2017 veröffentlichte der Drachenmond Verlag unter dem Namen „Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln“ seine erste Märchen-Anthologie; unsicher, ob dieses Projekt bei seinem Publikum gut ankommen würde. Mit „In Feenquellen und Zauberschlössern“ erschien die nunmehr siebte Märchensammlung.
Herausstechend ist zunächst wieder einmal die außergewöhnliche Gestaltung des Covers, ein besonderes Merkmal des Drachenmond Verlags, welche den Charakter des Buches unterstreicht und geschickt auf einzelne Geschichten anspielt. Auch die Zeichnungen und Verzierungen im Inneren der Anthologie sind einmal mehr besonders ansprechend gelungen.
Und der Inhalt steht dem in nichts nach. Wie alle Anthologien trägt auch die neueste ein besonderes Motto, nämlich Zahlen. Diese spielen in Märchen, wie Herausgeber Christian Handel in seinem Vorwort erklärt, eine große Rolle, was Märchen wie „Die drei Federn“ sowie „Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“ und wiederkehrende Motive wie drei Aufgaben, die es zu bewältigen gilt, unter Beweis stellen.
Zahlreiche, nicht nur im Fantasygenre namhafte Autoren finden sich auf den Seiten von „In Feenquellen und Zauberschlössern“, die eine Geschichte beisteuerten.
Sind diese alle auf eine bestimmte Weise mit dem Motto Zahlen verknüpft, so zeugen die einzelnen Geschichten von einer bunten Vielfalt und einem breiten Themenspektrum. Mal spielen Nymphen eine tragende Rolle, mal Baumgeister. Das Geschehen selbst ist mal in einer königlichen Bibliothek angesiedelt, mal in einem Gebirge und mal in einer Räubersiedlung.
„Geschichten waren wertvoller als Gold“
Lisa Rosenbecker, Die siebte Geschichte
Auch die Hintergründe sind sehr unterschiedlich. Manche Geschichten wurden durch bekannte Märchen inspiriert und individuell interpretiert, andere beruhen auf aktuellen Ereignissen: Der Krieg in der Ukraine zum Beispiel veranlasste Anabelle Stehl dazu, ihre sehr düstere, bedrückende und ausdrucksstarke Erzählung „Chervona“ zu schreiben.
Die Stimmungen der Märchen fallen ebenfalls sehr unterschiedlich aus. Mit dem bereits erwähnten „Chervona“ und „Das Böse“ von Julia Adrian sind recht düstere vertreten, „Die siebte Geschichte“ von Lisa Rosenbecker ist eher traurig-hoffnungsfroh, Eleanor Bardilacs Geschichte „(K)Ein Liebeslied für Gefallene“ beinahe schon poetisch-philosophisch angehaucht und „Der Geist des Winters“ von Gesa Schwartz gefällt durch eine melancholische, aber wunderschöne Hommage an Kindheitsträume.
Durch diese Bandbreite ist die Märchensammlung herrlich abwechslungsreich und bietet mit jeder neuen Geschichte eine echte Überraschung. Es dürften viele Geschmäcker bedient werden und möglicherweise könnte der ein oder andere Leser neugierig auf ganz neue Genres werden.
Mit „In Feenquellen und Zauberschlössern“ ist dem Drachenmond Verlag wieder einmal eine großartige Anthologie gelungen, die allen Fantasyfans und Märchenfreunden (für letztere dürfte insbesondere Olga A. Krouks „Der zweite Sohn“ eine wahre Freude sein) ein wunderbares Leseerlebnis bescheren dürfte und die Lust und Hoffnung auf Anthologie Nummer acht macht.
Wertung: 14/15 dpt
- Herausgeber: Christian Handel
- Titel: In Feenquellen und Zauberschlössern
- Verlag: Drachenmond Verlag
- Erschienen: 2023
- Einband: Klappbroschur
- Seiten: 360
- ISBN: 978-3-95991-707-0
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Cover © Drachenmond Verlag
