A. F. Steadman – Skandar und das Geheimnis des ersten Reiters (Buch)


“Der neue Harry Potter” ist sicherlich etwas, das man schon häufig über Neuerscheinungen gehört hat. Auf die Buchreihe rund um Skandar trifft das aber absolut zu! A. F. Steadman schafft hier eine Geschichte für Kinder und Jugendliche ab 10-12 Jahre (je nach Sensibilität), die einem beim Lesen das gleiche wohlige Gefühl vermittelt, wie ein Besuch in Hogwarts und baut gleichzeitig so viel Spannung auf, dass auch ich als Erwachsene das Buch gar nicht mehr weglegen wollte und es innerhalb von zwei Tagen durchgelesen habe.

Bei “Skandar und das Geheimnis des ersten Reiters” handelt es sich um den zweiten Teil der Reihe, der gerade auf deutsch erschienen ist.

In Teil eins “Skandar und der Zorn der Einhörner” schafft es Skandar trotz widriger Umstände auf die Einhorn-Insel und wird an der Akademie aufgenommen um ein Einhorn-Reiter zu werden. Wer jetzt an rosa, Glitzer und Regenbogenpupse denkt hat weit gefehlt! “Einhörner gehören nicht in Märchen, sondern in eure Albträume” heißt es auf dem Klappentext des ersten Bandes und genauso ist es. Die gebundenen Einhörner der Insel sind blutrünstig, gefährlich, stecken gerne Dinge in Brand oder snacken im Vorbeilaufen mal schnell ein Eichhörnchen. Nur die Verbindung zu ihren Reiter*innen sorgt dafür, dass ihre Elemantarmagie nicht völlig außer Kontrolle gerät und dass sie nicht bei lebendigem Leibe verfaulen und wirklich aussehen wie die Horrorgestalten aus einem Albtraum. Gleichzeitig wird das in der Geschichte aber mit viel Humor verpackt und auch an den Namen der Einhörner (Brombeerrücken, Nachtfrost, Schlitzohr…) erkennt man, dass die Zielgruppe des Buches Kinder und Jugendliche sind.

“Skandar Smith sah seinem schwarzen Einhorn Schlitzohr dabei zu, wie es sich das Blut von den Zähnen leckte. Es war ein herrlicher Tag für ein Picknick.”

In Teil eins lässt Skandar seine Schwester Kenna, die die Einhornprüfung nicht bestanden hat, und seinen Vater auf dem Festland zurück. In Teil zwei erhält Kenna wieder eine größere Rolle. Auch wenn vom Prolog an recht vorhersehbar ist, was mit Kenna geschehen wird, hat mir die Darstellung der Geschwisterdynamik gut gefallen.

Allgemein werden kleine Rückblenden zum ersten Teil gut in die Geschichte eingewoben, so dass man wieder auf dem aktuellen Stand war, auch wenn man sich nicht mehr an alle Details erinnern konnte.

Das Worldbuilding und weitere Ausführungen zum Magiesystem wurden liebevoll und detailliert erweitert, was ein komplettes Abtauchen in Skandars Welt auf der Einhorninsel möglich macht. Allgemeine Thematik ist wieder Freundschaft und wie diese sich verändern oder zerbrechen kann, wenn einer sein eigenes Ego in einer Freundschaft nicht zurückstellen kann. Ganz ganz leise klingt auch der Umgang mit Umweltkatastrophen an, ohne diese jedoch in tatsächlichen Bezug zu unserer realen Welt zu setzen. Und den ganz aufmerksamen Leser*innen wird vermutlich auch eine ganz zarte, beginnende Liebesgeschichte (immerhin sind die Protagonist*innen jetzt 14 Jahre alt) und queere Repräsentation auffallen. Zumindest ist das meine Vermutung. 🙂 Allgemein handelt es sich um vielfältige Charaktere und Hauptpersonen, hinsichtlich ihrer Herkunft, ihres Charakters, ihres Aussehens und ihrer Vorlieben und Interessen. Wir haben mit Skandar den Außenseiter vom Festland, der aber weiß wie Freundschaft funktioniert und alles dafür tut. Die extrem ehrgeizige und schlagfertige Bobby. Den wissbegierigen und logisch denkenden Büchernarr Mitchell. Und die vorsichtige, besonnene und gleichzeitig wahnsinnig mutige Flo. Außerdem werden psychische Erkrankungen thematisiert, dargestellt und der Umgang mit ihnen normalisiert.

Wie eben schon erwähnt, bemühe ich mit dieser Besprechung einen gewagten Harry-Potter-Vergleich. Und tatsächlich gibt es, besonders im zweiten Teil, einige Elemente, die so ähnlich auch in der Reihe über den Zauberlehrling Verwendung finden und vermutlich typisch sind für Kinder- und Jugendfantasy im Akademiesetting. So gibt es natürlich die eingeschworene Freundesgruppe und ein paar echt fiese Gegenspieler*innen unter den Mitschüler*innen. Es gibt Vorurteile und Gerüchte über Skandar und Skandar ist auf bestimmte Art mit dem sehr im Hintergrund bleibenden Antagonisten der Geschichte verbunden (“the chosen one” ist hier ganz klar ein Thema). Statt der eingeschworenenen und rasanten Gemeinschaft beim Quidditch wird Skandar Mitglied in einem anderen Club, Neuigkeiten entnimmt er dem Schlüpfboten und er sammelt Chaoskarten, auf denen berühmte Reiter*innen abgebildet sind. Wer Harry Potter mochte, wird diese Details lieben. Wer es nicht mochte, kann gut darüber hinwegsehen und sich in den Rest des differenzierten und neuartigen Worldbuildings vertiefen.

Ich freue mich auf die Fortsetzung dieser fantastischen und magischen Kinder- und Jugendbuchreihe!


Wertung: 14/15 dpt

  • Autor: A. F. Steadman
  • Titel: Skandar und das Geheimnis des ersten Reiters
  • Teil/Band der Reihe: 2 von voraussichtlich 5
  • Originaltitel: Skandar and the Phantom Rider
  • Übersetzer: Maren Illinger
  • Verlag: Schneiderbuch
  • Erschienen:  27.06.2023
  • Einband: Hardcover
  • Seiten: 496
  • ISBN: 978-3-505-15103-3
  • Erwerbsmöglichkeiten

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