Kyle Perry – Die Stille des Bösen (Buch)

Vier Teenagerinnen verschwinden in den Great Western Tiers

Die Stille des Bösen
© Atrium

Am Fuße des Great Western Tiers liegt das kleine Kaff Limestone Creek. Für die sechzehnjährigen Schülerinnen steht ein Schulcamp inklusive Übernachtung in der wilden Natur an. Doch irgendwas geht furchtbar schief. Die Lehrerin Eliza Ellis fällt mit vier Mädchen hinter die Hauptgruppe zurück, wird niedergeschlagen und Jasmine, Georgia, Cierra und Bree verschwinden spurlos. Schnell werden böse Erinnerungen bei den Einheimischen wach, denn bereits 1985 verschwanden einst fünf junge Mädchen bis heute spurlos. Fielen Sie dem berüchtigten Hungermann zum Opfer? Damals verdächtigte man Theodore Barclay, einen Aboriginal, der Tat, doch Barclay erhängte sich vor seinem Prozess an der King-Billy-Fichte; später folgten vier weitere Menschen seinem Suizidbeispiel, zuletzt Denni King, Elizas Nichte.

Madison Mason, die Zwillingsschwester der verschwundenen Cierra, ist ein Youtube-Star und nutzt die Gunst der Stunde, um ihre Followerzahlen zu pushen. Ein wahrer Albtraum für die Ermittler rund um Detective Con Badenhorst, ein Spezialist für vermisste Kinder und Jugendliche. Die Stimmung in Limestone Creek droht zu eskalieren, viele Einheimische sehen in Jasmines Vater Jordan Murphy, einem verrufenen Drogendealer, den Verantwortlichen. Doch würde er seine eigene Tochter entführen oder ihr gar Schlimmeres antun? Tagelang passiert nichts, keine Spuren nirgends. Dann wird die Leiche von Georgia gefunden. Stürzte sie von einer Klippe oder wurde sie gestoßen? Warum war sie barfuß? Und woher kommt das Tütchen Marihuana in ihrer Hosentasche, welches offensichtlich aus dem Bestand von Murphy stammt?

Reißerischer Plot auf TikTok-Challenge-Niveau

Kyle Perry hat mit „Die Stille des Bösen“ einen temporeichen Thriller vorgelegt, der eine durchaus packende Ausgangslage bietet. Eine Gruppe junger Frauen im Teenageralter verschwindet spurlos in einer schwer zugänglichen Gegend. Ja, ist nicht neu, aber da kann man was draus machen. Besser gesagt, könnte man, denn Perry liefert einen schwachen Roman ab, dessen Figuren mit dem Holzhammer gezeichnet wurden. Normal ist hier nichts und niemand, die Handlung am aller wenigsten.

Du bist ein verdammt guter Vater, Murph.“
„Ich bin ein Dealer, Butch.“
„Oh, Mann … das ist doch nur Gras.

Badenhorst hat vor einem Jahr einen Fall gelöst, konnte dabei die Opfer jedoch nicht retten. Seitdem leidet er unter PTBS und regelmäßigen Ticks. Dass er überhaupt arbeiten darf grenzt an ein Wunder. Seine Kollegin Gabrielle Pakinga, eine Maori, ist übersinnlichen Dingen wie dem legendären Hungermann gegenüber durchaus aufgeschlossen. Daran glauben auch viele andere Menschen, was Madison mit ihren Internetclips weidlich ausnutzt, in dem sie einen selten großen Unsinn verbreitet. Murphy wiederum ist nicht nur häufig auf Drogen, sondern vor allem leicht erregbar und Eliza, die Gründe werden später ersichtlich, ist ebenfalls komplett durch den Wind. Mehr Klischee geht kaum.

Leider ist auch der Plot inhaltlich nicht überzeugend, sondern erinnert mehr an haarsträubende Trashformate aus dem Privatfernsehen. Wem dies nichts ausmacht, findet durchaus einen treibenden Plot, der allerdings mit zunehmender Dauer immer unrealistischer wird. Auf Seite 489 findet sich folgende Textpassage, die es – auch sprachlich – gut zusammenfasst:

Vielleicht wird ja ein Buch draus oder ein Film oder so was. Wow, wenn das ein Film wird. Krasser Scheiß.

  • Autor: Kyle Perry
  • Titel: Die Stille des Bösen
  • Originaltitel: The Bluffs. Aus dem Englischen von Sabine Längsfeld
  • Verlag: Atrium
  • Umfang: 495 Seiten
  • Einband: Hardcover
  • Erschienen: August 2021
  • ISBN: 978-3-85535-117-6
  • Produktseite


Wertung: 6/15 dpt

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