Sabaa Tahir: Elias & Laia. Eine Fackel im Dunkel der Nacht (Buch)


Es handelt sich hierbei um die Rezension für Teil zwei der vierteiligen “Elias & Laia-Reihe”, Spoiler auf Teil eins (“Elias & Laia. Die Herrschaft der Masken”) lassen sich also leider nicht vermeiden.

In Schwarzskliff herrscht Chaos. Laia hat, mit Hilfe von Köchin und Izzi, mehrere Sprengsätze hochgehen lassen und so Elias vor seiner Hinrichtung bewahrt. Erstmal zumindest. Denn nun müssen sie die allgemeine Unruhe nutzen, um aus der Miltärakademie der Martialen zu fliehen.

An diesem Punkt endet Band eins und knüpft der zweite Band nahtlos an. Es geht direkt spannungsgeladen, actionreich und sehr blutig und brutal weiter. Womit wir schon bei meinem ersten Kritikpunkt wären, der aber eher den Verlag betrifft und dementsprechend nicht in meine Wertung einfließt:

WIESO wird dieses Buch bzw. diese Reihe als Jugendbuch gelistet und ab vierzehn Jahren empfohlen?! Es geht in beiden Bänden, die ich bisher gelesen habe, um Folter, Sklaverei, sexuellen Missbrauch, um Mord, Krieg und junge Menschen bzw. Kinder (die Masken), die zu Tötungsmaschinen und Folterknechten ausgebildet werden. All diese Dinge werden vielleich nicht bis ins letzte Detail beschrieben, aber sind dennoch explizit und sehr eindrücklich immer wieder Thema. Grundsätzlich legitim, dass dies in Büchern aufgegriffen wird, vor allem da die Insipiration der Autorin ein real existierender Völkermord in Kaschmir (Indien) war. Niemals würde ich diese Reihe jedoch für Jugendliche ab vierzehn Jahren empfehlen. Wäre der Roman ein Drehbuch, bekäme der Film wohl locker FSK 18. Außer dem jungen Alter der Protagonist*innen und deren dementsprechend manchmal übereiltem Verhalten, ist an diesem Buch jedoch nichts Jugendbuchtypisches zu finden.

Mein Kritikpunkt ist nicht die Brutalität an sich. Diese ist zwar nichts für Zartbesaitete, es wird aber immer wieder deutlich gemacht, dass die Protagonist*innen zwar selbst gewalttätig handeln müssen, um zu überleben, dass sie darunter aber leiden und es gerne anders hätten.

“Die Geister, die du in den Tod geschickt hast, waren so friedlich, weil du sie betrauert hast. Du bringst denen, die du liebst, Schmerz und Leiden. Aber du willst es nicht.”

Gleichzeitig wird das Buch als “Romantasy” beworben. Wirkliche Romantasy-Fans oder Leser*innen, die das Buch wegen der angeblichen Romantik ausgewählt haben, werden aber, zumindest in Teil eins und zwei, enttäuscht werden. Die Protagonist*innen haben überhaupt keine Zeit um wirklich romantische Gefühle entstehen zu lassen, darüber nachzudenken oder tatsächlich dementsprechend aktiv zu werden, da sie die gesamte Zeit ums Überleben kämpfen. Drei bis viermal im gesamten Buch wird es dann doch thematisch, was bei mir eher für Augenrollen gesorgt hat, da es natürlich in den unpassendsten Situationen (auf der Flucht vor den Martialen oder während man zwei Minuten vorher noch um eine Freundin getrauert hat) passiert. Grundsätzlich gibt es aber viele gute Voraussetzungen (Dreiecksgeschichte, Entwicklung eines Loveinterests), dass in den Folgebänden Romantasy-Leser*innen mehr auf ihre Kosten kommen. Auch das Ende des zweiten Teils ist da vielversprechend.

Interessant ist in dem Zusammenhang auch, dass der Originaltitel im englischen “An Ember In The Ashes” lautet. Im Deutschen wurde mit “Elias & Laia” dann ein Titel gewählt, der zusammen mit den Covern nur so “ROMANTASY” schreit. Zumindest in den ersten beiden Bänden steckt es aber nicht drin.

Allgemein sind die Kapitel häufig sehr kurz und umfassen wechselnde Point-of-views. Im ersten Band waren das noch nur Elias und Laia, im zweiten Band bekommt auch Helena eine Stimme, worüber ich mich persönlich sehr gefreut habe. Was ich ziemlich erstaunlich fand, war, dass wir ab der Hälfte des Buches, am Ende fast jeden Kapitels Plottwists erhalten, die selten vorhersehbar sind, aber die gesamte bisherige Handlung in Frage stellen. Trotzdem wirken die meisten dieser Twists nicht übermäßig konstruiert oder unrealistisch. Im Gegenteil gab es in der ersten Hälfte des Buches einige Mysterien, Geheimnisse und Unklarheiten, auf deren Auflösung man als Leser*in regelrecht hingefiebert hat. Anstatt diese einfach aufzulösen, nutzt die Autorin die Twists und behält so die Spannung und das Tempo des Buches die gesamte Zeit aufrecht. Zeit zum Durchatmen bleibt den Leser*innen jedenfalls nicht. Es passiert aber so viel und ist teilweise so verworren, dass ich empfehlen würde, die Bücher innerhalb kürzester Zeit zu lesen. Durch die Sogwirkung, die beim Lesen entsteht, ist das auch keine Herausforderung.

Sprachlich gab es ein paar ungewöhnliche Metaphern und Vergleiche, die mir sehr gut gefallen haben. Der hin und wieder verwendete Witz und die Ironie der Protas brachte mich, trotz der häufig auswegslosen und grauenvollen Situationen, in denen sie sich befanden, immer mal wieder zum Schmunzeln.

“Meine Mutter verbirgt ihren Zorn mit geübter Arglist. Sie hüllt ihn in Gelassenheit und vergräbt ihn tief. Sie klopft den Boden darüber fest, stellt einen Grabstein darauf und tut so, als wäre er tot.”

Dadurch, dass der Plot so rasant voranschreitet, bleibt einem nicht viel Zeit die Charaktere gut kennenzulernen. Zumindest bei den drei Protagonist*innen Elias, Laia und Helena gelingt das durch die wechselnden Point-of-views ganz gut. Andere Nebencharaktere konnte man schon im ersten Teil besser kennenlernen, wiederum andere bleiben teilweise vage und mysteriös – wobei das auch gewollt zu sein scheint. Die Autorin hat jedenfalls keine Probleme damit, auch Charaktere, die den Leser*innen ans Herz wachsen, schnell und einfach umzubringen … darauf sollte man sich beim Lesen einstellen. Es wird aber auch nicht alles am Ende des Buches aufgelöst, so dass für manche Charaktere durchaus noch Hoffnung besteht.

Bei den ganzen Irrungen und Wirrungen und Twists bleibt leider das Worldbuilding nach wie vor auf der Strecke. Was genau die Kundigen, Martialen, Stammesleute, Barbaren usw. ausmacht wird nach wie vor nicht genau beschrieben und auch nicht, wie es zur Machtergreifung durch die Martialen kam. Wir erfahren nur das Allernötigste über Dschinn, Auguren und Ifrit und auch über die Zwischenwelt wird nur das erzählt, was akut gerade für die Handlung wichtig ist. Der Geschichte fehlt dadurch nichts. Mir, die gerne komplett in fremde Welten eintaucht, aber leider schon.

Allgemein kann ich das Buch allen empfehlen, die gerne viel Spannung und Action mit Sogwirkung in einem Low-Fantasy-Setting mögen und mit Schilderungen von Gewalt gut zurecht kommen.

  • Autor: Sabaa Tahir
  • Titel: Elias & Laia. Eine Fackel im Dunkel der Nacht
  • Teil/Band der Reihe: 2 von 4
  • Originaltitel: An Ember In The Ashes
  • Übersetzer: Barbara Imgrund
  • Verlag: One
  • Erschienen: 2016
  • Einband: Paperback
  • Seiten: 511
  • ISBN: 978-3-8466-0114-3
  • Sonstige Informationen:
  • Erwerbsmöglichkeiten


Wertung: 9/15 dpt


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