Martin Scorsese hat offenbar in den letzten Jahren ein Faible für überlange Filme entwickelt … und eines vor weg: Killers of the Flower Moon ist lang – aber ist er darum auch langweilig?
Ernest Burkhart (ganz stark gespielt von Leonardo DiCaprio) kehrt nach dem Ersten Weltkrieg zurück nach Osage Country, Oklahoma: Der pro-Kopf reichsten Gegend der Welt.
In dem Land, das den Osage-Natives gehört, wurde Öl gefunden und seit dem zieht es etliche Goldgräber in das Land, die einerseits versuchen, den Natives das Geld aus den Taschen zu ziehen, oder sich mit ihnen zu verheiraten, um an das Vermögen ranzukommen.
Einer dieser Männer ist William Hale (Robert De Niro) der seinen Neffen Ernest auf Mollie (Lily Gladstone) ansetzt, deren Chauffeuer er wird.
Was sich danach über dreieinhalb Stunden entspinnt, ist einerseits ein Drama, das beleuchtet mit welch widerlichen Methoden, die Natives betrogen und unterdrückt werden und andererseits, wie eiskalt sie ermordet werden, um an ihr Geld zu kommen. Ein klassischer Thriller oder gar Spannung wer die Mörder sein könnten, entsteht nie, da wir relativ schnell erfahren, was vor sich geht.
Killers of the Flower Moon, geht es nicht um die Niederungen eines Menschen, sondern die einer ganzen Gesellschaft.
Trotzdem nimmt gerade das dem Film einiges an Spannung, der sich an manchen stellen (vor allem im letzten Drittel) durchaus zäh anfühlen kann. Das wiederum ist ein Problem, dass ich schon mit The Irishman hatte.
Ebenso fehlen mir die Scorsese typischen ikonischen Momente, die einem lange im Gedächtnis hängen bleiben.
Das klingt so, als wäre Killers of The Flower Moon, ein langweiliger Film und das ist er durchaus nicht, aber persönlich finde ich, dass man einiges hätte kürzen können, um die Geschichte zu straffen.
Kunst oder Kommerz?
Apple TV geht mit Scorsese ein gewisses Risiko ein, immerhin waren seine letzten Filme (Silence, The Irishman) keine großen kommerziellen Erfolge, wie zum Beispiel The Wolf of Wall Street, Shutter Island oder Gangs of New York und es spricht Bände, dass Scorsese zuletzt mit Streamern zusammenarbeiten musste, um seine Filmprojekte finanziert zu bekommen.
Dabei merkt man Killers of The Flower Moon durchgehend an, wie sehr dem Filmemacher sowohl das Medium am Herzen liegt, als auch die Geschichte der Osage-Natives.
Hier ist aber auch schon wieder einer meiner Kritikpunkte: Der Film wird hauptsächlich aus der Sicht zweier weißer Amerikaner gezeigt, und erzählt sehr wenig über die Kultur der Osage – dabei hätte ich mir statt einiger der endlosen Dialog Szenen zwischen DiCaprio und De Niro eher gewünscht mehr über diesen Stamm zu erfahren.
Abschließen bleibt zu sagen:
Killers of The Flower Moon, ist ein visuell beeindruckender Film und vermutlich wäre ich bei jedem anderen Regisseur begeisterter, aber gemessen an Scorseses Filmographie würde er bei mir eher im guten Mittelfeld landen. An einigen Stellen ist er etwas zu lang geraten und gerade das Ende zieht sich ein wenig. Trotzdem hat Killers of The Flower Moon viele starke Momente und einige der Morde werden eiskalt und ohne Pathos inszeniert.
Wer kein Sitzfleisch hat, kann ja auf den Release auf Apple TV warten – für Filmfans aber auf jeden Fall ein Muss.
Wertung: 11/15 dpt
- Titel: Killers of The Flower Moon
- Originaltitel: Killers of The Flower Moon
- Produktionsland und -jahr: USA 2023
- Genre: Drama, Thriller
- Erschienen: 19.10.2023
- Label: Apple TV
- Spielzeit: lang 😉
- Darsteller: Lily Gladstone
Robert De Niro
Leonardo Di Caprio - Regie: Martin Scorsese
- Drehbuch: Eric Roth
- Kamera: Rodrigo Pieto
- Schnitt: Thelma Schoonmaker
- Musik: Robbie Robertson
- FSK: 16