10 Jahre Booknerds – 9 Jahre dabei und noch immer nicht lang genug
Mein erster Beitrag für Booknerds zum Buch „Die wundersame Geschichte der Faye Archer“ von Christoph Marzi erschien im Oktober 2013. Ich kam auf Empfehlung von Jochen König zu den Booknerds, der ein halbes Jahr später ins Team folgte. Zuvor hatte ich den Posten der Chefredakteurin bei Phantastik-Couch geschmissen, der für vier Jahre einen Gutteil meiner Freizeit ausmachte und in den ich viel Herzblut gesteckt hatte. Entsprechend frustriert war meine Stimmung und der Einstieg bei Booknerds holte mich aus einem emotionalen Tief. Das lag vor allem daran, dass ich mich in Chris‘ Team sofort zuhause und wertgeschätzt fühlte.
Nerdism vom Feinsten
Wenn ich eine Superkraft des langjährigen Chefredakteurs (der sich selbst selten und ungern so bezeichnete) benennen sollte, dann die, dass Chris alle Redakteur*innen so gut es ging in alle Prozesse und Entscheidungen eingebunden hat. Eine weitere Superkraft war die unermüdliche Energie, die Chris in das Magazin steckte. Aus der WordPress-Plattform holte Chris das Beste heraus und entwickelte das Frontend der Seite stetig weiter. Er probierte Social Media-Formate aus, die schon damals als unpopulär galten (ja, Booknerds hatte für kurze Zeit tatsächlich ein eigenes Forum). Aus Verlosungen machte er gern ein kleines Spektakel. Alles, bloß nicht gewöhnlich war das Motto, dass Booknerds von Anfang an auszeichnete. Ich bin sehr froh darüber, dass dieses Motto bis heute gilt.
Besondere Begegnungen
Die Buchmessen in Leipzig sind immer etwas Besonderes. In den Jahren 2015, 2016 und 2017 war ich in doppelter Mission für Booknerds und meinem Blog phantastisch-lesen unterwegs. 2016 traf ich Familie König mit denen ich Stände und Events abklapperte, den Abend verbrachte und zufällig im selben Hotel wohnte. Wir hatten viele Gelegenheiten, ein wenig zu fachsimpeln und vor allem über uns selbst zu lachen. 2017 interviewte ich auf der LBM für Booknerds den Krimi-Autor Volker Kutscher. Dessen Bücher um Gereon Rath, den kölschen Kommissar in Berlin, las ich seinerzeit und mochte sie sehr. Ein Interview mitten im Messegetümmel ist immer eine Herausforderung und etwas Besonderes. Das Ergebnis liest sich auch rückblickend noch interessant, vor allem die politischen Aussagen. Ob Volker Kutscher sie heute genauso formulieren würde?
Besondere Artikel
Einen Artikel, den ich als „Lieblingsartikel“ bezeichnen möchte, gibt es nicht. Allerdings den einen oder anderen, der mich etwas mehr gefordert hat als gewöhnlich. Bei Booknerds habe ich mich an Rezensionen zu Sachbüchern herangetraut, die ich als schwieriger empfinde als Rezensionen zu Romanen. Denn sie werden möglicherweise von einem Fachpublikum gelesen, das sich wahrscheinlich besser mit der Materie auskennt, als ich es tue. So kam es zu den Besprechungen von „Tolkien und der erste Weltkrieg“ von John Garth und „Was weisse Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ von Alice Hasters. Für mich boten sich mit beiden Rezensionen und den dazugehörenden Recherchen Gelegenheiten, tiefer in Themen einzutauchen, die mich interessieren. Es war spannend herauszufinden, inwieweit Tolkiens Werk tatsächlich vom 1. Weltkrieg geprägt wurde. Außerdem enthält das Buch interessante Passagen zu Tolkiens Sprachen. Ebenso empfand ich es als sehr erhellend, das Leben in Deutschland einmal aus der Perspektive einer Schwarzen Frau wahrzunehmen. Mit vielen frappierenden Beispielen für Alltagsrassismus, die ich mir zuvor als Weiße Frau nie klar gemacht hatte.
Beim Scrollen durch die Liste meiner Veröffentlichungen fällt mir gerade auf, dass ich für Booknerds eines meiner Lieblingsbücher besprochen habe: „Das Fremde Meer“ von Katharina Hartwell. Es ist eine phantastische Anthologie mit Geschichten unterschiedlichster Spielarten, die auf wunderbare Weise am Ende ein großes Ganzes ergeben. Das Buch wurde 2014 mit dem Förderpreis für phantastische Literatur „SERAPH“ als Bestes Debut ausgezeichnet. Nach der Preisverleihung auf der Leipziger Buchmesse saß ich in der Lesung der Gewinner*innen und war derartig verzaubert, dass ich auf dem Smartphone spontan ein Rezensionsexemplar von „Das Fremde Meer“ bei Chris bestellte.
Ein Ausblick
Mit Dominic hat Booknerds nun einen ebenso engagierten Chefredakteur, wie es Chris einmal war. Er führte „Nerdi“ ein, unser Maskottchen, das am Ende einer Rezension das Gesamturteil mit Kennerblick durch die Brille verbildlicht. Und auch er lebt den Teamgeist und bezieht die Redakteur*innen über regelmäßige Videokonferenzen ins Booknerds-Geschehen mit ein. Ich bin froh und ein wenig stolz darauf, zu diesem Team aus liebevollen, kompetenten und verrückten Medien- und Buchkennern dazuzugehören. Auch wenn meine Beiträge nicht gerade zahlreich sind. Ich betrachte die Mitarbeit bei Booknerds als Spielwiese dafür, mich an Genre und Bücher zu wagen, die ich eher selten lese: Sachbücher, Belletristik und Krimis. DANKE dafür und für den nerdigen Spirit, der Booknerds auch nach 10 Jahren zu einem besonderen Magazin macht. 10 Jahre Booknerds – 9 Jahre dabei und noch lange nicht lang genug.
Foto Messehalle Leipzig © Eva Bergschneider
Cover ©Hanser
