Fabcaro – Asterix und die weiße Iris (Comic)


Ein Fest für Nostalgiker

Nachdem Cäsar gefühlt alles unternommen hat, um das unbeugsame gallische Dorf zu unterwerfen und dabei immer am rebellischen Eigensinn der Gallier gescheitert ist, soll es nun eine völlig neue Strategie richten. Ein Achtsamkeitsguru wird entsandt, um genau diesen gallischen Unabhängigkeitswillen zu untergraben. Mit seiner Lehre von der weißen Iris bringt er zunächst das Gleichgewicht im Dorf durcheinander und lockt schließlich Gutemine, die Frau von Häuptling Majestix, nach Lutetia, um sie zur Geisel Cäsars zu machen.

Dass am Ende auch dieser Plan scheitert und die liebenswert schrullige Dorfgemeinschaft den guten Ausgang der Geschichte wie immer mit einem Wildschweinbankett unterm Sternenhimmel feiert, ist keine Überraschung. Und genau so soll es auch sein.

Mit dem neuen Asterix-Heft kehrt die Comic-Reihe endgültig zu ihrem Ursprung zurück. Zeichnerisch ist kein Unterschied auszumachen zu den kultigen Vorbildern aus Albert Uderzos Feder. Didier Conrad hat den Stil seines Vorgängers verinnerlicht und beschert uns lebendige Bilder voller Humor und witziger Details. Und auch die Texte, die Jean-Yves Ferri den Figuren in ihre Sprechblasen legt, könnten ebenso vor dreißig Jahren von René Goscinny geschrieben worden sein.

Und doch frage ich mich, ob mir persönlich das alles nicht zu viel an Tradition ist. Der neue Asterix ist ein makelloser Klon des Originals. Bei der Lektüre fühle ich mich sofort in meine Kindheit zurückversetzt.

Aber etwas fehlt mir dann doch.
Ferri und Conrad machen ihre Sache perfekt und geben der Fangemeinde erhält genau das, was sie erwartet. Liegt es an mir, dass mich die Nostalgie allein nicht mehr zufrieden macht? Ich stelle für mich fest, dass ich gerne überrascht worden wäre.

Damit meine ich nicht die typischen Anspielungen aufs aktuelle Zeitgeschehen, die es auch in früheren Ausgaben immer gegeben hat und die Ferri und Conrad ebenfalls durch witzige Details einfließen lassen. So werden spielerisch Modeerscheinungen wie z.B. die in den Städten omnipräsenten E-Roller aufgenommen. Ein Seitenhieb auf die Klimabewegung wird ausgeteilt. Alles in allem lässt sich auch dieser Asterix in die Zeit seines Entstehens hinein verorten.

Der Asterix meiner Kindheit ist durch zahlreiche Länder gereist. Er war weltoffen und tolerant. Ein listiger Rebell, ein Freiheitskämpfer im besten Sinne. Er verband Tradition mit Fortschritt. Er war modern.

Und genau das alles ist der neue Asterix nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass der Held meiner Kindheit ebenfalls ein wenig erwachsener geworden wäre. Ein wenig weniger verhaftet in alten Sichtweisen und Sehmustern.
Mit ein wenig mehr Finesse hätte der Brückenschlag gelingen können, den kleinen Gallier mit einigen großen Fragen unserer Zeit zu konfrontieren. Und es hätte überhaupt keines Zaubertranks bedurft, sondern nur einer Prise Humor und Menschlichkeit, um vermeintlichen Kritiker:innen den Wind aus den Segeln zu nehmen.

  • Autor: Fabcaro (Jean-Yves Ferri)
  • Illustrator: Didier Conrad
  • Titel: Die weisse Iris
  • Teil/Band der Reihe: Band 40
  • Originaltitel: L’Iris Blanc
  • Übersetzer: Klaus Jöken
  • Verlag: Egmont Comic Collection
  • Erschienen: Oktober 2023
  • Einband: Gebundene Ausgabe
  • Seiten: 48 Seiten
  • ISBN: 978-3770424405

 

 


Wertung: 11/15 dpt

 


1 Kommentar
  1. Ach wie schön, vielen Dank für die Rezension! Ich habe es neulich im Buchladen gesehen und wusste nicht so recht. Du hast mir weitergeholfen, liebe Britta. Kommt auf meinen Wunschzettel zu Weihnachten! 🙂

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