Andrea Maria Schenkel – Der Erdspiegel (Buch)


Der Erdspiegel
© Kampa

Der Fall „Andreas Bichel“. Viehhändler und Serienmörder.

In dem kleinen Regendorf nahe Regensburg lebt der Viehhändler Andreas Bichel mit seiner Frau. Er genießt hohes Ansehen und gilt als großer Erzähler, der die Menschen in seinen Bann zieht. Und er besitzt einen Erdspiegel, durch den man einen Blick in die Zukunft werfen kann. Zumindest wenn man jung und naiv genug ist ihm zu glauben. Streng geheim vertraut sich Bichel der jüngsten der Seidel-Schwestern an. Katharina ist gebannt, möchte endlich erfahren wie ihre große Liebe aussieht und macht sich auf den Weg zum Bichel, nachdem ihr die Botin Mare erzählte, dass heute der große Moment gekommen sei, um einen Blick in den Erdspiegel zu werfen. Ihren Schwestern Therese und Walburga erzählt sie nichts. Sie werden Katharina nie wiedersehen, am nächsten Tag wird zudem Mare tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Erstickt an einem Stück Rauchfleisch, dabei ist doch Fastenzeit.

Barbara Reisinger arbeitet in einer Gaststube für kleines Geld, träumt von ihrer Zukunft. Da begegnet ihr ein Gast, der ihr eine bessere Welt verspricht. Sie müsse nur zu ihm kommen, er könne ihr einen besseren Arbeitgeber vermitteln. Das zweite Opfer des Bichel ist gefunden. Als Therese und Barbaras Vater später beim Bichel nachfragen, trägt der ihnen zweifelhafte Geschichten vor; allein, sie könnten dennoch wahr sein. Nur durch einen Zufall kommt man dem Bichel auf die Spur, während ein weiteres Mädchen unterwegs ist, um in den Erdspiegel blicken zu dürfen.

Endlich neuer Stoff der bekannten Erfolgsautorin

Andrea Maria Schenkel hat in der deutschsprachigen Kriminalliteratur zweifelsohne einen Ehrenplatz gefunden. 2006 erschien ihr Debütroman „Tannöd“ mit einer Startauflage von tausend Exemplaren. Was folgte ist Geschichte, wie man so sagt. Es regnete Preise wie den Glauser und den Schwedischen Krimipreis, den Deutschen Krimipreis gab es ebenfalls. Die Gesamtauflage stieg in den siebenstelligen Bereich. Ein Jahr später folgte „Kalteis“. Erneut gewann Schenkel den Deutschen Krimipreis, zum zweiten Mal in Folge.

In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger um die Autorin geworden, daher verdient ihr Roman „Der Erdspiegel“, soeben erschienen bei Kampa, Aufmerksamkeit. Schenkel nimmt sich eines historischen Falles an, dessen Hauptfigur Andreas Bichel als „Mädchenschlachter“ („Bavarian Ripper“) in die Geschichte einging. Jahrzehnte später gab es sogar Vergleiche zu Jack the Ripper. Bichel (1760-1809) ermordete im Jahr 1806 Barbara Reisinger, zwei Jahre später Katharina Seidel. In „Der Erdspiegel“ wird die Reihenfolge getauscht.

Walburga war davon überzeugt, irgendetwas musste geschehen sein, irgendjemand musste Katharina etwas eingeflüstert haben, und das naive Kind habe es für bare Münze genommen. Sie war sicher Wenn einer der Katharina angeboten hätte, in einen Erdspiegel zu blicken, ihre Schwester hätte es getan.

In ebenso ruhiger wie klarer Sprache erzählt Andrea Maria Schenkel von einem angesehenen Mann, der eigentlich nur ein kleiner Viehhändler ist. Der Bichel mit den kalten Augen, der plötzlich hier, plötzlich dort auftaucht, vermag nicht nur zu verstören, sondern vor allem die Leute mit seinen Geschichten gut zu unterhalten. Er ist ein Menschenfänger in jeder Hinsicht. Allerdings kommt ihm zugute, dass seine Opfer junge Frauen aus einfachsten Familien sind. Wie alle Menschen haben sie Träume und wer möchte nicht zu gern wissen, was einem die Zukunft beschert. Den Hinterbliebenen tischt der Bichel recht fadenscheinige Erklärungen auf, doch es könnte halt so gewesen sein. Der Leser ist immer auf der Höhe des Geschehens, somit den anderen Figuren – Angehörige der Opfer und später die Ermittler am Landgericht Burglengenfeld – immer voraus.

Es ist interessant zu beobachten, wie diese den Aussagen des Bichel zunächst vertrauen und sich dieser bei einer ersten Befragung durch den zuständigen Richter herauswinden kann. Es fehlen die Leichen und somit kann halt alles mögliche passiert sein. In der zweiten Hälfte des Romans, wenn das Landgericht erstmals in Erscheinung tritt, erhält man einen Einblick in die Arbeit der damaligen Justiz. Die Mittel sind eingeschränkt, Beweise Pflicht und so hat es Bichel mit seinen Erklärungen zunächst einfach, wenngleich er sich wiederholt in Widersprüche verzettelt.

Kurzum: Wer die eingangs erwähnten Werke der Autorin in guter Erinnerung hat, wird den „Erdspiegel“ gerne lesen.

  • Autorin: Andrea Maria Schenkel
  • Titel: Der Erdspiegel
  • Verlag: Kampa
  • Umfang: 192 Seiten
  • Einband: Hardcover
  • Erschienen: Januar 2023
  • ISBN: 978 3 311 10047 8
  • Produktseite


Wertung: 12/15 dpt


Schreibe einen Kommentar

Hinweis: Mit dem Absenden deines Kommentars werden Benutzername, E-Mail-Adresse sowie zur Vermeidung von Missbrauch für 7 Tage die dazugehörige IP-Adresse, die deinem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, in unserer Datenbank gespeichert. E-Mail-Adresse und die IP-Adresse werden selbstverständlich nicht veröffentlicht oder an Dritte weitergegeben. Du hast die Option, Kommentare für diesen Beitrag per E-Mail zu abonnieren - in diesem Fall erhältst du eine E-Mail, in der du das Abonnement bestätigen kannst. Mehr Informationen finden sich in unserer Datenschutzerklärung.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Beiträge

Du möchtest nichts mehr verpassen?
Abonniere unseren Newsletter!

Total
0
Share