Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit (Film)
“Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit” beginnt wie ein klassischer Noir: Ein Mann erwacht neben seiner toten Frau, wird des Mordes verdächtigt und verhaftet, kann fliehen, und versucht seine Unschuld zu beweisen und den oder die wahren Täter zu finden.
Doch was heißt zu “Beginn”? Bis zu den Ereignissen jener schicksalhaften Nacht ist bereits eine halbe Stunde vergangen, in der wir den traumatisierten Ex-Feuerwehrmann Theo Abrams beim Leiden am Leben zugesehen haben, während anderweitig irgendwelche Menschen andere Menschen verfolgen und bei Bedarf foltern und töten. Mit Erklärungen hält sich der Film nicht auf, doch die Unbehaustheit der ersten Dreiviertelstunde erzeugt keine Spannung, sondern Langeweile, die Exposition ist bis auf ein paar kurze Sequenzen schlicht überflüssig.
Abrams hat, im Gegensatz zu engen Freunden, einen verheerenden Brand überlebt und leidet seitdem an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Da er nicht sonderlich geneigt ist, sich therapieren zu lassen, ist ein Wiedereinstieg in seinen Job kaum möglich. Die belastende Situation schlägt sich auch auf das Familienleben mit seiner Frau Angela und dem gemeinsamen Sohn Wesley nieder. Abrams ist gereizt, launisch, streitsüchtig und hat Gedächtnisaussetzer. Was ihn nach dem gewaltsamen Tod seiner Frau umso verdächtiger erscheinen lässt.
Doch ist er wirklich der Mörder? Anscheinend war Angela, eine Online-Journalistin, einer Verschwörung auf der Spur, die laut Aussage eines anonymen Anrufers, auch Theo zum Inhalt hat. Als Abrams auf der Fahrt zum Gefängnis von einem Mitinsassen angegriffen wird, scheint sich dieser Verdacht zu bestätigen. Der kampferprobte Theo kann seinen Angreifer überwältigen und flieht vor einem heraneilenden Killerkommando, das allerdings ein paar anwesende Polizisten exekutiert. Schlechte Karten für den flüchtenden Feuerwehrmann.
Es wird nicht bei diesen Toten bleiben. Theo Abrams Ermittlung in eigener Sache hinterlässt eine blutige Spur, der ein hartnäckiges Duo Kriminalpolizisten folgt. Die engagierte Detective Rene Williamson und der kurz vor der Pensionierung stehende General Alan Shard geben ein seltsames, aber effektives Paar ab. Sie bleiben Theo, dessen Vorgehen allerdings nicht gerade von Raffinesse geprägt ist, dicht auf den Fersen. Und haben zwischendurch genügend Zeit, um sich über Theos Traumata und PTBS im Allgemeinen auszutauschen. Während dieser tatsächlich einer gewaltigen Staatsverschwörung auf die Schliche kommt, die an unerwarteter Stelle auch ihn selbst betrifft.
“Indemnity – Dier Jagd nach der Wahrheit” ist ein Wechselbalg aus düsterem Psycho-Drama, Action- und Techno-Politthriller. Am gelungensten ist noch der Action-Anteil. Die Kampfszenen sind handwerklich solide inszeniert, Jarrid Geduld als Theo Abrams ist agil genug, um einen würdigen Kombattanten darzustellen. Wenn ihn die Regie nicht im Stich lässt, und er Prügel einstecken muss, bevor er wieder zur energischen Kampfmaschine wird. Der Fight zwischen Theo und dem schlagkräftigsten Bösewicht endet beiläufig mit einem Stahlrohrhieb im Vorübergehen. Das ist zwar, wie der restlichen Balgereien, halbwegs geerdet und nicht überkandidelt, verschenkt aber dramatisches Potenzial. Das beherrscht der Film leider allzu gut, endet er doch nach retardierenden Szenen, in denen Theo gegen Türen in einem brennenden Gebäude hämmert, um seinen Sohn zu finden und zu befreien, mit einer Nachrichtensendung, in der erklärt wird, wie alles ausging. Bevor ein schlecht gespielter Epilog Herzschmerz und Tränen erzeugen soll. Klappt nicht recht.
Der Film leidet an seiner Ziellosigkeit und Inkohärenz. So passen die gekonnten Kampfeinlagen nicht zum traumatisierten Leidensmann, den Geduld zwischen den Fights nicht sonderlich überzeugend darstellt. Anscheinend kann sein Theo Abrams seine mentale Verfassung einrichten, wie es gerade gefällt. Das Sportliche bewältigt der Darsteller korrekt, der gesamten Figur fehlt es aber an Charisma. Über weite Strecken wirkt er auf der verzweifelten Suche nach Wahrheit wie ein missmutiger Hauswart, der seine Schlüssel verloren hat. Ansonsten erledigen die weithin unbekannten südafrikanischen Darsteller ihre Sache gediegen. Wenn man von Theos und Angies Sohn absieht, der vor allem in der synchronisierten Version eine Plage ist.
Das Bemühen, einen Augenmerk auf das Thema PTBS zu legen, ist redlich, wirkt aber aufgesetzt und wird reichlich steif vorgetragen. Feiner gelungen sind zwei, drei Plot-Twists, die man nicht unbedingt kommen sieht. Hier wird mit der Erwartungshaltung des Publikums gespielt, die mal gebrochen, mal bestätigt wird. Gefällt wohl.
“Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit” ist ein mäßig unterhaltsamer Thriller aus Südafrika, dem es an handlungsökonomischer Stringenz, einem ausgeklügelten Drehbuch und einprägsamen Protagonisten mangelt.
Cover & Szenenfotos © Meteor Fim
- Titel: Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit
- Originaltitel: Indemnity
- Produktionsland und -jahr: Südafrika, 2021
- Genre: Action-, Polit-Thriller, Psycho-Drama
- Erschienen: 07.10.2022
- Label: Meteor Film
- Spielzeit:
120 Minuten auf 1 DVD
124 Minuten auf 1 Blu-Ray - Darsteller: Jarrid Geduld
Gail Mabalane
Andre Jacobs
Nicole Fortuin
Qaeed Patel - Regie: Travis Taute
- Drehbuch: Travis Taute
- Kamera: Zenn van Zyl
- Schnitt: Simon Beesly
- Musik: Kyle Shepherd
- Extras: Wendecover, Trailer
- Technische Details (DVD)
Video: 16:9 Widescreen
Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch/Afrikaans/Niederländisch, Dolby Digital 5.1
Untertitel: D - Technische Details (Blu-Ray)
Video: 2,35 (1080p)
Sprachen/Ton: - Deutsch, Englisch/Afrikaans/Niederländisch, DTS HD-MA 5.1
Untertitel: D - FSK: 16
- Sonstige Informationen:
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Wertung: 8/15 dpt