Internationaler Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz vergeben


Der Internationale Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz ist am Samstag, dem 1. April, an die deutsche Schriftstellerin Jenny Erpenbeck verliehen worden. Die Preisträgerin nahm die Auszeichnung im Opernhaus Chemnitz im Beisein der Sächsischen Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Petra Köpping, persönlich von Oberbürgermeister Sven Schulze entgegen.

Mit diesem Preis zeichnen die Internationale Stefan-Heym-Gesellschaft und die Stadt Chemnitz Autor:innen und Publizist:innen aus, die sich im Sinne Stefan Heyms mit ihrer Arbeit in herausragendem Maße in den öffentlichen Diskurs einmischen und nachhaltig Akzente setzen, die von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung sind. Der Internationale Stefan-Heym-Preis wird alle drei Jahre vergeben und gilt mit 20.000 Euro als einer der am höchsten dotierten Literaturpreise in
Deutschland.

01.04.2023 – Chemnitz: Festakt zur Verleihung des Internationalen Stefan-Heym-Preis 2023 an die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck. Foto: Uwe Meinhold Copyright Uwe Meinhold

Oberbürgermeister Sven Schulze: „Mit dem Preis zeichnen wir Personen aus, die sich wie Stefan Heym kritisch mit ihrer Zeit auseinandersetzen, die widersprechen und Türen aufstoßen, die überraschende Blickwinkel eröffnen und mit Mut klare Position beziehen. Damit ehren wir einen großen Sohn unserer Stadt und die heutige Preisträgerin.“
Staatsministerin Petra Köpping: „Wir brauchen Menschen, die sich mit geschriebenen und gesprochenen Worten zum Nachdenken anregend für die Werte unserer Gesellschaft einsetzen. Stefan Heym und nun die Preisträgerinnen und Preisträger des Internationalen Stefan-Heym- Preises sind solche Stimmen, die diese wichtigen Debatten gestalten und wirkmächtig voranbringen.“

Die Preisträgerin Jenny Erpenbeck: „Es ist mir eine besondere Freude und Ehre, heute den Stefan-Heym-Preis zu bekommen – benannt nach einem Autor, der nicht nur durch seine Werke und durch sein Nachdenken über eine gerechtere Gesellschaft bis heute nachwirkt, sondern mit seiner Lebenserfahrung und seiner Fähigkeit, unabhängig zu urteilen, für mich auch immer so etwas war wie ein Leuchtturm in Zeiten politischer Unwetter.“

Die Schriftstellerin trug sich während der Preisverleihung auch ins Goldene Buch der Stadt Chemnitz ein.

Die in Ostberlin geborene Schriftstellerin Jenny Erpenbeck schlug neben ihrer Karriere als Theaterregisseurin in Deutschland und Österreich eine Laufbahn als Schriftstellerin ein.
1999 erschien ihr Debütroman „Geschichte vom alten Kind“. Neben weiteren Romanen wie „Heimsuchung“ (2008), „Aller Tage Abend“ (2012), „Gehen, ging, gegangen“ (2015) und „Kairos“ (2021) veröffentlichte Jenny Erpenbeck Essays sowie Dramen, die sie zum Teil selbst inszenierte.
Ihre Werke wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Insbesondere für ihr literarisches Schaffen
wurde sie mit einer Reihe nationaler und internationaler Preise, zuletzt dem Uwe-Johnson-Preis,
geehrt.

Das Kuratorium, das über die Vergabe des Preises entscheidet, würdigt mit der Verleihung an Jenny Erpenbeck eine Autorin, „die sich kritisch mit brisanten und aktuellen gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzt und diese in einer klaren und verständlichen, zugleich aber die Komplexität der verhandelten Probleme und Konstellationen spiegelnden Literatursprache präsentiert. Dabei verknüpft sie in ihrem Werk stets das Besondere mit dem Allgemeinen, indem sie die vielfältigen Zusammenhänge und Abhängigkeiten individueller Schicksale und Beziehungen von gesellschaftlichen und historischen Dimensionen deutlich werden lässt. […] Ohne nostalgische Verklärung, aber mit großem sprachlichem Feinsinn bringt
sie immer wieder auch ihre eigene ostdeutsche Vergangenheit und Wendeerfahrung in den literarischen und gesellschaftlichen Diskurs ein und hält auf diese Weise das Gespräch und das Verständigungsbemühen zwischen Ost und West lebendig.“

Der Internationale Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz


Der Internationale Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz wird in Erinnerung an das Leben, Werk und Wirken von Stefan Heym, den Sohn und Ehrenbürger der Stadt, verliehen.

Erstmals wurde der Preis 2008 an Amos Oz verliehen. 2011 erhielt Bora Ćosić die Auszeichnung. Aus Anlass des 100. Geburtstag Stefan Heyms wurde der Preis 2013 an Christoph Hein vergeben. 2017 wurde Joanna Bator mit dem Preis geehrt. Den Internationalen Stefan-Heym-Preis des Jahres 2020 erhielten – coronabedingt erst im darauffolgenden Jahr – die kroatische Schriftstellerin Slavenka Drakulić und der schwedische Autor Richard Swartz.

Zum Kuratorium, das über die Vergabe des Preises entscheidet, gehören der Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, das P.E.N. Zentrum Deutschland, das Goethe-Institut, der C. Bertelsmann Verlag, die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) – Deutsche Sektion, die Internationale Stefan-Heym-Gesellschaft e. V., Frau Prof. Malinowski als Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere und Vergleichende Literaturwissenschaft an der TU Chemnitz und zwei Stadträt:innen
des Kulturausschusses der Stadt Chemnitz. Schirmherrin des Kuratoriums ist Inge Heym, die Witwe Stefan Heyms.

Die Internationalen Stefan-Heym-Förderpreise

Zeitgleich mit der Verleihung des Internationalen Stefan-Heym-Preises lobt die Stadt Chemnitz auch die Internationalen Stefan-Heym-Förderpreise aus. Ab sofort bis zum 15. September 2023 können Bewerbungen bei der Stadt Chemnitz eingereicht werden. Die Förderpreise haben einen Gesamtwert von 20.000 Euro.

In Form eines anteiligen Preisgeldes werden Projekte und Initiativen gefördert, die im Bereich von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Forschung oder der Pflege von Stefan Heyms Nachlass aktiv sind und die sich im Geiste von Stefan Heym kritisch, couragiert und produktiv mit gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen. Bewerben können sich Personen, Initiativen, Institutionen, private und öffentliche Einrichtungen und Vereine. Die geförderten Projekte sollen bis zur Verleihung des nächsten Internationalen Stefan-Heym-Preises im Jahr 2026 umgesetzt werden. Über die Vergabe der Förderpreise entscheidet das Kuratorium zur Vergabe des Internationalen Stefan-Heym-Preises.

Quelle: Pressemitteilung


Schreibe einen Kommentar

Hinweis: Mit dem Absenden deines Kommentars werden Benutzername, E-Mail-Adresse sowie zur Vermeidung von Missbrauch für 7 Tage die dazugehörige IP-Adresse, die deinem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, in unserer Datenbank gespeichert. E-Mail-Adresse und die IP-Adresse werden selbstverständlich nicht veröffentlicht oder an Dritte weitergegeben. Du hast die Option, Kommentare für diesen Beitrag per E-Mail zu abonnieren - in diesem Fall erhältst du eine E-Mail, in der du das Abonnement bestätigen kannst. Mehr Informationen finden sich in unserer Datenschutzerklärung.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Beiträge

Du möchtest nichts mehr verpassen?
Abonniere unseren Newsletter!

Total
0
Share