Queen Of Justice – Sri Asih (Film, DVD/BluRay)

Für Indonesien soll das BCU (Bumilangit Cinematic Universe) werden, was das MCU (und mehr als ein Hauch DC) für Hollywood und darüber hinaus ist. Ein Comic-Universum, zusammengesetzt aus eigenen Superheld*innen, die verwurzelt sind in der Historie und Fabelwelt Indonesiens. 2019 geschah mit “Gundala” der Einstieg, dem 2022 (nach mühevoller Produktionsphase) die “Queen Of Justice” aka “Sri Asih” folgte – die in “Gundala” bereits einen Cameo-Auftritt hatte.

Auch wenn die Geschichten eng mit den politischen Verhältnissen in Indonesien und der eigenen, mythenreichen Historie verbunden sind, erscheinen die Heroen keineswegs fremd. Während Gundalas Superkräfte durch einen Blitzeinschlag geweckt werden, ist Sri Asih die Reinkarnation der Göttin Dewi Asih, der Beschützerin der Menschheit. Sie kann fliegen, ist eine herausragende Kämpferin und benutzt einen langen, roten Schal als Distanzwaffe. Als wäre das nicht schon Wonder Woman-mäßig genug, wehrt Sri Asih im Film Kugeln mit ihren Unterarmschonern ab.

Erschaffen wurde die Figur bereits 1954 vom rührigen R.A. Kosasih, der Traditionen und Geschichten des indonesischen Puppentheaters (“Wayang”) und des epischen, indischen “Mahabharata”in sein von ihm geschaffenes Comicuniversum übernahm. Spuren davon lassen sich in “Queen Of Justice” wiederfinden. Vor allem im dialoglastigen Mittelteil, in dem die blinde Eyang Mariani weitschweifend Hauptfigur Alana über ihre Bestimmung und das Publikum über die maßgebliche Dramaturgie informiert.
Doch von Anfang an, wie sich das für eine “Origin”-Story gehört: Kurz bevor ihre Eltern Opfer eines Vulkanausbruchs werden, kommt die kleine Alana, viel zu früh, auf die Welt. Ein wutverzerrtes Gesicht in den lodernden Flammen lässt zeitig vermuten, dass der Feuertod von Vater und Mutter kein zufälliges Ereignis war.

Eine alte Frau (der wir später wiederbegegnen werden) bringt Alana ins Waisenhaus, von wo aus sie von der der engagierten und kampferfahrenen Sarita adoptiert wird. Alana wächst behütet auf und mausert sich unter Saritas Anleitung zur formidablen Martial Arts-Kämpferin. So gerät sie ins Visier eines verwöhnten Mafia-Sprosses, der die junge Frau zum Kampf herausfordert. Da seine Handlanger gewohnt sind, Siege zu kaufen, damit der schlecht erzogene Junior nicht düpiert wird, bestechen sie seine Gegner K.O zu gehen. Zunächst scheint Alana widerwillig auf den Handel einzugehen, doch ihr arroganter Gegner reizt sie bis zum Wutausbruch und es geht rund im Ring.

Das gefällt weder dem Gangster-Nachwuchs noch seinem mächtigen Papa Prayogo. Alana und ihre Familie geraten auf seine Abschussliste und Sarita wird übel misshandelt. Schwerer Fehler wie man vermuten kann. Es kommt zu Scharmützeln, in deren Verlauf der verwöhnte Zögling das Zeitliche segnet. Alana beteuert zwar ihre Unschuld, hat aber eine Art Blackout, was den Todeszeitpunkt angeht.

Doch da kann die weise Mariani für Aufklärung sorgen. Es stellt sich heraus, dass Alana Sri Asih, die irdische Inkarnation der guten Göttin Dewi Asih ist. Dazu auserkoren, die Welt und ihre Bewohner vor der verbannten bösen Feuergöttin und ihren Untergebenen zu beschützen. Die fünf Hauptkommandeure des dämonischen Aufbegehrens möchten ihre Anführerin wiederbeleben und die Erde in Schutt und Asche legen. Doch Alana, die wiedergeborene Urkraft des Guten soll das verhindern.

Wird es ihr gelingen? Ist Prayogo, der Capo aller Capos, einer der dämonischen Kommandanten? Wird Alana ihre Wut und den mit ihren Ausbrüchen verbundenen, möglichen Übertritt zur dunklen Seite der Macht, äh, des Feuers in den Griff bekommen? Fragen über Fragen, die “Queen Of Justice” ausführlich und trotz eines (erwartbaren) Twists ziemlich überraschungsfrei beantwortet.

Positiv ist zu vermerken, dass die “Queen Of Justice” vorbehaltlos für die Entrechteten und Ausgebeuteten eintritt, während das organisierte Verbrechen und gierige Großkapitalisten den ärmeren Teil der Bevölkerung opfern möchten, um die fiese Feuergöttin zu reanimieren. Die Staatsmacht ist korrupt, also braucht es Superhelden wie Sri Asih und Gundala um für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen. Die Illusion der Hoffnung, das Heilsversprechen der entsprechenden Universen, in denen Auserwählte mit besonderen Kräften wirken.

Über die regionale Sagenwelt wird ausschweifend fabuliert, am Ende zählt aber doch nur der Kampf von Gut gegen Böse, um für kurze Zeit ein Gleichgewicht herzustellen. Alana scheint eine noch ausführlichere Anleitung im Off zu erhalten, denn der Übergang von der begabten MMA-Fighterin zur fliegenden Göttin fällt ihr erstaunlich leicht. Kein Erstaunen, keine Überraschung, ein meditativer Initiationsritus reicht, um Sri Asih fliegen und kämpfen zu lassen, als hätte sie nie etwas anderes getan. Zwei hübsche Kampfanzüge gibt es ebenfalls dazu.

Alles ist mehrere Spuren kleiner als im vergleichbaren MCU, auch wenn der Handlungsverlauf ähnlich und die Laufzeit mit 135 Minuten zu lang ist. Man merkt dem Film die vielen, durch den Lockdown und entsprechende Corona-Bestimmungen verursachten, Locationwechsel und Verzögerungen an, wodurch “Queen Of Justice” allerdings einen eigenen, düsteren Shabby-Noir-Look verpasst bekommt.

Nach feurigem Start folgt eine Aufstiegsgeschichte im Mixed Martial Arts-Sektor, gemixt mit einem Gangster-Epos auf Sparflamme. Dann bremst der Film fast bis zum Stillstand ab und entwickelt seine Origin-Sory um die Formung einer Superheldin. Doch nicht auf visueller Ebene, sondern als dröges Hörspiel. Ist dies überstanden, begeben sich Alana und ihre Mitstreiter bereits zum ausladenden Endkampf, in dem die Effektabteilung ein wenig Spaß haben darf.

Leider haben die Kampfsequenzen ein paar Probleme. Grundsätzlich ist es begrüßenswert, dass Regisseurin Upi die Attacken nicht als hektisches Schnittgemetzel inszeniert. Bietet sich an, da Iko Uwais und sein Stunt-Team ihr zur Seite stehen, von denen man nicht erst seit “The Raid” weiß, dass sie fähig sind, ein Actionfeuerwerk zu entfachen. Doch “Queen Of Justice” ist jugendtauglich, weshalb brachiale Nahkämpfe und blutige Shootouts ausbleiben. Zudem merkt man der an sich bezaubernden Srih Ashi-Darstellerin Pevita Pearce an, dass sie keinerlei Kampferfahrung besitzt. Sie gibt sich zwar redlich Mühe und hat etliche ihrer Stunts selbst bewältigt, doch wirkt das Ganze wie ein streng choreographierter Pas de Deux in gebremstem Tempo, bei dem die Schrittfolgen möglichst exakt im Kopf abgehakt werden.

Mangels Budgets und vermutlich aufgrund der erschwerten Arbeitsbedingungen während der Coronazeit, geht relativ wenig Mobiliar zu Bruch, überbordende Effektszenen finden gar nicht statt. Was den indonesischen Film auf seine bescheidene Art wiederum sehr sympathisch macht.

Darstellerisch geht das Gezeigte weitgehend in Ordnung, selbst der komische Sidekick ist sozialverträglich und das Overacting der Antagonisten hält sich in Grenzen. Nicht in engen, aber immerhin. Das man den Twist um die Identität des wahren Gegenspielers meilenweit vorhersieht (natürlich ist der böse Boss nicht der Kopf der dämonischen Hauptmännerbande), geschenkt, dramaturgisch folgt “Queen Of Justice” eh bekannten Regeln.

Die eigenen Grundlagen des BCU werden zwar behauptet, finden sich aber nur ganz am Rand zum Klang der eigenen Trommel ein. MCU und DC sind halt doch sehr präsent. Da wir einen Hang zu kleinen, aufgeregten Stiefkindern- und -geschwisterchen haben, empfehlen wir “Queen Of Justice” und “Gundala” gerne für einen der verregneten Nachmittage, respektive Abende, die es im Herbst so zahlreich gibt.

Die Disc enthält neben kurzen Einblicken in die Dreharbeiten und die Entstehung der Kampfsequenzen, ein über halbstündiges “Behind The Scenes”-Feature, das dezidiert auf die Schwierigkeiten während des Drehs eingeht. Diese Dokumentationen sind fast spannender als der Hauptfilm.

Cover+ Bilder  © Plaion Pictures

  • Titel: Queen Of Justice – Sri Asih
  • Originaltitel: Sri Asih
  • Produktionsland und -jahr: Indonesion, 2020-22
  • Genre: Action, Drama, Superhelden
  • Erschienen: 23.11.2023
  • Label: Plaion
  • Spielzeit:
    129 Minuten auf 1 DVD
    135 Minuten auf 1 Blu-Ray
  • Darsteller: Pevita Pearce
    Jefri Nichol
    Christine Hakim
    Surya Saputra
    Reza Rahadian
    Jourdy Pranata
    Dimas Anggara
    Mian Tiara
    Canti Tachril
    Revaldo
    Jenny Chang
  • Regie: Upi Avianto
  • Drehbuch: Upi Avianto (as Upi)
    Joko Anwar
    Raden Ahmad Kosasih (C
    reator Comic Book)
  • Kamera: Arfian
  • Schnitt: Teguh Raharjo
  • Musik: Bembi Gusti
    Tony Merle
    Aghi Narottama
  • Extras:  Trailer, Behind the Scenes, Featurettes
  • Technische Details (DVD)
    Video:
    2.39:1 (16:9)
    Sprachen/Ton:
    Deutsch, Indonesisch, Dolby-Digital 5.1
    Untertitel:
    Deutsch
  • Technische Details (Blu-Ray)
    Video:
    2.39:1 (16:9)
    Sprachen/Ton:
    Deutsch, Indonesisch, DTS-HD Master Audio 5.1
  • Untertitel: Deutsch
  • FSK: 12
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite
    Erwerbsmöglichkeit


Wertung: 8/15 dpt

 

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