Jane Harper – Hitze (Buch)


Jane Harper – Hitze (Buch)

Klasse Start der Aaron-Falk-Reihe

Hitze
© Rowohlt

Aaron Falk arbeitet als Polizist bei der Steuerfahndung in Melbourne, doch der tragische Tod seines besten Freundes aus Kindertagen, Luke Hadler, führt ihn zurück in die Kleinstadt Kiewarra, ein Kaff im Nirgendwo. Es klingt unfassbar. Der beliebte Luke soll mit seiner Schrotflinte seine Frau Karen und den sechsjährigen Sohn Billy erschossen haben, bevor er sich selbst mit einem Kopfschuss richtete. Lukes Eltern, Gerry und Barb, bitten Aaron sich Lukes Finanzen anzusehen, womöglich hatte ihr Sohn Schulden, deren Eintreibung zum Fiasko ausartete. Ein Strohhalm, aber Aaron ist es den Beiden schuldig, sah er Barb stets als die Mutter an, die er selbst nie hatte.

Sergeant Raco ist ganz neu in Kiewarra, aber anders als seine Kollegen aus der nächstgelegenen Stadt Clyde besonders gründlich. Was, wenn es nicht der liebende Familienvater war und der Mörder noch frei herumliefe? Karen wurde an ihrer Haustür ermordet, sie muss ihrem Mörder die Tür selber geöffnet haben. Aber Luke hatte einen Hausschlüssel. Zudem benutzte Luke immer Patronen der Marke Winchester, verwendet wurden Patronen der Marke Remington. Kleine, vielleicht unwichtige Details und dennoch seltsam.

Ich hab denen doch angesehen, was sie gedacht haben. Nix als Schafe und Weiden. Da muss einer ja schon halb übergeschnappt sein, überhaupt hier draußen zu leben.

Aaron und Raco ermitteln beharrlich und stellen bald fest, dass nicht alle Einwohner mit Aarons Rückkehr einverstanden sind. Schon gibt es erste Drohungen, denn noch immer lastet ein rund zwanzig Jahre alter Todesfall auf der Gemeinschaft. Damals starb die sechzehnjährige Ellie Deacon, die in einem Fluss ertrank. Ihre Taschen waren gefüllt mit Steinen, aber war es wirklich ein Suizid? Aaron und Luke, ihre damaligen Freunde, gerieten in Verdacht, zumal Ellie einen Zettel bei sich trug, der eine Verabredung mit Aaron zur Tatzeit nahelegte. Luke und Aaron waren gemeinsam Kaninchen schießen; allerdings nur in ihrer offiziellen Version, denn beide gaben sich gegenseitig falsche Alibis.

Bei unerträglicher Hitze kochen die Gemüter über

„Hitze“ ist der erste von bislang zwei Australien-Thrillern mit Aaron Falk („Ins Dunkel“ heißt der nachfolgende Band), mit dem die in Manchester geborene Jane Harper ihr vielbeachtetes Debüt gab (ausgezeichnet unter anderem mit dem „Gold Dagger“). Tatsächlich hat der Plot alles, was einen guten Thriller auszeichnet. Einen unüblichen Mordfall, eine sympathische Hauptfigur, einen aktuellen sowie einen alten Fall, deren Ereignisse womöglich zusammenhängen, einige Verdächtige und gelungene Wendungen.

Die Geschichte spielt in der Gegenwart, blickt aber immer wieder in Sequenzen auf die Ereignisse von vor zwanzig Jahren zurück. Seit damals verdächtigt Ellies Vater Aaron der Tat, weswegen dieser mit seinem Vater aus Kiewarra geradezu fliehen musste. Sergeant Raco ist ebenfalls eine angenehme Figur, ein ehrgeiziger Ermittler, der auf Details achtet und nicht darauf, einen Fall schnellstmöglich abzuschließen.

Vorsicht ist dennoch angesagt, denn mehrere Einwohner leiden nicht nur unter der Hitze, die das Vieh hinwegrafft, sondern auch unter unverhohlenem Hass. Lukes Eltern werden geschnitten, da der Sohn fast die gesamte Familie tötete, Aaron wird bedroht wegen der alten, unaufgeklärten Geschichte. Intensiv wird zudem das anstrengende und entbehrungsreiche Leben in der großen Weite Australiens vorgestellt, wo die Farmen weit auseinanderliegen und nur eine Kneipe im Ort für Unterhaltung sorgt. Man hat seine eigenen Gesetze, neue Leute wie Raco haben es da schwer und Aaron, wie schon erwähnt, sowieso. Das Erzähltempo ist sehr beschaulich, es wird nach Hinweisen mühsam gesucht, derweil sich die Stimmung immer weiter auflädt. Atmosphärisch vom Feinsten. Am Ende wird alles sauber aufgelöst, faustdicke Überraschungen inklusive. Nicht nur für einen Debütroman eine herausragende Leistung!


Wertung: 13/15 dpt


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