Das war die Buch Wien 23


Vom 8. bis 12. November fand in der Wiener Messehalle wieder die “Buch Wien” statt. Mit 300 Ausstellern und über 40 Mitwirkende aus 25 Nationen war die Messe und deren Programm umfang- und abwechslungsreich. Ich habe mich am Donnerstag für euch ins Getümmel geworfen.

Am Vormittag des 9. November schoben sich die Schulklassen nur so durch die Reihen. Viele der Schüler*innen waren Zettel und Stifte ausgestattet, eine Rätselrallye war zu bewältigen. Während so mancher Aussteller morgens schon genervt erschien (oder einfach noch zu wenig Kaffee intus hatte), freuten sich andere über den regen Andrang. Auch die jungen Besucher*innen verweilten bei manchen Ständen dann doch länger als geplant, weil das ein oder andere Buch die Aufmerksamkeit weckte.

Vor allem im diesjährig erstmals installierten “New Adults”-Bereich herrschte immer reges Interesse. Buchcover in Pastellfarben und Farbschnitte zogen nicht nur weibliche Besucher an. Die Gesamtgestaltung dieses neuen Bereichs sorgte für generell für viel Aufmerksamkeit, was auch von den dort arbeitenden Thalia-Mitarbeiter*innen bestätigt wurde.

Ebenfalls sehr ansehnlich gestaltet war der skandinavische Bereich mit einer großen Holzkonstruktion und einer beachtlichen Auswahl an nordischer Literatur. Daneben durften natürlich die üblichen Branchenvertreter nicht fehlen: dtv, Piper, Ullstein Verlage, Klett-Cotta, C.H.Beck und und und. Dazu kamen lokale, nationale Verlage, Self-Publisher oder Antiquariate.

Neben den Gesprächen mit den Besucher*innen, nutzen natürlich die Kolleg*innen die Gelegenheiten, um sich auszutauschen. Immer wieder wurden hier Köpfe zusammengesteckt, Visitenkarten getauscht und Programme durchgeblättert.

Über den gesamten Zeitraum strömten 58.000 Besucher*innen in das Wiener Messezentrum und stellten somit den bisherigen Besucherrekord aus dem Jahr 2019 ein.

Durch die zahlreichen Veranstaltungen in der Stadt, den lehrreichen Workshops sowie den Lesungen und Interviews auf den Messebühnen, wurde ein interessantes Rahmenprogramm geboten.

Die ORF-Bühne war bei allen Veranstaltungen am Donnerstag gut besucht. Der Journalist Peter Michael Lingens erzählte über seine Familiengeschichte: zwischen Adolf Hitler, Bruno Kreisky, Donald Trump und Wladimir Putin: Die Familiengeschichte Peter Michael Lingens’ ist aufs Engste mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts verzahnt. Sein Buch ist ein Plädoyer gegen den Neoliberalismus, von dem er fürchtet, dass er die EU sprengen und einen neuen Faschismus herbeiführen könnte. Der Doyen des österreichischen Qualitätsjournalismus zeigt sich in diesem Parcours durch die österreichische Medien- und Zeitgeschichte klarsichtig wie je und überraschend selbstkritisch.

Später spricht Amir Gudzari über seine Fluchtgeschichte: Während der Proteste im Iran 2009 ist der Student A. gezwungen, sein Land zu verlassen. Die Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend voller Gewalt nimmt er mit. Aus dem Künstler wird ein offen verachteter Flüchtling in Österreich. Eindringlich erzählt Amir Gudarzi vom Durchhaltewillen eines Menschen auf der Flucht. Ein bedeutender Roman über Fremdheit und Außenseitertum, über Mut, die Macht der Sprache, Liebe. Und ein tief bewegendes, kostbares Dokument.

Nicht minder interessant war die Podiumsdiskussion “Klima retten, aber wie?” mit Jürgen-Thomas Ernst, Johannes Siegmund und Helga Kromp-Kolb. Das hochemotionale Thema wurde sachlich diskutiert, wobei das Publikum spannend den Ausführungen lauschte – auch wenn es sicherlich unterschiedliche Ansichten zur Thematik gibt.

Alles in allem war es ein abwechslungsreicher und interessanter Tag auf der “Buch Wien”. Sollte der Andrang nächstes Jahr auch wieder so groß sein, wäre es vielleicht angebracht, eine zweite Halle dazu zu nehmen.


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