Michael Kleinherne – Absinth (Buch)


Michael Kleinherne – Absinth

Kleine Indiebook-Perle

© Kulturmaschinen Verlag

Eigentlich ist Michael Kleinhernes Roman „Absinth“ eine Allerweltsgeschichte: Ein Paar, anfangs glücklich verliebt, entfremdet sich zunehmend bis sie ihn verlässt. Punkt. Aus. Vorbei.

Schon früh deutet sich dieses Ende an. Unaufhaltsam entgleitet Ich-Erzähler Marius die Liebe seiner Partnerin Maria. Kleinherne zeichnet die kaum wahrnehmbaren Stationen des Verlustes behutsam nach.

Es ist vor allem die Frage nach dem Warum, die Marius umtreibt. Das Warum, dem Kleinherne nachspürt. Wie kann es sein, dass eine Liebe nicht mehr erwidert wird? Wie kann Liebe so einfach enden? Kleinherne beleuchtet das Mysterium „Liebe“ hier von der anderen, eher ungewohnten, Seite, stellt nicht ihren Anfang in den Mittelpunkt sondern ihr Ende.

Marius‘ Gefühlslagen bestimmen den Ton der Erzählung. Er durchleidet Phasen der Eifersucht, der Hilflosigkeit und letztendlich der Trauer. Doch obwohl der gesamte Text auf purer Emotionalität fußt, hält Kleinherne seinen Roman fern von jeder Weinerlichkeit oder Pathos, nie droht die Inszenierung ins Kitschige zu verrutschen. .

Das liegt vor allem an der Darstellung der Charaktere. Ich-Erzähler Marius verrennt sich nicht in Schuldzuweisungen oder Selbstmitleid. Auch die Perspektive von Maria kommt nicht zu kurz, obwohl sie für uns nur durch Marius‘ Wahrnehmung in Erscheinung tritt. Ihr langsames Entlieben wird glaubhaft dargestellt.

Rein inhaltlich bietet Kleinherne mit „Absinth“ nichts Neues. Aber die Art und Weise, mit der er die Liebesgeschichte aufbereitet, ist ebenso selten wie angenehm unkonventionell. Er verzichtet auf jegliches Klischee. Auch sprachlich hält er sich zurück. Er erzählt die Geschichte dieser leise vergehenden Liebe mit ruhiger Souveränität. Durch die aufgeworfenen Fragen, auf die es letztendlich keine Antworten gibt, öffnet er einen Raum, in dem alle dargestellten Emotionen ein tiefes Echo finden.

Nach 152 Seiten ist der Plot auserzählt. Doch als Leser*in sollte man sich durch den schmalen Umfang nicht täuschen lassen. Wer sich auf die Lektüre einlässt wird mit großer Erzählkunst im kleinen Format belohnt.

  • Autor: Michael Kleinherne
  • Titel: Absinth
  • Verlag: Kulturmaschinen Verlag
  • Erschienen: 09/2022
  • Seiten: 154
  • ISBN: 978-3-96763-227-9
  • Sonstige Informationen:
  • Produktseite
  • Erwerbsmöglichkeiten


Wertung: 12/15 dpt


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