Kuriose Mordserie fordert Paula Pihlaja und ihr Team heraus
April. In einem Waldstück nahe Helsinki hat sich ein eigenartiger Todesfall ergeben. Kaarina Alanne hängt an einem Baum rund einen Meter über dem Boden. Stranguliert mit einem orangen Nylonseil, doch wie kam die achtzigjährige überhaupt dorthin? Ein Hocker oder ähnliches fehlt, aber selber auf den Ast hochzuklettern hätte die Frau nie geschafft. In der Wohnung der Toten findet Kriminalkommissarin Paula Pihlaja starke Tabletten, Alanne litt unter Krebs im Endstadium. Warum sollte jemand eine todkranke Frau ermorden, noch dazu auf diese umständliche Weise? Vielleicht doch ein Suizid? Es gibt keine Spuren, keine Ermittlungsansätze, so dass der Fall schnell eingestellt wird.
Mai. Auf einem Spielplatz hat sich der bekannte finnische Bergsteiger Otto Paljakka offenbar mit Hilfe einer Wippe selber erhängt. Ein weiterer Suizidfall? Eher nicht, denn erneut kam ein oranges Nylonseil zum Einsatz und wie schon bei Alanne finden die Spurensucher in der Nähe des Tatorts Fugensand, welcher weder auf einen Kinderspielplatz geschweige denn in den Wald gehört.
Paula und ihre drei Kollegen stürzen sich in die Arbeit, kommen jedoch zunächst kaum von der Stelle. Kannten sich Alanne und der einige Jahrzehnte jüngere Paljakka? Wo ist das verbindende Element zu finden, wo ein Motiv für beide Morde? Alanne lebte vollkommen zurückgezogen und Paljakka hatte nur sein dreiköpfiges Team, welches ihn bei seinen Touren und deren Vermarktung unterstützte. Die Zeit drängt, denn nur zwei Tage nach Paljakkas Leichenfund gibt es ein weiteres, stranguliertes Opfer. Ein zwölfjähriger Junge.
Gelungene Fortsetzung einer vielversprechenden Reihe
A. M. Ollikainen ist das wenig überraschende Pseudonym des Ehepaars Aki und Milla Ollikainen, die beide schon eigene Bücher geschrieben haben. „Grausames Spiel“ ist nach „Die Tote im Container“ der zweite Band der Team-Helsinki-Reihe, die auch als Paula-Pihlaja-Reihe bezeichnet wird. Das Team besteht neben Paula aus dem geschwätzigen Renko, dem getrenntlebenden Hartikainen und dem Karhu (Bär) genannten Sani. Obwohl der Titel es ja schon aussagt, muss noch einmal darauf hingewiesen werden, dass es sich um einen finnischen Krimi handelt. Denn wenngleich es vier Ermittler gibt, so wird deren Privatleben auffallend zurückhaltend beschrieben. Während skandinavische Krimis meist umfangreich das, selbstredend mit Problemen gefüllte Privatleben ihrer Protagonisten plattwalzen, wird dieses nur angedeutet. Dies hat zum Vorteil, dass der Krimiplot, um den es ja primär gehen sollte, klar im Fokus steht und der Roman einen überschaubaren Umfang beibehält. Fans von Schwedenkrimis und Co. sind also „vorgewarnt“. Immerhin erfährt man im zweiten Band der Reihe mehr über das dunkle Geheimnis von Paula, welches im Vorgänger nur vage angerissen wurde.
Ein Serienmörder in einem in Finnland spielenden Roman ist selten anzutreffen, von daher ein „origineller“ Einfall. Allerdings sorgt die sehr überschaubare Anzahl mitwirkender Nebenfiguren dafür, dass man den gesuchten Mörder durchaus frühzeitig „vermuten“ kann. Dessen ungeachtet bietet „Team Helsinki“ eine gelungene Atmosphäre und der Schreibstil des Autorenduos ist packend. Die Ermittlungen kommen zwar zunächst nur schleppend voran, dafür wird die Polizeiarbeit gut und intensiv dargestellt. Und ganz nebenbei, wie sollte es auch anders sein, gibt es nicht nur vereinzelte Nebelkerzen, sondern Einblicke in menschliche Abgründe.
Geht die Serie so weiter, dürfte sich ihr Bekanntheitsgrad noch deutlich erhöhen.
- Autor: A. M. Ollikainen
- Titel: Team Helsinki-Grausames Spiel
- Originaltitel: Kiikku. Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
- Verlag: Lübbe
- Umfang: 332 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: April 2023
- ISBN: 978-3-7857-2835-2
- Produktseite
Wertung: 12/15 dpt
