Alex Beer – Felix Blom. Der Häftling aus Moabit (Buch)

Alex Beer – Felix Blom. Der Häftling aus Moabit

Felix Blom. Der Häftling aus Moabit.
© Limes

Neue Serie von Alex Beer beginnt 1878 in Berlin

Es ist schon kurios. Felix Blom, der Schatten von Berlin, stieg in zahlreiche Häuser wohlhabender und einflussreicher Menschen ein und erleichterte wie einst Robin Hood jene, die es ohnehin kaum merken, um ihre Wertsachen. Selbst dem Kronprinzen stahl er einige tausend Golddukaten; erwischt wurde er nie. Nach einem Einbruch im Haus des früheren Polizeipräsidenten Lothar von Wurmb, bei dem vor allem dessen schwarzer Adlerorden, die höchste preußische Auszeichnung, gestohlen wurde, fand man einen Manschettenknopf, der Blom gehörte. Für den damaligen Ermittler Ernst Cronenberg war die Sache klar und Blom kam nach Moabit, wo er drei Jahre in strenger Isolationshaft verbrachte. Allein, er wurde reingelegt. Vermutlich von Baron Albert von Mesar, der es auf Bloms Geliebte Auguste Reichenbach, deren Vater das Grandhotel gehört, abgesehen hat. Blom verkehrte damals in höchsten Kreisen, gab vor, ein reicher Erbe zu sein.

Felix Blom, ein Detektiv, der für ein Weib arbeitet. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.“
„Dann lass uns trinken.

Jetzt ist er wieder draußen und muss binnen drei Tagen einen Arbeitsplatz und eine Wohnung vorweisen, ansonsten geht es zurück ins Gefängnis. Sein früherer Mentor, Unterweltboss Arthur Lugowski, ist nicht gut auf Blom zu sprechen. Schließlich hat sich „der feine Pinkel“ von ihm abgewendet, nachdem es gut mit den Einbrüchen lief. Ein Zimmer kann er ihm dennoch anbieten, womit schon mal das erste Problem gelöst wäre. Allerdings ausgerechnet im Krögel, jener heruntergekommenen Gasse, in der Blom seine ärmliche Kindheit verbrachte; unmittelbar angrenzend an den Molkenmarkt, wo sich das Polizeihauptquartier befindet.

Rund dreißig Familien lebten hier: Handwerker, Hausierer, Arbeiter, Wäscherinnen und Näherinnen mit ihren Kindern. Für sie alle gab es gerade mal zwei Toiletten und einen Holzbrunnen mit Schwengelpumpe.

Dort ist Kriminalkommissar Cronenberg aktuell mit einem dubiosen Mordfall beschäftigt, der streng genommen ein Selbstmord war. Allerdings fand sich beim Opfer eine Karte, wonach dieser binnen dreißig Stunden eine Leiche sein müsse. Wenig später wird eine zweite Leiche gefunden und auch Blom hat eine ähnliche Drohung erhalten. Blom lernt, ausgerechnet im Krögel, die frühere Prostituierte Mathilde Voss kennen, die noch erfolglos versucht, sich als Frau mit einer Detektei über Wasser zu halten. Blom und Voss schließen sich zusammen, erhalten überraschend ihren ersten Fall, aber die eigentliche Suche gilt demjenigen, der Blom mit dem Tode bedroht, was zwangsläufig zu einem Wiedersehen mit Cronenberg führt.  

Atmosphärische Zeitreise in die Unterwelt und an den Molkenmarkt

Alex Beer alias Daniela Larcher ist eine Krimiautorin aus Österreich, die längst einem breiten Publikum bekannt ist. Dies verdankt sie vor allem ihrer historischen Krimireihe um August Emmerich (aktuell fünf Bände; siehe Ende der Rezension) sowie Isaak Rubinstein (zwei Bände „Unter Wölfen“), aber auch ihren in der Gegenwart angesiedelten Fälle um Chefinspektor Morell. Mit „Felix Blom“ startet nun also eine weitere Reihe historischer Kriminalromane, die im Jahr 1878 beginnt und in der aufstrebenden kaiserlichen Hauptstadt Berlin spielt, die Weltmetropolen wie Wien und Paris Konkurrenz machen möchte.

Blom ist ein interessanter Charakter, wenngleich man über seine Herkunft nahezu nichts erfährt, was dazu führt, dass man nicht seitenlang über private Probleme stolpern muss, die in der Regel einen Roman aufblähen, ohne Bezug zur eigentlichen Krimihandlung zu haben. Hier verhält es sich anders, da Blom seinen Widersacher in puncto Liebe für seinen Gefängnisaufenthalt verantwortlich macht. Und wie soll Blom nun, als enttarnter Dieb und Ex-Häftling, seiner Auguste unter die Augen treten, zumal der Baron bereits die Zustimmung des vermeintlichen Schwiegervaters zur Verlobung eingeholt hat?

Aus der Spree? Ist er tot?“
„Nein, er hat nur ein bisschen gebadet. Natürlich ist er tot. So tot wie die Ratten, aus denen ihr eure Buletten macht.

Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Da sind das Handeln Bloms und Mathildes, die als frühere Prostituierte forsch und bestimmt auftritt, sowie die polizeilichen Ermittlungen von Cronenberg. Dazu werden die Opfer des unbekannten Serienmörders auf dem Weg in ihren Untergang begleitet. Der Spannungsbogen ist hoch und die Auflösung dürfte eine Überraschung sein.

Blom ist auf das Wohlverhalten seines früheren Ersatzvaters Lugowski angewiesen, so dass er folglich wieder in die Berliner Unterwelt hinabsteigen muss. Es geht in dunkle Kneipen und Mathildes ehemaliges Bordell, während die Polizeipräsenz allgegenwärtig scheint. Zwei Attentatsversuche auf den Kaiser hat es bereits gegeben, zudem findet der Berliner Kongress statt. Wie gewohnt hat Alex Beer die damalige Zeit gut recherchiert und lässt Berlin lebendig auferstehen. Gekonnt werden reale Figuren in die Geschichte eingebaut wie das Opfer des alles auslösenden Einbruchs bei von Wurmb.

Spannend und unterhaltsam mit unvorhergesehener Auflösung. So soll, so muss es sein. Teil zwei sollte nicht lange auf sich warten lassen.

Rezension zu August Emmerich:

Rezension zu Isaak Rubinstein “Unter Wölfen“.

  • Autorin: Alex Beer
  • Titel: Felix Blom. Der Häftling aus Moabit
  • Verlag: Limes
  • Umfang: 368 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Oktober 2022
  • ISBN: 978-3-8090-2759-1
  • Produktseite


Wertung: 13/15 dpt

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