Der Literaturpodcast „Autorinnen im Porträt“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, in jeder Episode eine Schriftstellerin in den Fokus zu rücken. Dabei schauen wir auf das Leben der Autorin und auf ihr Werk. Wer wir sind? Mariann Gáborfi und Sarah Teicher aus Leipzig.
Wir sind auch Redakteurinnen bei Booknerds.de und haben deshalb beschlossen, zu dem im März 2022 gegründeten Podcast eine begleitende Kolumne zu schreiben. (Alle Folgen der Kolumne im Überblick.)
Heute stelle ich, Sarah, euch die amerikanische Autorin der „Glasglocke“ näher vor: Sylvia Plath
Sylvia Plaths Werk ist überschaubar. Ihr einziger Roman „Die Glasglocke“, der bis heute meiner Meinung nach absolut zur Pflichtlektüre gehören sollte, wurde zu ihrem Aushängeschild. Sie studierte Literatur in Massachusetts, was ihr durch ein Begabtenstipendium ermöglicht wurde, und gewinnt verschiedene Auszeichnungen für ihre Gedichte. Sie veröffentlichte auch verschiedene Kinderbücher. Ihr Name „Plath“ geht übrigens zurück auf auf ihren Vater mit deutsche Wurzeln. Es ist also gar nicht schlimm, sich das amerikanische „th“ am Ende zu sparen und den Namen deutsch auszusprechen. 😉
Vor fast einem Jahr sprachen Mariann und ich im Podcast über Sylvia Plath. Zum Aufnahmezeitraum fiel der erste Schnee in Leipzig – die Lesesaison auf dem Sofa war bereits in vollem Gange, so wie heute. Kuschelt euch also ein und lauscht unserer Folge, bitte sehr:
Wer vorab noch etwas mehr über die Autorin erfahren möchte (oder den Artikel unterwegs liest und die Kopfhörer vergessen hat, kann ja alles sein), hier entlang bitte:
Für Furore sorgten der im Nachlass erschienene Lyrikband „Ariel“ (hrsg. von Ex-Ehemann Ted Hughes), von ihrer Mutter veröffentlichte Briefwechsel und Notizen (ebenfalls beides posthum) sowie vor allem der genannte Roman „Die Glasglocke“. Zu verdientem Ruhm kam die Schriftstellerin zu Lebzeiten jedoch nicht mehr: Nur zwei Wochen nach Erscheinen ihres Romans begeht Sylvia Plath im Alter von 30 Jahren Suizid und hinterlässt zwei Kinder und ihren Ex-Ehemann Ted Hughes, von dem sie sich im Jahr zuvor trennte. Wir schreiben das Jahr 1963, Schauplatz dieses tragischen Ereignisses ist die Londoner Wohnung der Autorin.
Auf „Die Glasglocke“ war ich neugierig, weil sie von Autorinnen, die ich gerne lese, immer wieder als Referenz genannt wird. Ich las das Buch ohne biografisches Hintergrundwissen und war von seiner zeitlosen, sofort fesselnden Sprache, seinem schwarzen Humor und angedeuteten Ereignissen in der Handlung sofort hin und weg. Erst im Nachhinein erkannte ich, wie viel Autobiografisches Plath verarbeitete: In „Die Glasglocke“ geht es um die Studentin Esther Greenwood, die 1953 einen Monat bei einer New Yorker-Frauenzeitschrift arbeitet – eine Parallele zu Sylvia Plath, die einige Zeit für die „Mademoiselle“ schrieb. Nach und nach kämpft die Protagonistin mit psychischen Problemen, verbringt einige Zeit in einer psychiatrischen Klinik. Auch diese Erfahrungen machte Plath selbst. Trotz dieser schweren Thematik driftet der Roman nie ab ins Pathos. Der Ton ist zwar mitunter lyrisch, aber immer konkret, immer greifbar – große Erzählkunst, die dafür sorgt, dass man das Buch bis zum Ende nicht weglegen kann. Eine große Leseempfehlung meinerseits! Dennoch ist es sicherlich nicht verkehrt, sich im Vorhinein zu fragen, ob man sich mit dem Thema Depression beschäftigen möchte, ob man sich stabil genug fühlt, in diese Welt einzutauchen. Für mich ein literarisches Werk sondergleichen.
Schreibt mir doch gern in die Kommentare, ob ihr „Die Glasglocke“ gelesen habt und wie ihr den Roman fandet.
Und damit bin ich auch schon wieder am Ende der Kolumne „Autorinnen im Porträt“ für den Monat Oktober. Ich bin gespannt, wen euch Mariann im November vorstellt. Schaut doch mal auf unseren Kanälen auf Instagram oder Facebook vorbei! Wir freuen uns über eure Kommentare und wenn ihr bei unseren Rätseln mitmacht. 🙂
Viele Grüße und einen schönen Herbst ohne allzu viel Grau, sondern mit ganz viel Herzenswärme wünscht euch
eure Sarah.