Gretel Mayer – Münchner Vergangenheit (Buch)


Ein Toter und mehrere Verdächtige

Münchner Vergangenheit
© Gmeiner

Fanny Silberschneider putzt wie jeden Dienstag drei Wohnungen in der Schleißheimer Straße, darunter jene des 59-jährigen Albrecht Gruber, der ihr noch nie begegnet ist. Jetzt lernt sie ihn unfreiwillig kennen, allerdings findet sie ihn erstochen in seiner Küche vor. Siegfried Breitner von der Münchner Kriminalpolizei übernimmt den Fall, an seiner Seite der junge Korbinian Hilpert, der gerade erst aus Prien am Chiemsee nach München gezogen ist und prompt am ersten Arbeitstag seiner Ausbildung bei der Kripo in einen Mordfall gerät. Der berühmte Sprung ins kalte Wasser, welcher gleichwohl gut gelingt, denn der oft grantelnde Breitner findet schnell Gefallen an dem neuen „Kollegen“. Als Dritte im Bunde sei noch die Sekretärin Conni Pringerl erwähnt, die nicht nur durch ihre meist aufreizende Kleidung auffällt, sondern auch für zügige Recherchen bekannt ist.

Schnell finden Breitner und Hilpert heraus, dass der Ermordete alles andere als ein sympathischer Mensch war. Gruber saß bereits wegen eines Mordes im Jahr 1922 im Gefängnis als er den Onkel seiner damaligen Geliebten erschlug, nachdem sich dieser an ihr vergehen wollte. Im Dritten Reich machte Gruber als Blockwart in der sogenannten Maikäfersiedlung von sich reden, wo er nicht alle Menschen bei Luftangriffen in die Schutzbunker ließ. Nach Kriegsende wiederum kam die prompte Wende, er schloss enge Kontakte zu den amerikanischen Besatzern und machte gute Schwarzmarktgeschäfte, wobei er sich gleichwohl Feinde fürs Leben schuf. Verdächtige sind schnell ermittelt, allerdings zunächst nicht auffindbar.

Kurzweiliger Krimi mit Blick auf die Kriegs- und Nachkriegsjahre

„Münchner Vergangenheit“ von Gretel Mayer („Der Tod des Chiemseemalers“ und „Die Tote vom Chiemsee“) spielt 1954 in München und zeigt eine Stadt, die sich nach Kriegsende wieder gut erholt hat. Wichtige Bauten sind neu hergerichtet worden, die Infrastruktur ist intakt, wenngleich in der Ettstraße, dem Sitz der Münchner Kripo, nicht immer ein Dienstwagen für Breitner und Hilpert bereitsteht. Eine Handvoll verdächtiger Personen wird eingeführt und so gibt es zunächst Rückblicke auf deren Leben, wodurch erkennbar wird, welches Motiv sie jeweils hätten haben können. Hierdurch schafft es die Autorin durchaus geschickt, das Leben im Dritten Reich zu beleuchten sowie Einblicke in die Zeit des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegsjahre zu geben. Nicht nur die Gräueltaten der Kriegsverbrecher, auch die des Albrecht Gruber werden vorgestellt.

Was i aber genau weiß, is, dass der Gruber a 100-Prozentiger war.“
„Sie meinen Nationalsozialist?“
„Ja, was denn sonst? Sie müssen wissen, dass ich als Bahner a Sozi bin. Immer scho gwesn! I hob mi durch des ganze Schlamassel halt so durchgemogelt, wegn der Erna und die Kinder, aber i hob mi nie ganz verbogen. Aber i hob den Gruber, da hod er no ned hier gewohnt, a paar Mal bei Veranstaltungen erlebt. Da hod der as Maul sauber aufgrissn.

Erzählerisch wechseln die Perspektiven zwischen Ermittlern und Verdächtigen, ohne dass hierbei Lücken im Handlungsfluss entstehen, denn die Rückblenden dienen wie erwähnt zur Aufdeckung möglicher Motive. Hilpert, die vermeintliche Hauptfigur, ist ein sympathischer junger Mann, der sich schnell vom vermeintlichen Landei zu einem nützlichen Mitarbeiter an der Seite des erfahrenen Breitners mausert.

Insgesamt sind die Figurenzeichnungen etwas zu schablonenhaft geraten. Der smarte, über sich herausragende Neuling Korbinian, der stets grantelnde Breitner. Dazu passend ein Kollege, der einst ein Nazi war und nun der Widerpart von Breitner ist. Dessen Chef wiederum ist der typische Vorgesetzte, der recht oberflächlich wirkt und bei dem man sich stets fragt, wie so einer an einen Führungsjob gekommen ist. Als er sich einmal persönlich in die Ermittlung einbringt, geht dies erwartungsgemäß prompt schief. Alles in allem fehlen ein wenig die Ecken und Kanten, gleichwohl würde man den Protagonisten gerne bei einem weiteren Fall folgen, denn ein kurzweiliges und vergnügliches Krimivergnügen bietet “Münchner Vergangenheit“ auf jeden Fall, was nicht zuletzt daran liegt, dass einige Dialekt sprechen.

  • Autorin: Gretel Mayer
  • Titel: Münchner Vergangenheit
  • Verlag: Gmeiner
  • Umfang: 282 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Februar 2023
  • ISBN: 978-3-8392-0398-9
  • Produktseite


Wertung: 11/15 dpt


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