Dorothy B. Hughes – Ein einsamer Ort (Buch)


Dorothy B. Hughes – Ein einsamer Ort (Buch)

Sein bester Freund ein Serienmörder

Ein einsamer Ort
© Atrium

Im Krieg waren sie als Flieger in England, danach verloren sie sich aus den Augen. Seit einigen Monaten lebt Dickson „Dix“ Steele nun in Los Angeles, wo er nach einiger Zeit Kontakt zu Brub Nicolai, seinem besten Freund aufnimmt. Es gibt ein freudiges Wiedersehen, welches durch zwei Ereignisse getrübt wird. Brub ist mit der intelligenten Sylvia verheiratet und noch dazu Detective der Mordkommission, die aktuell von einem Serienmörder in Atem gehalten wird. Seit März brachte dieser jeden Monat eine Frau um, nur im August setzte es eine Pause. Inzwischen ist September, Opfer Nummer sechs wurde soeben entdeckt.

Keine Verdächtigen, keine möglichen Motive, keine Verbindungen zwischen den Opfern – und immer eine andere Gegend.“
„Und gestern?“
„Wieder eine andere Gegend. Beverly Glen Canyon. Da, wo die Stadt allmählich aufhört. Sie wurde am späten Vormittag gefunden. Am Straßenrand, im Gebüsch.

Während Brub sich in der neuen Welt zurechtgefunden hat, lebt Dix in den Tag hinein und lebt in der Wohnung von Mel Terris, den es vorübergehend beruflich nach Rio verschlug. Sein Onkel Fergus unterstützt Dix finanziell, so dass er Zeit für sein Buchprojekt hat. Besser gesagt hätte, denn der Soziopath hat ein ganz anderes Bedürfnis; seinen Hass auf Frauen auszuleben, diese zu bedrohen, zu missbrauchen und zu erwürgen. Eigentlich also doch ganz gut, dass er mit Brub befreundet ist und dieser ihn über die Ermittlungen auf dem Laufenden hält. Oder lockt ihn Brub in eine Falle? Und wieso erscheint Sylvia so argwöhnisch? Neue Probleme am Horizont und dann wäre da noch die bezaubernde Laura Grey, die rothaarige Nachbarin, in die sich Dix Hals über Kopf verliebt.

Klassiker in neuer Übersetzung wieder erhältlich

Dorothy B. Hughes schrieb vierzehn Kriminalromane, die hauptsächlich in den 1940er Jahren erschienen. Seit einigen Jahren ist die Autorin, ausgezeichnet mit dem Grand Master Award der Edgar Allen Poe Awards für ihr Lebenswerk (1978), ein wenig in Vergessenheit geraten. Ihre Bücher sind nur schwer erhältlich (meist auf Englisch) und so ist es erfreulich, dass „Ein einsamer Ort“ jetzt in frischer Übersetzung beim Atrium Verlag neu erschienen ist, gilt dieser Klassiker immerhin als ein Meisterwerk des Noir. Bereits 1950 wurde „In a lonely place“ verfilmt, in der Hauptrolle ist Humphrey Bogart als Dixon Steele zu sehen.

Die Handlung spielt in Los Angeles in den späten 1940er Jahren, so dass die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges gegenwärtig sind. An den beiden männlichen Hauptfiguren wird dies besonders gut sichtbar. Brub hat den Weg in das Zivilleben zurückgefunden, während Dix verloren wirkt. Als Fliegerass war er ein Held, hatte Geld und Ansehen bei Frauen; jetzt hat er Geldprobleme und einen ausgeprägten Frauenhass, da ihn die eine, große Liebe verschmäht hat. Die beiden weiblichen Hauptfiguren Sylvia und Laurel sind hingegen starke Persönlichkeiten, die sich zu behaupten wissen. Waren die Frauen ganz allgemein vor dem Krieg eher im Haushalt tätig, so wurden sie währenddessen als Arbeitskräfte dringend benötigt. Jetzt lassen sie sich nicht wieder an den Herd zurückdrängen und stellen eine Konkurrenz da, was teilweise den Frauenhass von Dix erklärt.

Hughes erzählt die Geschichte aus der Sicht von Dix, lässt uns an dessen Gedankengängen teilnehmen, die mehr und mehr von Paranoia geprägt sind. Ist man ihm auf der Spur? Hat er einen Fehler gemacht? Wieso ist Laurel jetzt nicht bei ihm; hat sie womöglich einen anderen? Und wie muss er sich die nächsten Lügen zurechtlegen? Selbstredend hat Laurel ebenfalls ihre Geheimnisse und – ganz nebenbei – was ist eigentlich aus Mel Terris geworden, nachdem sich Laurel immer wieder erkundigt? Und warum erkundigt sie sich überhaupt nach Mel, sie ist doch mit Dix zusammen; quasi schon fast mit ihm verheiratet? Seine große Liebe, die ihm den ersehnten Rückhalt geben soll.

Der Schein trügt an zahlreichen Stellen und da Hughes ihre Frauen konsequent – wie die Handlung – nach vorne treibt, tragen sie maßgeblich zur Ergreifung des Mörders bei. Bis es soweit ist, kann man mit Dix an seinem Verfolgungswahn „mitleiden“ und dessen Niedertracht verurteilen. Intensive Einblicke in die subtilen Gedankengänge eines Serienmörders, Frauenfeindlichkeit und zwei starke weibliche Figuren, die sich diesem entgegenstellen, sind einige der würzigen Ingredienzien dieses Klassikers, der nun – es darf wiederholt werden – endlich wieder erhältlich ist.

  • Autorin: Dorothy B. Hughes
  • Titel: Ein einsamer Ort
  • Originaltitel: In a lonely place (1947). Aus dem Englischen von Gregor Runge
  • Verlag: Atrium
  • Umfang: 256 Seiten
  • Einband: Hardcover
  • Erschienen: August 2022
  • ISBN: 978-3-85535-126-8
  • Produktseite


Wertung: 13/15 dpt


1 Kommentar
  1. Danke für die Buchvorstellung und Rezension des Buches „Ein einsamer Ort“ von Dorothy B. Hughes. Das Buch scheint wirklich spannend zu sein. Ich lese gerne Kriminalromane und habe aus diesem Grund bei dir reingelesen.

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