Lynette Noni – Prison Healer (Buch)


© Loewe

Vor kurzem durfte ich “Prision Healer” von Lynette Noni lesen – ein Young Adult Fantasy Roman, bei dem es um Freundschaft, Selbstbestimmung und Aufopferungsbereitschaft geht.

Kiva wurde als Zehnjährige mit ihrem Vater unschuldig lebenslänglich in das berühmt berüchtigte Gefängnis Zalindov geworfen, nachdem ihnen vorgeworfen wurde, dass sie sich mit Rebellen verbündet haben sollen – ein Gefängnis, in dem die wenigsten länger als ein Jahr überleben, Krankheiten regelmäßig Leben kosten und keine*r jemals entkommen konnte.

Nachdem Kivas Vater, der als Heiler in Zalindov gearbeitet hatte, starb, übernahm Kiva seine Rolle und versuchte so viele Leben wie möglich zu retten. Trotzdem wird sie von ihren Mitgefangenen gehasst, denn um ihr eigenes Überleben zu sichern, arbeitet sie als Informant für den erbarmungslosen Gefängnisdirektor.

Als dann ein mysteriöser neuer Häftling eingewiesen wird, eine neue Krankheitswelle auftritt, die der ähnelt, die ihren Vater umgebrachte und die Rebellenkönigin todkrank eingewiesen wird, wird Kivas Wunsch, alle Menschen um sich herum zu retten immer mehr auf die Probe gestellt. Als die Rebellenkönigin eine tödliche Prüfung unterstellt werden soll, an der sie durch ihre Krankheit nicht teilnehmen kann, opfert sich Kiva und nimmt an ihrer Stelle teil. Dabei lernt sie, dass der mysteriöse Neuling doch mehr verheimlicht, als sie zuerst ahnte und ihre Familie vielleicht doch nicht so unschuldig war, wie sie glaubte.

Die Handlung spielt dabei in einer Fantasywelt, in der unterschiedliche Königreiche herrschen, die im Konflikt zueinander stehen, die Königsfamilien magische Fähigkeiten besitzen und Rebellen versuchen, Königreiche zu stürzen.

Die Handlung des Buches ist auf den ersten Blick richtig spannend: Wir haben eine Heilerin, die den Fußstapfen ihres Vaters folgt, während sie in einem Gefängnis eingesperrt ist, in dem man eigentlich nicht mal überleben will. Dort ist sie Hass und Ausgrenzung ausgesetzt, obwohl sie sogar für ihre Patienten aufopferungsvoll ihr Leben riskiert und sie nur versucht, selbst am Leben zu bleiben, um weiterhin andere retten zu können.

Das wird dann mit einer fast krimihaften Suche nach dem Heilmittel für die Krankheit, die gerade immer mehr Menschen im Zalindov tötet und den Gefahren, die Kiva bei ihrer Prüfung überleben muss, nur noch spannender – gerade, weil sehr viele Intrigen aufgedeckt werden, die im Hintergrund die Fäden zogen, ohne dass Kiva sie überhaupt erahnen konnte!

Die Figuren sind dabei durchgehend bunt gemischt und liebenswert: Wir haben einen verrückten Apotheker, der Bomben bauen kann, eine Gefängniswärterin, die trotz aller Grausamkeit um sie herum ihre Menschlichkeit behielt, einen kaltblütigen und rationalen Gefängnisdirektor und einen interessanten Loveinterest, der sich wirklich für die Menschen um sich herum interessiert.

Trotzdem gab es ein paar Punkte, die mich an dem Buch gestört haben – dazu gehört zum einen das Setting, obwohl ich die Idee ein Gefängnis als Handlungsort zu haben, super spannend finde: Im Gefängnis gab es fließende Duschen, die jeder frei benutzen konnte, die Insassen konnten sich frei bewegen, wann immer sie wollten und insgesamt wirkte das Gefängnis sauberer, als Kiva es uns aus ihrer Perspektive beschrieben hat. Hin und wieder hat mich die Beschreibung dieses tödlichen Gefängnisses eher an ein Zeltlager erinnert, als an eine wirkliche Strafanstalt. 

Auch störte mich der Umgang mit Mental Health, Nacktheit und sexueller Gewalt. Sexuelle Gewalt wurde immer als eine mögliche Gefahr dargestellt, was in so einem Setting Sinn ergibt. Wurden aber die Konsequenzen von sexueller Gewalt thematisiert, wurde kaum auf die psychischen Narben oder körperlichen Schäden (außer einer ungewollten Schwangerschaft) eingegangen, was wichtig gewesen wäre, um gerade einer jungen Leserschaft klarzumachen, wie schwerwiegend so eine Erfahrung ist. Insgesamt bin ich mir auch nicht sicher, ob ich es gut finde, wie oft sexuelle Gewalt gerade am Anfang in diesem Young Adult Buch erwähnt wurde. 

Aber auch den (prüden) Umgang mit Nacktheit fand ich kritisch – in so einem Gefängnis oder gerade bei Kivas Arbeit als Heilerin sollte Nacktheit selbstverständlicher sein. Doch wenn Kiva jemanden behandelte und den ganzen Körper untersuchen oder waschen musste, blieb die Unterwäsche der Patienten komischerweise an. Dass die Patienten noch die Unterwäsche anhatten, wurde extra betont.

Zum Schluss störte mich der Umgang mit Mental Health (oder der fehlende Umgang). Stellt euch vor, ihr seid seitdem ihr sieben Jahre alt seid unschuldig in einem Gefängnis, werdet dort gemobbt und werdet täglich mit Tod und Krankheiten konfrontiert – es kann nicht sein, dass man nicht die eine oder andere Narbe davon trägt. Zynisch zu werden und ständig Albträume zu haben, wäre da das Mindeste. Oder die anderen Insassen: In Zalindov zu landen ist ein Todesurteil – wie kann es sein, dass die Leute noch immer die Energie hatten, eine Siebzehnjährige zu hassen, die ihnen regelmäßig das Leben rettet? Und sollte es nicht eine hohe Suizidrate in dem Gefängnis geben?

Diese Punkte wirken aber harscher als sie wirklich sind: Gerade der Umgang mit Mental Health und Körperlichkeit oder eine realistische Darstellung von Settings sind Themen, die noch immer nicht genug in Young Adult Romanen thematisiert und reflektiert werden. Natürlich soll Young Adult kindgerechter sein, aber auch schreckliches, peinliches und Tabuthemen können authentisch umgesetzt werden.

Insgesamt war “Prison Healer” eine unterhaltsame Geschichte mit spannenden Ideen. Die Figuren waren liebenswert, Twists kamen unvorhergesehen, aber nicht unvorbereitet, und das Ende verspricht einen spannenden Einstieg in eine Buchreihe, die noch viele interessante Themen aufgreifen wird.

Deswegen kann ich “Prison Healer” allen weiterempfehlen, die Young Adult Fiction mit Rebellen und Königreichen lieben.

  • Autor: Lynette Noni
  • Titel: Prison Healer
  • Teil: Teil 1 Die Schattenheilerin
  • Originaltitel: Prison Healer
  • Übersetzer: Jessika Komina und Sandra Knuffinke
  • Verlag: Loewe
  • Erschienen: 2022
  • Einband: Hardcover
  • Seiten: 528
  • ISBN: 978-3-7432-0986-2
  • Sonstige Informationen:
  • Produktseite 
  • Erwerbsmöglichkeiten


    Wertung: 9/15 dpt


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