Avril Lavigne, 27.04.2023, Wiener Stadthalle (Konzert)

Zu Beginn der 2000er-Jahre war die damals 16-jährige Kanadierin eine Sensation. Innerhalb kürzester Zeit waren drei Lieder von Avril Lavigne Nummer 1-Hits und der Beginn einer steilen Karriere. Nach einer gefühlten Ewigkeit beehrte die Queen of Punk wieder einmal Österreich und gab sich in der Wiener Stadthalle ein Stelldichein.

© Andreas Graf

Letzteres Wort war für das Konzert ziemlich programmatisch. Während Vorsängerin Phem zwar wild umherhüpfte, ging es Avril Lavigne als Hauptact etwas gemächlicher an. Trotz spaßigen Intro mit Videoschnipsel mit musikalischer Untermalung von Joan Jetts “Bad Reputation” stand die 38-jährige Sängerin gerade bei den ersten Nummern relativ starr auf der Bühne. Das wirkte umso schmerzhafter, nachdem auf der Videowall hinter ihr, die entsprechenden Musikvideos gezeigt wurden, welche dann doch etwas mehr Energie versprühten. Klar, es sind einige Jahre ins Land gezogen und die Dame hat eine schwere Borreliose-Erkrankung hinter ihr, dennoch wirkte Lavigne das gesamte Konzert über etwas müde oder abwesend.

Während das Publikum seinen Spaß hatte und lautstark mitgrölte, blieb die Performance der Sängerin stark hinter den Erwartungen. Bei zu vielen Liedern gab es ihrerseits nur wenige Wörter und Sätze, das Playback war allgegenwärtig.

Zwei Songs wurden gar nur instrumental von der Band eingespielt. Die Pause wurde von der Künstlerin allerdings nicht für etwaige Kostümwechsel genutzt. Lederkorsett, Netzstrumpfhose, Schottenröckchen und Schlapperweste war die gesamte Laufzeit über en vogue. Die Konzertdauer war ob der 20-jährigen Karriere mit rund 80 Minuten inklusive zwei Zugabe-Liedern auch sehr knapp bemessen.

Avril Lavigne in der Wiener Stadthalle

Viele aus dem Publikum feierten dennoch, einerseits weil es eine Reise in die eigene Jugend war (für den Autor dieser Zeilen ebenso), die jüngeren Zuseher*innen feierten wohl ein bisschen die “Fuck the system”-Attitüde. So ganz mag man das der bald 40-jährigen nicht mehr abkaufen. 

Obwohl Lavrigne auch selbst zur Gitarre und den Drum Sticks griff, blieben auch diese Darbietungen halbherzig und wirkten rein runtergespult. Ein bisschen “Viennaaaaaaa!” ins Mikro geplärrt, drei Damen für ein Spice Girls Cover auf die Bühne geholt und vorbei war der Zauber.

Leider entzauberte mich das Konzert, da zugegebenermaßen meine Erwartungen (und doch auch anderer) höher waren: Mehr Drive, mehr Action, mehr Punk und vor allem mehr Gesang.

Fazit: “Avril Lavigne” spulte mit ihrem “Love Sux”-Konzert ein kurzes, liebloses Programm mit Auszügen aus all ihren Alben runter. Da hätte sich auch der bekannte “Sk8er Boi” mehr erwartet.


Wertung: 7/15 dpt

Setlist

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