Ursula Heinrich – Mord im Astoria (Buch)


Ein Betrüger unter Mordverdacht

Mord im Astoria
© Gmeiner

Am 13. Juli 1927 entscheidet sich Theo von Hagendorf möglichst schnell das Weite zu suchen. Seit einigen Tagen unterhält er, Sohn eines wohlhabenden Hamburger Reeders, im Hotel Astoria in Wien eine Liaison mit der bezaubernden Adele, deren Mann beruflich in Linz beschäftigt ist. Doch bevor Theo die Flucht ergreifen kann, kommt Adele aufgelöst in Begleitung eines Hotelmitarbeiters sowie des Kriminalinspektors Günther Schmalbach auf ihn zu. Sie ist verzweifelt, denn ihr wertvolles Collier wurde gestohlen.

Wenig später ist Adele gar nicht mehr so reizend, denn sie behauptet, dass sie stets allein ihr Hotelzimmer aufgesucht habe, dabei finden sich Theos Fingerabdrücke selbst an ihrem Bett. Der Fall ist für die Polizei klar, zumal Theo nicht Theo ist, sondern der Hochstapler und Zechpreller Teddy Steuber aus Wien. Polizeibekannt, zumal er schon dreimal einsaß. Teddy gelingt zunächst die Flucht, doch bereits am nächsten Tag erschüttert ihn die Schlagzeile der Tagespresse. Adele wurde im Astoria ermordet. Teddys Vater, vor seinem Ruhestand selbst im Polizeidienst tätig, begleitet Teddy zur Wache, wo ihn der diensthabende Revierinspektor Baumann des Mordes verdächtigt und verhaften will. Adele wurde erstochen, ihr Mörder war wie Teddy Linkshändler und die Tatwaffe, das Messer, gehörte ihm.

Aufgrund aktueller politischer Unruhen ergeben sich Tumulte vor der Wache. Im folgenden Durcheinander kann Teddy erneut fliehen und erhält am nächsten Tag unerwartete Hilfe von Mina Nowak, die als Schreibkraft das Protokoll von Teddys Vernehmung für Baumann aufsetzen sollte. Die junge Frau ist von Teddys Unschuld überzeugt, aber kann Teddy ihr trauen? Zuflucht findet er zunächst in der anrüchigen „Veilchenbar“, die von Otto Novacs geführt mit, mit dem er einst gemeinsam einsaß. Die Zeit drängt, doch wie sollen Teddy und Mina den mysteriösen Fall aufklären?

Atmosphärisch überzeugend

Hintergrund für die erwähnten Unruhen war eine politisch motivierte Schießerei im Januar des Jahres 1927 in dem Ort Schattendorf, bei dem es zwei Tote gab. Spätere Freisprüche sorgten für handfeste Auseinandersetzungen, bei denen es letztlich über hundert Tote zu beklagen gab. Kommunisten gegen Hakenkreuzler, sozialdemokratische Schutzbündler gegen rechte Frontkämpfer. Diese Gemengelage ist aber nur die aufgesetzte Kulisse, welche durchaus ein wenig intensiver hätte dargestellt werden können.

Zudem stellt sich, wie so oft, die Frage, warum eine Person sich in eine Ermittlung einmischt, die sie überhaupt nichts angeht und ihr daher völlig egal sein kann. Mina träumt davon einen Kriminalroman zu schreiben und ist daher an dem Fall interessiert, zumal sie ihren Vorgesetzten Baumann nicht mag und an Teddys Unschuld glaubt. Warum sollte er sich freiwillig auf dem Revier melden? Teddy zieht sich ins Rotlichtmilieu seines alten Kumpels zurück und wenngleich eine Schreibhilfe der Polizei sowie ein mehrfach verurteilter Gauner kaum zu einander passen, gehen sie den Fall gemeinsam an, wobei ihre Möglichkeiten natürlich arg begrenzt sind. Hinzu kommt, dass Mina keinerlei praktische Erfahrung in polizeilichen Ermittlungen hat, so dass sie prompt bei ihrem Versuch, an vertrauliche Informationen zu gelangen, erwischt wird.

Die Spannungskurve ist überschaubar, was daran liegt, dass die beiden Protagonisten in ihren Möglichkeiten – wie gesagt – sehr limentiert sind und die Zahl verdächtiger Personen im unteren einstelligen Bereich verläuft. Dadurch wirkt die ruhig erzählte Handlung allerdings wiederum recht authentisch und insbesondere die atmosphärische Darbietung ist Ursula Heinrich („Melange ohne“) gut gelungen. Teddy, zwischen eigener Recherche und Flucht vor der Polizei pendelnd, ist trotz seiner zweifelhaften Vergangenheit jemand, der sein Herz mitunter am rechten Fleck zu haben scheint. Die Stadt Wien dient als Hintergrundkulisse, auch hier wäre sicher mehr möglich gewesen. Alles in allem kurzweilige Unterhaltung für einen gemütlichen Krimilesetag.

  • Autorin: Ursula Heinrich
  • Titel: Mord im Astoria
  • Verlag: Gmeiner
  • Umfang: 256 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: September 2023
  • ISBN: 978-3-8392-0492-4
  • Produktseite


Wertung: 11/15 dpt


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