S. A. Cosby – Die Rache der Väter (Buch)


S. A. Cosby – Die Rache der Väter (Buch)

Knüppelharte Action mit zeitgemäßer Botschaft

Die Rache der Väter
© ars vivendi

Ike Randolph hat es geschafft. Fünfzehn Jahre nach seiner Entlassung hat er einen gutgehenden Betrieb als Landschaftsgärtner und ein Leben als Familienvater. Stimmt nur nicht ganz, denn zu seinem homosexuellen Sohn Isiah hat er kaum Kontakt. Zudem leidet er als Schwarzer unter dem ständig grassierenden Alltagsrassismus in Virginia. Willkommen in den Südstaaten von Amerika. Buddy Lee Jenkins, geht es kaum besser. Keinen Job, mit der Miete im Rückstand lebt er in einem heruntergekommenen Trailer und säuft als gäbe es kein Morgen. Man bezeichnet ihn als White Trash, ohne dass er dies als Beleidigung auffassen würde. Wie Ike hat Buddy Lee zu seinem Sohn Derek keinen Kontakt. Auf ihrer Hochzeit vor drei Monaten waren beide Väter nicht. Jetzt sind Isiah und Derek tot, auf offener Straße mit mehreren Schüssen geradezu hingerichtet.

Für eine Versöhnung ist es somit zu spät, dabei würden beide viel darum geben, ihren Söhnen sagen zu können, dass ihre sexuelle Ausrichtung doch völlig egal sei. Wenn sie denn noch leben würden; stattdessen gewinnen Schuldgefühle die Oberhand. Um das eigene Versagen als Vater und die damit verbundenen Vorurteile zu korrigieren, wollen die beiden ungleichen Männer ihre Söhne rächen, zumal die Polizei den Doppelmord schnell ruhen lässt. Zwei tote Homosexuelle in Virginia regen nur wenige Leute auf, zumal deren Freunde aus naheliegenden Gründen nicht mit der Polizei reden.

Es war schlimm genug, in den guten alten US of A als schwarzer Mann mit den Cops zu reden. Bei jeder Interaktion mit einem Polizeibeamten fühlte man sich wie am Rand eines imaginären Abgrunds. Und wenn man obendrein ein Ex-Knacki war, fühlte es sich so an, als wäre dieser Abgrund mit glitschigem Schweineschmalz bedeckt.

Ike und Buddy Lee, beide haben viele Jahre gesessen und sind kampferprobt, wenngleich schon in die Jahre gekommen, machen sich auf ihren Weg. Dieser führt sie auf die Spur der „Rare Breed“, einen Motorradclub von gewaltbereiten Rednecks, die mit Waffen und Meth ihr Geld verdienen. Sie hassen Schwarze und Homosexuelle, übernehmen für Geld auch Mordaufträge. Lange tappen Ike und Buddy Lee im Dunkeln, wer der mysteriöse Auftraggeber im Hintergrund ist. Bis sie dies herausfinden, haben sie bereits eine ordentliche Blutspur und erste Tote hinterlassen. Dabei geht es erst jetzt richtig los.

Klage gegen Rassismus und Homophobie

Mit dem grandiosen „Blacktop Wasteland“ schaffte es S. A. Cosby auf den zweiten Platz der Krimibestenliste und wer dieses actionreiche Roadmovie genossen hat, wundert sich kaum, dass es im vorliegenden Roman erneut zu einer regelrechten Gewalteruption kommt. Gleichwohl hat „Die Rache der Väter“ deutlich mehr inhaltlichen Tiefgang als der Vorgänger, denn aktuelle Themen wie Rassismus und Homophobie sowie Vorurteile im Allgemeinen tragen, facettenreich und empathisch dargestellt, die Handlung. Da trifft der schwarze Unternehmer, der nicht immer seine Gefühle unter Kontrolle hat, auf den versoffenen weißen Trailerbewohner. Bis vor kurzer Zeit standen beide der Homosexualität ihrer Söhne abweisend gegenüber, dabei erfahren sie selbst nahezu täglich Vorurteile.

Buddy Lee hatte es falsch verstanden. Ike hatte keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen. Er hatte keine Angst, Blut zu vergießen. Er hatte Angst, nicht mehr damit aufhören zu können.

S. A. Cosby greift zeitgemäße Fragen eindrucksvoll und nachhaltig wirkend auf. Als Erbauungsliteratur für entsprechende Bewegungen geht „Die Rache der Väter“ allerdings nicht durch, dafür sind die kriminellen und actionreichen Elemente dann doch zu prägnant. Kurzum: Wer knallharte Krimis mit aktuellem Bezug mag, findet hier eine beeindruckende Mischung. So sind gute Krimis auf der Höhe der Zeit. Bleibt die Hoffnung auf eine Verfilmung. Ob Herr Tarantino wohl Zeit hätte?

  • Autor: S. A. Cosby
  • Titel: Die Rache der Väter
  • Originaltitel: Razorblade Tears. Aus dem amerikanischen Englisch von Jürgen Bürger
  • Verlag: ars vivendi
  • Umfang: 344 Seiten
  • Einband: Hardcover
  • Erschienen: Mai 2022
  • ISBN: 978-3-7472-0349-1
  • Produktseite


Wertung: 13/15 dpt


Schreibe einen Kommentar

Hinweis: Mit dem Absenden deines Kommentars werden Benutzername, E-Mail-Adresse sowie zur Vermeidung von Missbrauch für 7 Tage die dazugehörige IP-Adresse, die deinem Internetanschluss aktuell zugewiesen ist, in unserer Datenbank gespeichert. E-Mail-Adresse und die IP-Adresse werden selbstverständlich nicht veröffentlicht oder an Dritte weitergegeben. Du hast die Option, Kommentare für diesen Beitrag per E-Mail zu abonnieren - in diesem Fall erhältst du eine E-Mail, in der du das Abonnement bestätigen kannst. Mehr Informationen finden sich in unserer Datenschutzerklärung.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ähnliche Beiträge

Du möchtest nichts mehr verpassen?
Abonniere unseren Newsletter!

Total
0
Share