Strange World
Woran erkennt das Kinopublikum, dass sich Weihnachten nähert? An einem neuen Disney-Film. Auch dieses Jahr versorgt uns das Walt Disney Animationsstudio mit einem entsprechenden Familienfilm. “Strange World” ist ein liebenswerter Abenteuerfilm, der das Zeug hat, Animationsfilm des Jahres zu werden.
Die Geschichte findet in einem geheimnisvollen Land namens Avalonia statt, welches von einem riesigen Gebirgsmassiv umgeben ist. Der legendäre Entdecker Jaeger Clade, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Berge hinter sich zu lassen, um herauszufinden, was sich dahinter verbirgt. Mit dabei ist sein etwas tollpatschiger Sohn Searcher, der hoch oben am Berg eine grüne, elektrisierende Pflanze entdeckt. Nachdem der Berg abermals kein Weiterkommen zulässt, kehrt die Expedition um, ausgenommen Jaeger, der fortan als verschollen gilt.
Die Familie Clade wird nun schnell ins Abenteuer gestürzt, als die Präsidentin von Avalonia, Callisto Mal, um Hilfe bittet. Im ganzen Land verwelken Pando-Pflanzen und dem gehört auf den Grund gegangen. Ähnlich wie in Jules Verne “Reise bis zum Mittelpunkt der Erde” geht es nun also in die Tiefen um die Wurzel allen Übels, respektive der Pando-Pflanze, zu finden.
25 Jahre ziehen ins Land und Searcher wird in Avalonia, ähnlich wie sein Vater, verehrt. Allerdings nicht weil er ein tapferer und mutiger Entdecker geworden ist, sondern weil er die grünliche Pflanze von damals, namens Pando, gezüchtet hat und diese seither das Land mit Elektrizität und all den damit verbundenen Annehmlichkeiten, wie Kaffeemaschinen und Musikplayern, ermöglichte. Gemeinsam mit seiner Frau Meridian, dem dreibeinigen Hund Legend und seinem 16-Jahre alten Sohn Ethan, betreiben sie eine große Pando-Farm. Das Leben könnte nicht schöner und unbeschwerter sein, findet Searcher. Ethan hingegen, will im Leben mehr erleben, als nur Farmer zu sein und würde gerne mehr mit seinen Freunden unternehmen, vor allem mit Diazo, in dem sich der junge Clade etwas verschaut hat.
Schnell machen sich nun die Anleihen bemerkbar, welche sich das Regisseuren-Duo Don Hall (Baymax, Vaiana, Raya und der letzte Drache”) und Qui Nguyen (“Raya und der letzte Drache”) gemacht haben. Sobald die Expeditionscrew ins Erdinnere eintaucht, offenbaren sich unglaubliche und atemberaubende Bildwelten in kräftig-bunten Farben, welche von seltsamen Kreaturen bewohnt werden. Manche ähneln einem Fischschwarm, andere sehen aus wie Flugsaurier oder Riesenkalmare. Dazu dröhnt ein imposanter, aber immer passender Score von Henry Jackman. Die Disney-typischen Musical-Einlagen fehlen indes komplett (oder eben nicht ;)).
Natürlich ist auch Searchers Vater, Jaeger, nicht verschollen, sondern beide treffen relativ bald wieder aufeinander. “Strange World” zeigt eine Generationen überspannende Vater-Sohn-Geschichte, die erwartungsgemäß einige Klischees erfüllt. Der übermächtige und -große Jaeger als unerschrockener Held und Erforscher, welcher sich erwartet und erhofft, dass sein Sohn ihm nacheifert und dasselbe tut. Andererseits haben wir mit Searcher wiederum einen Vater, der ebenso von seinem Sohn Ethan erwartet, den Familienbetrieb weiterzuführen und keine allzu großen Risiken im Leben einzugehen. Alle drei Clades verhalten sich so, wie man es erwarten würde. Fairerweise gestehe ich, dass ich mir von Disney dahingehend auch nichts anderes erwartet habe.
Allerdings ist es schön zu sehen, dass es für den Mauskonzern mittlerweile auch normal geworden ist (und das hoffentlich nicht nur aus Marketinggründen, sondern tatsächlich aus Überzeugung), dass die Familienmitglieder unterschiedlicher Herkunft sein können oder homosexuell sind. In einem kurzen Moment, dachte ich, dass jetzt der vermeintliche moralische Zeigefinger von Jaeger Clade kommt. Das blieb dann doch aus.
Schlussendlich wird auch eine Lösung für das Pflanzenproblem gefunden, mit dem dezenten Wink mit dem Zaunpfahl, dass das Offensichtliche nicht immer die gesamte Wahrheit darstellt.
Fazit: Disney liefert mit “Strange World” einen visuell atemberaubenden Abenteuerfilm ab und bricht einige Konventionen, wie das Fehlen eines klassischen Bösewichts und der typischen Gesangseinlagen, sowie das Zeigen moderner und alternativer Familienkonstellationen.
- Titel: Strange World
- Produktionsland und -jahr: USA, 2022
- Genre: Animation
Familie - Erschienen: 24.11.2022 (Kino)
- Label: Disney
- Spielzeit: 96 Minuten
- Sprecher (im Original): Jake Gyllenhaal
Dennis Quaid
Lucy Liu
Gabrielle Union
Jaboukie Young-White - Regie: Don Hall
Qui Nguyen - Drehbuch: Qui Nguyen
- Produzenten: Roy Conli
Jennifer Lee - Schnitt: Sarah K. Reimers
- Musik: Henry Jackmann
- FSK: 0
- Sonstige Informationen:
Filmseite
Wertung: 13/15 dpt