Zwanzig Jahre nach dem Unfall
Ein Baggersee in Münster. Es ist der 30. August 1995. Katharina, Doro, Rieke, Manu, Lorenz und Frederik sind an ihrem Lieblingsplatz. Mit dabei ist Uli, ein Außenseiter in der Schule, der zu gerne bei der Clique dabei wäre. Eine Mutprobe soll es richten. Einmal mit verbundenen Augen durch den See, hin und zurück. Alkohol ist auch im Spiel. Dann geht es schnell und vor allem schief, denn Uli ertrinkt vor den Augen der anderen.
22 Jahre später. Manu ruft Katharina an, die inzwischen als Kommissarin bei der Kripo Münster arbeitet. Sie will Uli in der Fußgängerzone gesehen haben. Doch kann das sein? Damals suchten Taucher den See ab, Ulis Leiche wurde nie gefunden. Die Jugendlichen erzählten damals alle von einem Unfall. Uli habe selber schwimmen wollen. Würde er tatsächlich noch leben, hätten sie sich alle die letzten zwei Jahrzehnte zu Unrecht mitschuldig an seinem Tod gefühlt.
Doro, die schon damals im Mittelpunkt der Gruppe stand, lädt alle für ein Wochenende auf ihr Gehöft unweit von Münster ein, wo sie mit Frederik zusammenlebt. Zwei Jahrzehnte hat man sich nicht mehr gesehen, doch der Abend gerät schnell aus den Fugen, alte und neue Wunden reißen auf. Es geht verbal hoch her. Katharina erhält einen Anruf von ihrer Mutter. Diese bittet sie nach Münster zu fahren, da die neue Pflegerin von Katharinas Bruder mit diesem überfordert sei. Am nächsten Morgen kehrt Katharina mit Brötchen für’s Frühstück zurück, aber schnell vergeht allen der Appetit, denn neben der Scheune, die sich unweit des Gehöfts befindet, entdeckte Katharina die Leiche von Doro, der brutal der Schädel eingeschlagen wurde.
Ist Uli zurück und nimmt brutale Rache für damals? Aber wenn nicht, müsste der Mörder oder die Mörderin sich auf dem abgelegenen Gehöft befunden haben, also einer der vier Freunde sein. Obwohl teils befangen, darf Katharina an den Ermittlungen mitwirken und entdeckt schnell, dass Frederik, Lorenz, Manu und Rieke alle ein starkes Motiv für den Mord hatten.
Auftakt der Katharina-Klein-Reihe aus Münster
„Schweigende Wasser“ erschien in der Originalausgabe bereits 2017 und bildet den Auftakt der Katharina-Klein-Reihe, welche in Münster spielt und mittlerweile fünf Bände umfasst. Sieht man davon ab, dass es ein wenig unrealistisch erscheint, dass Katharina unter den gegebenen Umständen an den Ermittlungen gegen ihre Schulfreunde beteiligt wird, hat Henrike Jütting einen überzeugenden Serienstart hingelegt.
Schnell wird klar, dass es eigentlich nur fünf Verdächtige geben kann. Die vier Schulfreunde, die auf dem Gehöft übernachteten und besagter Uli, so er denn damals nicht ertrunken sein sollte. Alle behaupten steif und fest, sie seien nicht der Mörder, aber mehr und mehr offenbaren sich dunkle Geheimnisse. Doro drohte ihrem Mann Frederik mit dem Verkauf des von ihm geliebten Gehöfts, da sie nicht länger auf dem Land leben wollte; den verheirateten Familienvater Lorenz erwischte sie in einem Restaurant in inniger Umarmung mit einer fremden Frau und Manu und Rieke waren ebenfalls nicht gut auf Doro zu sprechen. Und dann wäre ja noch die große Lebenslüge aller Beteiligten einschließlich Katharina. Seit jeher war von einem Unfall die Rede, nicht davon, dass man Uli ungewollt Alkohol zugeführt und diesen dann mehr oder weniger in den See gezwungen hatte.
Die Geschichte kreist um die Protagonistin Katharina, die ambivalent und lebensnah gezeichnet wird. Sympathisch mit ihren Gefühlen hadernd, laviert sie sich durch das Geschehen, immer damit rechnend, dass ihr Geheimnis sie vor ihren Kollegen bloßstellt. Am Ende des durchgehend kurzweiligen und spannenden Plots trifft man sich in bester Agatha-Christie-Manier auf dem alten Gehöft zum „Stuhlkreis“. Katharina darf ihre Erkenntnisse allen vorlegen und erneut treten alte und neue Heimlichkeiten zutage. Leicht konsumierbare, gute Krimiunterhaltung.
- Autorin: Henrike Jütting
- Titel: Schweigende Wasser
- Verlag: KBV
- Umfang: 296 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Juni 2023
- ISBN: 978-3-95441-651-6
- Produktseite
Wertung: 12/15 dpt
