Jörg Kohn – 1799 – Die Schatten von Oldenburg (Buch)


Jörg Kohn – 1799 – Die Schatten von Oldenburg (Buch)

Auswirkungen der Französischen Revolution

1799 - Die Schatten von Oldenburg
© Gmeiner

Juni 1799, Hamburg. Der Kaufmannssohn Johannes Friedrich von Marburg feiert mit seinen Kommilitonen den erfolgreichen Abschluss seines Studiums, wobei er immer wieder einen Blick auf seine heimliche Liebe, das junge Schankmädchen Jette, wirft. Allerdings würde sein Vater einer Beziehung niemals zustimmen. Johannes, ein Freiherr, und ein einfaches Schankmädchen? Allerdings stellt sich die Frage nach der elterlichen Zustimmung nicht mehr, denn Johannes erhält mitten im Umtrunk die Nachricht, dass seine Eltern zuhause in Oldenburg ermordet wurden. Ohne Abschied bricht er sofort auf, nur begleitet von dem Polizeidragoner Lürssen.

Rund zwei Wochen zuvor flohen Johannes Eltern aus Le Harve, wo die Franzosen widerrechtlich ihr Schiff festgesetzt hatten. Es herrscht Krieg. England, Preußen, Österreich und Russland gegen Frankreich; es gilt die Monarchie zu retten, welche zehn Jahre zuvor durch die Revolution und die Jakobiner mit brutaler Gewalt in Frankreich abgeschafft wurde. Zwar ist das Herzogtum Oldenburg neutral, aber der Handel mit England reicht als Grund schon aus und sei es auch nur ein Verdacht. Johannes Eltern flohen mit einer unbekannten Begleiterin nach Oldenburg, wo sie nunmehr in ihrer Küche, gemeinsam mit drei Bediensteten, tot aufgefunden wurden.    

Johannes ist ratlos. Seine Eltern haben nie mit dem Personal gemeinsam ihre Mahlzeiten eingenommen, da dies standesgemäß nicht in Frage kam. Offenbar wurden alle vergiftet, doch der Amtsdoktor Tellmann ist ebenso verschwunden wie die große Unbekannte, bei der es sich um eine Französin namens Klara handelt. Angeblich verreisten Tellmann und Klara am Tag der Ermordung von Johannes Eltern. Der junge Heinrich Sartorius, Studiosus der Medizin und zudem Tellmanns Neffe, wird für Johannes ein wichtiger Helfer, doch zunächst reist er nach Emden, wo er Klara zu finden hofft. Damit fangen die Probleme für Johannes aber erst richtig an, denn Klara befindet sich in der Gewalt dreier Franzosen, darunter Christophe Guérin, Stabschef des einflussreichen Leiters des neugegründeten „Bureau Secret“; Joseph Fouché.

Action- und politisch kenntnisreiche Unterhaltung

„Die Schatten von Oldenburg“ könnten der Auftakt einer neuen Reihe rund um die Protagonisten Marburg und Sartorius sein, jedenfalls lässt das Ende des vorliegenden Romans eine Fortsetzung wahrscheinlich erscheinen. Kleiner „Spoiler“: Die Frage, für welche der beiden Frauen – Jette oder Klara – sich Johannes entscheiden wird, bleibt offen, wenngleich er sich zu beiden hingezogen fühlt. Doch da sein Vater sein Schiff verloren hat und mit diesem die wertvolle Fracht, ist Johannes quasi mittellos, so dass er für keine der beiden Frauen ausreichend sorgen kann. Da hilft auch „Die Leiden des jungen Werther“ nicht weiter, jener Roman, mit der er zwei Jahre zuvor Jettes Herz eroberte.

Interessanter als das seitenmäßig nicht unauffällige Liebesgeplänkel, sind jedoch die politischen Hintergründe und der fünffache Mordfall, den es aufzuklären gilt. Zunächst aber muss Klara vor den Franzosen gerettet werden, die einem großen Goldschatz auf der Spur sind. Ein Nachlass der im Jahr 1793 hingerichteten Comtesse du Barry, einst die Mätresse von Ludwig XV. Die Auswirkungen der Französischen Revolution sowie die daraus resultierenden kriegerischen Aspekte sind umfang- und kenntnisreich dargestellt und bilden einen lesenswerten Rahmen für die Lösung eines Kriminalfalles, der ebenfalls Beachtung verdient. Sind die vermeintlichen Mörder zunächst schnell ausgemacht, so gibt es im weiteren Verlauf durchaus einige Überraschungen und Wendungen. Die Spannungskurve ist in jeder Hinsicht konstant am oberen Rand, es gibt nur wenig „Leerlauf.“ Etwas übertrieben ist allerdings die Rolle des Dragonerpolizisten Lürssen, der wiederholt und in bester James-Bond-Manier immer in letzter Sekunde dem jungen Johannes das Leben rettet.

Wer sich für die Französische Revolution, die Geschichte Ostfrieslands im Allgemeinen oder die Stadtgeschichte Oldenburgs im Besonderen interessiert, findet hier historisch informative wie kriminalistisch kurzweilige Unterhaltung. Gute Grundlagen für eine Fortsetzung.

  • Autor: Jörg Kohn
  • Titel: Die Schatten von Oldenburg
  • Verlag: Gmeiner
  • Umfang: 412 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: Juli 2022
  • ISBN: 978-3-8392-0224-1
  • Produktseite


Wertung: 12/15 dpt


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