Der Literaturpodcast „Autorinnen im Porträt“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, in jeder Episode eine Schriftstellerin in den Fokus zu rücken. Dabei schauen wir auf das Leben der Autorin und auf ihr Werk. Wer wir sind? Mariann Gáborfi und Sarah Teicher aus Leipzig.
Da wir ebenfalls Redakteurinnen bei Booknerds.de sind, haben wir beschlossen, zu dem im März 2022 gegründeten Podcast eine begleitende Kolumne zu schreiben. In der ersten Kolumne schreibt Mariann wie es zur Idee des Podcasts kam und warum wir es wichtig finden, das weibliche Schreiben in den Mittelpunkt zu rücken.
“Männerliteratur”, – kennen Sie diesen Begriff? Nein? – Sicher ist Ihnen aber schon einmal der Begriff “Frauenliteratur” begegnet.
Ein Podcast über Literatur ist nichts neues. Davon gibt es bereits einige, doch meiner Meinung nach immer noch zu wenige, die sich gezielt mit der Literatur von Frauen beschäftigen. Daraufhin wollte ich wissen, ob sich dieser subjektive Eindruck bestätigt und ich begann zu recherchieren. Dabei bin ich auf verschiedene Quellen gestoßen, die mir gezeigt haben, dass auch heute noch ein großes Ungleichgewicht herrscht, wenn es um die Präsenz weiblicher Literatur geht.
Die Zahlen sprechen für sich
Schon vor meinem Studium der Verlagswirtschaft habe ich mich, neben dem Lesen von Büchern, schon immer für deren Entstehung und Distribution interessiert. Während meines Studiums konnte ich komplett in diese Prozesse eintauchen und habe gelernt, was es braucht, um ein Buch erfolgreich herzustellen und zu vermarkten. Das Nachschlagewerk „Buch – und Buchhandel in Zahlen“, kurz BuBiZ, welches jährlich vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben wird, bildet dabei die Grundlage, um sich eine strukturierte und gebündelte Übersicht zu den aktuellen Daten und Statistiken zum Thema „Buch“ zu verschaffen. Dieses Werk half mir unter anderem bei meiner Recherche und ich stellte fest, dass ein Großteil des Buchmarktes zwar von einer weiblichen Käuferschicht geprägt ist[1], aber dass die Literatur, die von Frauen geschrieben oder auch herausgegeben wird nach wie vor unterrepräsentiert und nicht ausgewogen ist. So lässt sich ein Großteil weiblicher Literatur in der Unterhaltungsliteratur finden, wobei das Verhältnis bei Kinder- und Jugendbüchern im Jahr 2019 sogar bei 70 zu 30 lag.[2]
Ein aufregender Start
Nachdem ich mich durch die Zahlen – und Faktenwelt zum Thema Autorinnen recherchiert hatte kam ich zu der ernüchternden Einsicht, wie unterrepräsentiert die weibliche Literatur auch heute noch ist und ich war überrascht, wie wenig mir das bis zu diesem Zeitpunkt bewusst war. So nahm die Idee des Podcasts Gestalt an und damit einher kam auch der Gedanke meine Freundin und Kollegin Sarah Teicher anzufragen, ob sie nicht mitmachen wolle. Ihr Studium der Literaturwissenschaft bietet eine perfekte Synergie zu meinem zahlenbasierten, wirtschaftlichen Blick und beides mündet in unserer gemeinsamen Begeisterung für das Lesen. Ich bin sehr glücklich, dass sie sofort Feuer und Flamme war und dieses Projekt seitdem mit einem solch inspirierendem Elan angeht, der mich immer wieder mitreißt.
Das Konzept und die Pilotfolge zum Thema Frauenliteratur
In der ersten Folge von “Autorinnen im Porträt”, die am 18. März 2022 erschien, beschäftigen wir uns mit dem Begriff der „Frauenliteratur“, da uns beiden dieser mehr als einmal begegnet ist. In unserer Vorbereitung stellten wir uns die Frage, wie es sein kann, dass dieser Begriff so eine Allgemeingültigkeit erlangt hat und warum es dazu kein Äquivalent gibt, denn das wäre ja dann „Männerliteratur“. Während des Gesprächs war auch immer wieder das Buch von Nicole Seifert Frauenliteratur [3] Thema, das Sarah bereits für booknerds.de rezensiert hatte. Sehr lange haben wir uns über das Buch ausgetauscht und festgestellt, dass es sich mit den Fakten und Argumenten, die Seifert in dem Buch hinsichtlich der Wahrnehmung der weiblichen Literatur anführt, perfekt als Aufhänger für die Pilotfolge eignet. Wir widmen die erste Folge praktisch dem Grund, warum wir den Podcast gestartet haben.
Vom Konzept her gehen wir so vor, dass wir abwechselnd in jeder Folge eine Autorin vorstellen. So bleibt der jeweils anderen immer genug Zeit für die Recherche und wir können unseren Rhythmus der Veröffentlichung gut einhalten. Zudem freuen wir uns über jegliche Interaktion mit den Menschen, die uns zuhören und so gibt es am Ende jeder Folge ein kleines Rätsel, das wir in Form eines Zitats der Autorin selbst oder eines ihrer Werke, stellen. Dieses ist dann auch verbildlicht auf unseren Social-Media-Kanälen auf Instagram und Facebook zu finden und es kann geraten werden, welche Autorin als nächstes besprochen wird. Wir sind dabei immer wieder begeistert wie viele auf die Lösung kommen, da die Rätsel nicht immer einfach und auch nicht jede Autorin, die wir vorstellen allen bekannt ist.
Wir können bereits auf 17 Folgen zurück blicken und freuen uns sehr ab sofort auch in unserer Kolumne bei den booknerds die Schriftstellerinnen vorzustellen, um ihnen auch hier eine Plattform zu geben. In der nächsten Kolumne wird Sarah euch zwei Autorinnen vorstellen, denen wir bereits eine Folge gewidmet haben.
Eure Mariann
Quellen:
[1] Zahlen zum Thema wie das Kaufverhalten der Buchkundschaft geprägt ist: Hrsg. Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. 2020, „Buch und Buchhandel in Zahlen 2020 Zahlen, Fakten und Analysen zur wirtschaftlichen Entwicklung“, S.35
[2] https://www.spiegel.de/kultur/literatur/vorschauenzaehlen-anteil-von-autorinnen-in-den-fruehjahrsprogrammen-a-1301975.html, Stand 25.11.2022
[3] Nicole Seifert: “Frauen Literatur: Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt”, erschienen 2021 bei Kiepenheuer & Witsch, 978-3462002362, S.224 https://www.kiwi-verlag.de/buch/nicole-seifert-frauen-literatur-9783462002362