The Ritual Killer (Film)


© SquareOne Entertainment

Rom: Bei einer Verfolgungsjagd wird die Leiche einer Frau gefunden. Trotz zahlreicher Einsatzkräfte gelingt es dem Verfolgten zu entkommen.

Mississippi: Als die Leiche einer Frau angeschwemmt wird, lassen sich Indizien erkennen, die auf einen Ritualmord hinweisen. Es dauert nicht lange, bis eine zweite Leiche gefunden wird. Doch erst, als ein zehnjähriger Junge entführt und auf bestialische Weise ermordet wird, finden die Ermittler Spuren, denen sie endlich nachgehen können.

Detective Lucas Boyd sucht Hilfe bei dem Afrikanistik-Experten Professor Mackles. Doch dieser zeigt sich verschlossen. Aus einem guten Grund…

Ein Thriller um einen Ritualmörder. Morgan Freeman als betagter Professor. Beides sind Hinweise darauf, dass es sich hier um einen Film handeln könnte, der es mit seinen Genrenachbarn Sieben oder Das Schweigen der Lämmer aufnehmen könnte. Hält der Film, was er verspricht?

© SquareOne Entertainment

Die Story klingt interessant. Ein afrikanischer Medizinmann tötet im Auftrag Menschen, da dieses Ritual seinen Auftraggebern Wünsche erfüllt. Herausgestochene Augen verleihen Scharfsichtigkeit und dergleichen. In diesem Auftrag reist der Medizinmann um die Welt, um Menschen für andere, sehr wohlhabende Menschen zu opfern. An dieser Stelle kommen einige Fragen auf: Warum ist der Medizinmann, der aufgrund seiner Tätigkeit mit seinem Glauben verwachsen zu sein scheint, nicht in Afrika? Wäre es nicht logischer, er führte seine Funktion in dem Land fort, mit dem er sich allein schon wegen seines Glaubens verbunden fühlt? Hinzu kommt eine weitere Frage: Wie kann es sein, dass reiche Geschäftsmänner weltweit den Glauben eines afrikanischen Medizinmannes teilen?

Leider bleiben diese Fragen unbeantwortet. Weder zu den Hintergründen der Auftraggeber werden Informationen gegeben, noch zum Medizinmann finden sich Hinweise.

Was in diesem Zusammenhang besonders vereinfacht dargestellt wird, ist, dass dieser afrikanische Medizinmann auf grausame Weise tötet. Es findet keine Differenzierung statt, die darauf schließen lässt, dass diese Person schlichtweg ein Mörder ist. Stattdessen werden die Zuschauer*innen im Glauben gelassen, dass alle afrikanischen Medizinmänner somit Ritualmorde begehen könnten, um gewisse Vorteile zu ziehen, wie es vielleicht in der Vergangenheit in vereinzelten afrikanischen Stämmen üblich war. Doch war es das?

Es liegt somit eine Handlung vor, die etliche Fragen aufweist. Der Film versäumt es, Antworten zu liefern, was den Plot somit nicht authentisch erscheinen lässt.

Die Story beginnt in Rom und wird in den USA fortgesetzt. In Rom ist ein Polizist bereits seit einiger Zeit mit den Fällen des Ritualmörders betraut. Er verfolgt den Mann, ohne ihn zu fassen zu bekommen. Er findet sogar heraus, dass dieser Mann europa-, wenn nicht sogar weltweit agiert. Das alles erfahren die Zuschauer*innen jedoch nur aus einem kurzen Telefonat. Die Haupthandlung spielt in Mississippi, wo der kaputte Detective Boyd ermittelt. Je näher die amerikanische Polizei dem Täter kommt, desto mehr wäre hier eine Zusammenarbeit zwischen Rom und NYPD wünschenswert. Doch Rom spielt von nun an keine Rolle mehr. Letztlich erscheint der gesamte italienische Teil als nutzlos für die weitere Handlung. Es hätte für den Film keinen Unterschied gemacht, hätte man die Story von Anfang an in den USA spielen lassen.

Betrachtet man nun die Figuren, ergibt sich ein recht homogenes Bild. Zum Ersten muss darauf hingewiesen werden, dass sämtliche Rollenklischees bedient werden. Frauen spielen lediglich in Nebenrollen. Alle Frauen sind darüber hinaus jung und schön. Hauptrollen werden ausschließlich von Männern besetzt. Alter und Schönheit scheint bei den männlichen Schauspielern keine Rolle gespielt zu haben.

Detective Lucas Boyd spielt dabei die tragende Rolle der Handlung. Als Hauptermittler ist er nicht nur mit dem Fall betraut, er hat vor allem eine dunkle Vergangenheit. Wie so oft handelt es sich bei dieser Figur um einen abgewrackten Mann mittleren Alters, der nicht nur ein Alkoholproblem hat, sondern auch noch ein privates Schicksal zu verkraften. Übergewichtig, nicht unbedingt der Hellste, aber dafür mit dem Herz am richtigen Fleck findet er irgendwie den Mörder, wobei da mehr Glück als Geschick im Spiel ist. Und so richtig finden… In der Abschlussszene passiert jedoch etwas, das völlig abwegig ist. Darin unternimmt dieser abgehalfterte Cop etwas so Widerwärtiges, dass das schlimmste persönliche Schicksal und der härteste Alkohol nicht ausreichen würden, um diese Tat zu rechtfertigen.

Afrikanistik-Professor Mackles (Morgan Freeman) und NYPD-Detective Boyd (Cole Hauser), © SquareOne Entertainment

Bleibt Morgan Freeman in seiner Rolle als Professor der Afrikanistik. Morgan Freeman – ein großer Name der Filmgeschichte. Der mittlerweile 86-Jährige ist vermutlich der größte Hingucker des Thrillers. Als bekanntes Gesicht Hollywoods sind Filmbegeisterte starkes Charisma von dem Schauspieler gewöhnt, der seinen Durchbruch erst in den 1980er Jahren feierte. Auch in The Ritual Killer trägt er seine Rolle mit Stärke. Doch – und das ist ein Aspekt, der traurig stimmt – genügt diese Stärke nicht mehr, um die Präsenz zu zeigen, die man von ihm gewohnt ist. Und dieser Umstand ist einzig und allein dem Alter geschuldet. Als Mann in den Achtzigern wirkt Freeman zerbrechlich. Es ist zu erkennen an seinem Gang, seinen Blicken, sogar an seinem dünnen Haar. Die Handlung jedoch nimmt eine Wende, die eine agilere Position abverlangt, sodass auch hier die Authentizität des Films verloren geht.

Jedoch muss ein Charakter des Film erwähnt werden, der als Einziger völlig überzeugend gespielt wird. Dabei handelt es sich um den zehnjährigen Jungen, der Opfer des Medizinmannes wird. Dieser junge Darsteller schafft es, seine Rolle so authentisch zu transportieren, dass er mehr Beachtung verdient hätte.

Fazit

Was lässt sich abschließend zu dem Film sagen, der so große Erwartungen geweckt hat?

Der Thriller wirkt wie der Ausschnitt eines längeren Films. Die Geschichte ist spannend und atmosphärisch, nicht zuletzt wegen des Filters, der ein bisschen an die alten Klassiker erinnert, und der Hintergrundmusik, die nicht zu aufdringlich ist.

Die Handlung versteht es, Fragen aufzuwerfen, verpasst es jedoch, diese zu beantworten. Auch gibt sie keine Hinweise, damit die Zuschauer*innen die Möglichkeit hätten, ihre eigenen Antworten zu finden.

Die Figuren erscheinen bis auf die kurze Rolle des zehnjährigen Opfers, dargestellt von Cody Lemmon, zu oberflächlich, fast schon lustlos, während gleichzeitig jedes Klischee bedient wird, das das Genre nur zu bieten hat.

Anerzählt. Das trifft bei diesem Film am besten zu. Wie gut hätte das Filmerlebnis sein können, hätten die Macher Wert darauf gelegt, die Story auszuerzählen.

  • Titel: The Ritual Killer
  • Produktionsland und -jahr: USA, 2023
  • Genre: Thriller
  • Erscheinungstermin: 13. Oktober 2023
  • Label: Squareone Entertainment
  • Spielzeit: 92 Minuten
  • Darsteller: Morgan Freeman, Cole Hauser, Vernon Davis, Peter Stormare
  • Regie: George Gallo
  • Drehbuch: Bob Bowersox, Jennifer Lemmon, Francesco Cinquemani, Georgia Iannone, Luca Giliberto, Ferdinando Dell´Omo
  • Kamera: Andrzej Sekula
  • Schnitt: Yvan Gauthier
  • FSK: 16

Wertung: 8/15 dpt


2 Kommentare
  1. Genau die Szene mit dem kleinen 10-jährigen Jungen hat mich in diesem Film am meisten beeindruckt, dass ich versucht habe, mehr über die Hintergründe herauszufinden. Aber ich befürchte auch, dass der Film die Vorstellung weckt, dass solche grausigen Menschenopferungen häufig in Afrika von Medizinmännern ausgeführt wurden, die in der Tat u.a. von hellhäutigen psychopathischen Serienmördern begangen wurden, z. B. Karl Denke, Ed Gein oder der kolumbianische Killer Luis Garavito.

  2. Ok, ich dachte wo Morgan Freeman drin ist steht Qualität drauf wie ich es eigentlich gewohnt bin. Er ist für mich einer DER Schauspieler, die einfach durch Anwesenheit eine Ausstrahlung haben die andere vergeblich suchen. Allerdings hast Du in Deiner Rezension einige wichtige Punkte angesprochen. Da warte ich bis der Film mal “kostenlos” irgendwo ausgestrahtl wird. Für einen Abend vor dem Fernseher wird es dann ganz interessant.

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