Melissa Ginsburg – Sunset City (Buch)


Sunset City
© Polar

Drogen, Sex und die beste Freundin in Sunset City

Charlotte und Danielle waren unzertrennlich, jung, neugierig und experimentierfreudig. Nach dem Tod von Charlottes Mutter, die aufgrund einer schweren Krankheit starke Schmerztabletten bekam, wurden diese kurzerhand selbst ausprobiert, später an der Schule verkauft, doch während Charlotte eine gewisse Distanz bewahrte, verfiel Danielle den Drogen. Sie griff zu harten Sachen, spritzte Heroin und entglitt ihrem Umfeld. Später arbeitete sie als Stripperin und wurde wegen Drogenbesitz zu vierundzwanzig Monaten verurteilt.

Der Kontakt zu Charlotte ist schon länger erloschen. Vor zwei Tagen allerdings bat Danielle Charlotte überraschend um ein Treffen. Durch ihre Haft ist sie clean und gut gelaunt. Bei dem Wiedersehen lernt Charlotte Audrey kennen und erfährt, dass die beiden mit Sexfilmen im Internet ihr Geld verdienen. Damit könnte bald Schluss sein, denn vor dem Treff bat Sarah, Danielles Mutter, Charlotte um die Telefonnummer ihrer Tochter. Es geht um eine Erbschaft. Jetzt, zwei Tage später, steht plötzlich Detective Ash vom Houston Police Department vor Charlottes Tür. Danielle wurde in einem billigen Hotelzimmer brutal erschlagen. Ein erster Verdacht fällt auf den Filmemacher Brandon.

Kein üblicher Hardboiled

Charlotte erfährt vom Tod ihrer besten Freundin und während männliche Pendants jetzt auf die Suche nach dem Mörder gehen würden, zieht sich Charlotte in ihre Erinnerungen zurück und versucht die Wahrheit über Danielle und damit ein stückweit über sich selbst zu erfahren. Danielle war nicht nur aufgrund ihres Aussehens ein Fixstern, sondern der Mittelpunkt im Charlottes Leben und zuletzt auch in jenem von Audrey und Brandon. Jetzt wirken Charlotte und Audrey orientierungslos, lassen sich treiben, wissen nichts mit sich anzufangen. Alkohol und Drogen bestimmen den Alltag, um den Verlust der Freundin zu verkraften. Die polizeilichen Ermittlungen finden derweil im unsichtbaren Hintergrund statt, in dem sich Detective Ash schnell und kaum überraschend in die erstbeste Richtung verirrt.

Houston in Texas unweit der mexikanischen Grenze bietet das Bild einer zweigeteilten Stadt. Hier der Stadtteil River Oaks, wo reiche und vorwiegend weiße Menschen wie Sarah leben, dort die schummrigen Bars und Hinterzimmer, in denen Brandon seine Filme dreht. Die drei Frauen geben, in Danielles Fall gaben, sich dem Sex in all seinen Schattierungen hin, wenngleich nicht immer freiwillig. Missbrauch und Erniedrigung, Begierde und zumindest kurzzeitige Befriedigung liegen eng beieinander.

Danielle und Sarah waren sich zeitlebens verhasst. Während die geschäftstüchtige und reiche Mutter versuchte, nicht vorhandene Geborgenheit durch Geld zu ersetzen, lehnte Danielle den Kontakt zunehmend ab. Gleichwohl wird sich zeigen, dass genau hier ein Teil des Rätsels Lösung zu finden ist, der allerdings nicht ausschließlich „Follow the Money“ heißt. Zwischenmenschliche Gefühle und daraus resultierende Katastrophen wollen entdeckt und verarbeitet werden, wobei Ich-Erzählerin Charlotte ihrer ermordeten Freundin über den Tod hinaus konsequent die Treue hält, so dass man ihren Ausführungen nur bedingt glauben darf.

In dem lesenswerten Nachwort der renommierten Krimiexpertin Sonja Hartl heißt es:

„Nur ist Charlotte so erfüllt von Trauer, dass sie den drogeninduzierten Sonnenuntergang dem tatsächlichen vorzieht.“

Falls sich jemand fragen sollte, was es mit dem Buchtitel auf sich hat, dies ist die Erklärung. Tag und Nacht gehen ineinander über. In „Sunset City“ überwiegt, man ahnt es, die dunkle Seite.

  • Autorin: Melissa Ginsburg
  • Titel: Sunset City
  • Originaltitel: Sunset City. Aus dem Amerikanischen von Kathrin Bielfeldt. Mit einem Nachwort von Sonja Hartl.
  • Verlag: Polar
  • Umfang: 214 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Februar 2023
  • ISBN: 978-3-948392-68-0
  • Produktseite


Wertung: 12/15 dpt


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