Ein kniffliger Mordfall und eine vertrackte Liebe
In einer Villa am Stadtrand findet die Haushälterin Josefine Lewinsky die Leiche ihres ermordeten Auftraggebers Gustav Kaderka. Ausgerechnet der Pathologe Salomon Stricker, der Hieronymus Holstein in gegenseitiger Abneigung verbunden ist, bittet den Geisterfotograf um Hilfe, denn die Polizei will nicht ermitteln. Kaderka war ein Sodomit, somit liegt der Fall klar auf der Hand: Ein Lustmord im Milieu.
„Sie können sich daran erinnern, was ich gestern anhatte? Respekt.“
„Im Gegensatz zu der rauen Profession, Menschen irgendwie aufzuschneiden, will das Trinken eben gelernt sein.
Hieronymus und der bucklige Franz beginnen zu recherchieren und stoßen dabei auf eine Hellseherin, die sich Madame Asima nennt. Zunächst treten beide lange auf der Stelle, konkrete Spuren suchen sie vergebens. Derweil hofft Hieronymus auf eine Lösung in einem ganz anderen Fall, denn seine geliebte und lange Zeit totgeglaubte Karolina lebt, nur kann sie sich dummerweise ausgerechnet an Hieronymus nicht mehr erinnern. Gemeinsam mit ihrem Bruder Frantisek kämpft sie um ihr Gedächtnis, während ein Fiaker unter denkwürdigen Umständen verstirbt.
Letztlich gibt es einen Hinweis auf eine vielversprechende Spur, die Hieronymus ausgerechnet mit Salomon Stricker in die Stadt der Liebe führt. Werden sie hier eine Lösung des Falles finden oder im Absinth versinken? Und warum interessiert sich der Pathologe überhaupt so stark für den Tod des Kaderka?
Geisterfotograf Hieronymus Holstein und der bucklige Franz zum Vierten
Nach „Praterblut“ (2020), „Totentaufe“ (2021) und „Leichenschmaus“ (2022) ist der der vorliegende Band somit bereits der vierte Teil der sympathischen Hieronymus-Holstein-Reihe. Selbstredend ist das bekannte Personaltableau wieder am Start. Neben den bereits erwähnten Figuren darf natürlich Anezka nicht fehlen, die den buckligen Franz nahe an den Rand des Wahnsinns treibt, da sie ihre Zukunft in den Karten zu finden hofft. Dies geht für den ehemaligen Mönch zu weit, doch was will man machen? Aberglaube beherrscht also einmal mehr das Geschehen, dazu zwei Todesfälle, die scheinbar nichts miteinander gemein haben.
„Muss anstrengend sein, wenn man so gescheit ist.“
„Wirst du nie erfahren.
Hieronymus und Stricker kommen sich auf ihrer Reise nach Paris zwangsläufig näher, was zu herrlich bissigen Dialogen führt. Erstmals muss der Protagonist dabei seine neue Heimatstadt verlassen, so dass gleich zwei illustre Metropolen für einen bildgewaltigen Hintergrund sorgen. Wien und Paris werden gekonnt in Szene gesetzt und natürlich gibt es etliche Anmerkungen zur jeweiligen Stadthistorie. Die seit dem ersten Band gestartete, mysteriöse Liebesgeschichte zwischen Hieronymus und Katerina findet am Ende des Romans ebenfalls (endlich) ihre Auflösung, sprich die Frage wird final geklärt, ob Katerina ihren früheren Geliebten wiedererkennt oder für immer für diesen verloren ist.
Bleibt zu hoffen, dass dies nicht das Ende der Donaumelodien-Reihe bedeutet, denn ein schlüssiger Abschluss der Sidestory um Hieronymus und Katerina könnte ja dahingehend aufgefasst werden. Dies wäre aus gleich mehreren Gründen eine schlechte Nachricht, denn Bastian Zach bietet einen gelungenen Mix aus Krimiplot, Historie, sympathischen Figuren und witzigen Dialogen; einige Verweise auf aktuelle Themen wie Frauenrechte, Sexualität und Kirchenkritik eingeschlossen.
Rezensionen zu den anderen „Donaumelodien“ gibt es hier:
Praterblut – Totentaufe – Leichenschmaus
- Autor: Bastian Zach
- Titel: Donaumelodien – Fiakertod
- Verlag: Gmeiner
- Umfang: 311 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: April 2023
- ISBN: 978-3-8392-0349-1
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Wertung: 12/15 dpt