Bonnie Garmus – Eine Frage der Chemie (Buch)


Bonnie Garmus – Eine Frage der Chemie (Buch)

© Piper Verlag

Elisabeth ist Chemikerin. Und sie ist gut in ihrem Job. Sogar sehr gut. Sie hat nur ein Problem: Sie ist eine Frau. “Eine Frage der Chemie” spielt 1961 in Kalifornien und Frauen haben als liebevolle Mütter und Ehefrauen zuhause zu bleiben. Elisabeth kämpft darum, sich in der Wissenschaft einen Namen zu machen und kriegt dabei immer wieder Steine in den Weg gelegt. Zu allem Überfluss bekommt sie auch noch ein uneheliches Kind, was sie noch mehr zur Außenseiterin macht. Doch ein neuer Job als Fernsehköchin, der so gar nicht zu ihren eigentlichen Berufswünschen passt, fängt so langsam an, das Blatt für sie zu wenden. 

“Eine Frage der Chemie” ist ein feministisches Buch. Es zeigt uns deutlich das frauenfeindliche Weltbild dieser Zeit, die Erwartungen und die Herabwürdigungen, die Frauen alltäglich ertragen mussten.

[…] während Elisabeth sich darüber ausließ, dass Frauen ihre untergeordnete Position hinnahmen, als wäre die gottgegeben, als glaubten sie, ihr kleinerer Körper sei ein biologisches Indiz für ein kleineres Gehirn, als wären sie von Natur aus minderwertiger, aber eben auf liebreizende Art.

Und das alles sehen wir hautptsächlich durch die Augen einer intelligenten, willensstarken, hochqualifizierten und rebellischen Frau, die dieses ganze Weltbild infrage stellt. Sie will nicht heiraten und will eigentlich auch keine Kinder. Sie ist auch nicht religiös, was 1961 in Kalifornien mindestens genau so skandalös ist. Und doch schafft es das Buch, dass auch die Rolle der Mutter und Hausfrau nicht herabgewürdigt wird, denn auch deren Wertigkeit und Wichtigkeit wird immer wieder hervorgehoben. Kochen beispielsweise nimmt eine prominente Rolle in der Geschichte ein. Elisabeth kocht gut und gerne und sie “nimmt es ernst”. Sie nimmt überhaupt alles ernst. Sie nimmt Chemie ernst, ihre Beziehungen und auch ihren unverhofften Job als Fernsehköchin. Und auch in diesem Job möchte sie die Menschen nicht unterhalten – was eigentlich von ihr erwartet wird – sondern die Hausfrauen, die ihre Zielgruppe darstellen, ernst nehmen und ihnen zeigen, dass sie gesehen werden.

Wir wissen beide, dass Nahrung der Katalysator ist, der unser Gehirn in Gang setzt, unsere Familien zusammenhält und unsere Zukunft bestimmt.

Das Buch verliert dabei aber stellenweise leider vor lauter wichtiger Ideen den Blick für die Tiefe der Charaktere. Elisabeths Anschauungen sind fast schon ein wenig zu modern, ohne dass sie wirklich dafür an sich arbeiten muss. Ihre Ansichten sind von Anfang an gefestigt. Auch ihre Tochter Madeline hat oft ein wenig zu viel Durchblick. Dadurch kann der Eindruck entstehen, dass dem Buch die feministischen Aussagen wichtiger sind, als die Entwicklung der Charaktere.

Trotzdem ist es ein unterhaltsames, scharfzüngiges Buch mit liebenswerten Charakteren, einer mitreißenden Handlung und außerdem einem Hund, der viel zu schlau ist. Es geht neben Themen der Gleichberechtigung auch um Liebe, Freundschaft, Familie, Dazugehörigkeit und Kampfgeist. Es ist die Geschichte einer Frau, die darum kämpft, als Chemikerin ernst genommen zu werden und die nebenbei ihre Welt ein wenig revolutioniert.


Wertung: 11/15 dpt

  • Autor: Bonnie Garmus
  • Titel: Eine Frage der Chemie
  • Originaltitel: Lessons in Chemistry
  • Übersetzer: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
  • Verlag: Piper Verlag
  • Erschienen: 03/2022
  • Einband: Hardcover
  • Seiten: 464
  • ISBN: 978-3-492-07109-3
  • Sonstige Informationen:
    Produktseite
    Erwerbsmöglichkeiten

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