast du dir dafür genommen?

Meine Recherche dauerte ungefähr sechs Monate. Der Kontakt zu Behörden und Institutionen fiel diesmal schon leichter, da mir der Erfolg von TURMSCHATTEN einige Türen öffnete. Dazu kommen dann intensive Gespräche mit Experten zu Islamismus, Virologie aber auch zu banalen Dingen wie U-Bahn-Sicherheitssysteme.

Der Thriller setzt sich aus etlichen Protagonist*innen, Nebencharakteren und Parallelhandlungen zusammen. Wie schaffst du es, den Überblick zu behalten, sodass alles zusammen ein sinnvolles Ganzes ergibt? Wie sieht deine Arbeit als Autor aus? Muss man sich ein Whiteboard vorstellen, an dem Hunderte von gelben Notizzetteln kleben?

Genauso ist es. Die Wände meines Schreibzimmers kleben dann voller bunter Post-its auf antistatischen Folien, mit denen ich die Wände abdecke. Die Notizen sind dann zu Themen geclustert und diese werden wiederum durch farbige Linien miteinander verbunden. Dazu kommen Bilder von Menschen, Zeitungsausschnitte, usw. Man kennt solche Wände ganz gut aus Filmen, in denen die Kriminalisten das Zimmer eines geisteskranken Massenmörders entdecken. 😂

Dann bringe ich alles auf ca. 20 Seiten zu Papier und vernichte die Folien wieder. Von da ab beginnen die Figuren dann in meinem Kopf ein Eigenleben anzunehmen.

Höllenfeuer ist kein Buch, das man liest und dann zufrieden beiseitelegt. Es fordert seine Leser*innen zum Nachdenken heraus. Ich habe mich während der Lektüre vor allem mit dem Aspekt des Fundamentalismus beschäftigt. Dabei ist mir aufgefallen, dass zwar der islamistische Terror im Fokus deiner Geschichte steht. Allerdings hast du eine weitere Handlung eingebaut. Es handelt sich um den Innenminister Martin Himmel, dessen religiöse Überzeugungen ebenfalls Leben, bzw. ein Leben kostet. Wie wichtig war es dir, die klare Linie zwischen Gut und Böse zu verwischen?

Für mich gibt es per sé keine guten oder keine schlechten Menschen. Das macht die Figuren mehrdimensional und die Wendungen nachvollziehbarer. Jeder Mensch handelt aus Motiven oder inneren Bedürfnissen heraus. Wenn wir als Leser diese Triebfedern nachvollziehbar kennenlernen, können wir auch mit den sogenannten „Bösen“ mitfühlen. In HÖLLENFEUER hatte ich in der Urfassung sehr viel mehr Hintergrundgeschichten, hab sie dann aber stark gekürzt, um dem Roman ein höheres Tempo zu geben als in TURMSCHATTEN und TURMGOLD.

Was in diesem Zusammenhang besonders auffällt, ist die Auslegung von Religion nach dem Motto Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Ist das ein Aspekt, der dir auch in der Realität begegnet?

Ich glaube, dass Religion schon immer ein Mittel zum Zweck war. Die Mächtigen haben sie benutzt, um noch mächtiger zu werden oder um die Massen nach ihrem Willen zu manipulieren. Es gibt da aber auch den Aspekt, dass zutiefst gläubige Menschen aus ihrem Glauben heraus eine starke Kraft schöpfen und damit auch Gutes vollbringen und eine Vorbildwirkung für viele andere Menschen haben. Vor denen habe ich allerhöchsten Respekt.

Höllenfeuer endet mit einem gewaltigen Knall, der trotz seiner leisen Andeutung überrascht. Somit stellt sich in Bezug auf die Geschichte nur noch eine Frage: Wird es eine Fortsetzung geben?

Ich denke schwer darüber nach und ich habe auch schon einige Ideen, wie es mit der Familie Himmel weitergeht, aber aktuell stecke ich schon im nächsten Buchprojekt mit einem ganz neuen Thema und danach wollte ich eigentlich die Turmreihe abschließen. Also ja, ich hab eine Fortsetzung vor, aber das kann noch dauern.

Lieber Peter, ich habe dich als besonders nahbaren Menschen kennengelernt. Wie wichtig ist dir der Kontakt zu deinen Leser*innen?

Extrem wichtig. Deshalb liebe ich Lesungen und Buchmessen, denn diese Book-Community ist mir sowas von ans Herz gewachsen!!!!

Vielen Dank für das Interview!

Wir von den Booknerds wünschen dir weiterhin viel Erfolg!

  • Autor: Peter Grandl
  • Titel: Höllenfeuer
  • Genre: Thriller
  • Verlag: Piper
  • Umfang: 480 Seiten
  • Einband: Paperback
  • Erschienen: 02. Januar 2024
  • ISBN: 978-3-492-06450-7

Wertung: 15/15 dpt


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