Rintaro lebt in seiner kleinen eigenen Welt. Es ist die Welt der Bücher, die sein Großvater in Form eines Buchladens einst betrieben hat. Seit dessen Tod nutzt der Junge seinen geliebten Buchladen jedoch eher als Versteck, um sich der realen Welt mehr und mehr zu entziehen. Er schwänzt die Schule und meidet jegliche Kommunikation nach außen. Lediglich seiner Klassenkameradin gelingt es sich ihm etwas anzunähern. Es ist der getigerte Tabby-Kater Taro, der ihn aus seinem Alltag reißt. Er fordert Rintaro auf ihm zu folgen, denn das was dem Jungen am meisten bedeutet schwebt in großer Gefahr und verlangt gerettet zu werden – seine geliebten Bücher. Er begibt sich auf den Weg hinein in eine geheimnisvolle Welt und muss vier Labyrinthe durchqueren. Dabei wird er vor Rätsel gestellt, die ihn zwingen zu hinterfragen, welche Bedeutung Büchern in welcher Form beigemessen werden kann. Philosophisch setzt er sich mit jeder Aussage eingehend auseinander, die ihm von seinem Gegenüber gestellt wird und zwangsläufig wird auch der Lesende angeregt sich mit eben jenen Fragen auseinander zu setzen. Begleitet wird Rintaro dabei stets von dem Kater, sowie später auch seiner Klassenkameradin Sayo, die nicht davon ablässt sich für ihn einzusetzen und stets um ihn besorgt ist, sodass auch Rintaro es schwerer fällt sich hinter seiner Unsicherheit zu verstecken.
Er versteht, dass die Reise durch die Labyrinthe der Bücher vor allem auch eine Reise ist, die genauso verworren und gefährlich sein kann, wie die selbstgewählte Zurückgezogenheit. Gleich einem Labyrinth lässt sich aus dieser auch nur ein Weg hinausfinden, wenn man sich erinnert welch unschätzbaren Wert, neben den Büchern, Freundschaft, Nähe und vor allem die kleinen Momente im Leben, wie ein Lächeln oder eine inspirierende Unterhaltung, haben können.
Der Autor Sosuke Natsukawa konnte bereits mit seinem ersten Roman einen Bestseller landen und ein Millionenpublikum für sich gewinnen. Mit „Die Katze, die von Büchern träumte“ gelang ihm darauffolgend der internationale Durchbruch.
Schnell wird beim Lesen seines aktuellen Werkes eine starke Anlehnung an die Erzählung „Der kleine Prinz“ des Autors Antoine de Saint-Exupéry ersichtlich. Denn mit dem wohl bekanntesten Zitat „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ erinnert Natsukawas Roman bereits auf den ersten Seiten stark an diesen Klassiker. Er wartet mit nicht weniger philosophischen Fragen auf und auch hier begibt sich der Held auf eine Reise zu sich selbst. Nur sind es keine Planeten, sondern Labyrinthe, die es zu ergründen gilt. Schnell wird so beim Lesen klar, wo die Reise hingeht und welchen Grundtenor das Buch anschlägt. Das lässt wenig Platz für überraschende Wendungen, was sich anhand der philosophischen Fragen verzeihen lässt, die genug Raum für das eigene Denken und Hinterfragen lassen, um sich von den eigenen Gedanken überraschen zu lassen, die sich beim Lesen entspinnen. Im Gegensatz zu dem Werk von Saint-Exupéry wendet sich „Die Katze, die von Büchern träumte“ nicht der allgemeinen Beschreibung von Werten wie Achtsamkeit, Menschlichkeit, Vertrauen und Freundschaft zu, sondern setzt diese in den Kontext der Bücher. Das macht dieses Werk zu einem Buch für Bibliophile und alle, die es lieben in einem Buch mehr zu sehen als eine Ansammlung von Seiten, die sich hübsch in das Regal stellen lässt.
Natsukawa beschreibt in diesem Buch, das gerade einmal 192 Seiten umfasst, in philosophischen Bildern und Allegorien die Liebe zur Welt der Literatur und zeigt auf wie schützenswert diese ist, aber auch dass die Liebe zu den Büchern nur dann wirklich zur Entfaltung kommen kann, wenn man über die Seiten jedes einzelnen Buches hinaus in die reale Welt blickt.
- Autor: Sosuke Natsukawa
- Titel: Die Katze, die von Büchern träumte
- Originaltitel: Hon O Mamoroutosuru Neko No Hanashi
- Übersetzerin: Sabine Mangold
- Verlag: C. Bertelsmann
- Erschienen: 2022
- Einband: Hardcover
- Seiten: 192
- ISBN:978-3-570-10436-1
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 12/15 dpt