Andrea Maria Schenkel – Bunker (Buch)


Teils komplexer Lesespaß

Bunker
© Nautilus

Monika arbeitet in einer Autovermietung, in der sie eines Tages überfallen und entführt wird. Sie findet sich in der Dachkammer einer abgelegenen Mühle wieder, die durch eine Falltür verschlossen ist. Doch was will ihr Peiniger überhaupt von ihr? Ist er ein Sadist, gar ein Vergewaltiger? Letzteres zumindest anscheinend nicht, die Lage wird undurchsichtig. Immer wieder lässt er Monika für längere Zeit in dem Raum allein. Sie versucht zu ihm durchzudringen, was ihr zunächst nicht gelingen will. Dann kommt ihr ein schlimmer Verdacht. Kann es sich bei dem Mann um einen alten Bekannten handeln, dem sie einst selber womöglich Unrecht tat?  

Während Monika rätselt, wieso dies alles geschieht, macht der Mann alles so, wie er es einst beim Vater gesehen hat. Dieser schloss die Mutter oft in der Dachkammer ein, ging fort um sich zu betrinken, was immerhin den Vorteil hatte, dass weder Mutter noch Sohn geschlagen wurden.

Dritter Roman der zweifachen Gewinnerin des Deutschen Krimipreises

Andrea Maria Schenkel hat in der deutschsprachigen Kriminalliteratur zweifelsohne einen Ehrenplatz gefunden. 2006 erschien ihr Debütroman „Tannöd“ mit einer Startauflage von tausend Exemplaren. Was folgte ist Geschichte, wie man so sagt. Es regnete Preise wie den Glauser und den Schwedischen Krimipreis, den Deutschen Krimipreis gab es ebenfalls. Die Gesamtauflage stieg in den siebenstelligen Bereich. Ein Jahr später folgte „Kalteis“. Erneut gewann Schenkel den Deutschen Krimipreis, zum zweiten Mal in Folge.

Mit „Bunker“, ihrem dritten Roman, betritt Schenkel für ihre Verhältnisse – darf man das an dieser Stelle so sagen – Neuland, denn anders als „Tannöd“ und „Kalteis“ ist die Handlung hier in Gänze frei erfunden. Sie spielt mit einigen Klischees des Krimigenres. Der böse Täter ist natürlich der Mann, das armes Opfer natürlich die Frau. Diese wird eingesperrt, gedemütigt und über ihre Situation im Unklaren gelassen. Es kommt zu vereinzelten Fluchtversuchen, welche – „Überraschung“ – misslingen, und mit zunehmender Dauer der überschaubaren Handlung, scheint die Frau den Täter zu kennen. Dabei verschieben sich mehr und mehr die Rollen zwischen Täter und Opfer, die Szenerie scheint zu kippen.

Täter und Opfer erzählen die Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive. Die Handlung ergibt sich aus der aktuellen Lage, beiderseitigen Rückblenden in die Vergangenheit der Protagonisten und „Zwischenberichten“ von einem Rettungseinsatz, der in der Notaufnahme endet. Eine Person wird sterben, eine verletzt. Kein Spoiler, sondern eher wenig überraschend, denn die Lage eskaliert zunehmend. Um wen es sich dabei allerdings jeweils handelt, ist dann durchaus eine clevere Schlusspointe.

Der Erzählstil ist typisch Schenkel. Sie lässt ihre Figuren sprechen, denen man sehr nahekommt. Kein literarisches Klangwunder, dafür authentisch. Es fällt auf, dass trotz aller Verzerrungen und Sprünge, ja, man muss aufmerksam lesen, sich die Gedanken der beiden Personen mehr und mehr mischen. Sie könnten teils vom jeweils anderen stammen. Wer einen Krimi lesen möchte, den man leicht konsumierbar runterlesen kann, ist hier falsch. „Bunker“ ist kein Pageturner, sondern ein mitunter leicht sperriges Werk. Lesenswert ist es trotzdem.

  • Autorin: Andrea Maria Schenkel
  • Titel: Bunker
  • Verlag: Nautilis
  • Umfang: 125 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Februar 2009
  • ISBN: 978-3-89401-586-2


Wertung: 11/15 dpt


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