The Boys Staffel 3 (Amazon Prime)


The Boys Staffel 3 (Amazon Prime)

„The Boys are back in town“

Eigentlich warte ich schon seit Staffel 1 darauf, dass es der berühmte Thin-Lizzy-Song in irgendeiner Weise in der Serie vorkommt. Dazu kam es bisher zwar nicht, aber trotzdem ist „The Boys“ die beste Superhelden-Serie, die es noch dazu schafft sich mit jeder weiteren Staffel zu steigern.

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Der echte Captain America?

Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum ein Kerl, der in den 1940ern eingefroren wurde, sich verhält wie das perfekte Abbild eines aufgeklärten modernen Mannes? Wäre es nicht wesentlich realistischer, wenn er wie ein chauvinistisches, rassistisches Arschloch agieren würde? In der dritten Staffel suchen „The Boys“, weiterhin nach einer Möglichkeit Superman (Homelander), der mit jeder Folge etwas psychotischer wird, umzubringen und finden dabei Soldier Boy, der die Fähigkeit besitzt Superhelden ihre Kräfte zu stehlen. Es stellt sich heraus, dass er so ziemlich jedem Klischee entspricht, dass man von Männern dieser Zeit hat.

Jensen Ackles (Supernatural) spielt seine Rolle so herrlich drüber und gleichzeitig geerdet, dass er jede Szene in der er auftaucht, an sich reißt. Dabei sind alle Performances in dieser dritten Staffel stark. Ich hebe ihn nur heraus, weil es beeindruckend ist, wie elegant eine neue Figur wie Soldier Boy, in den ohnehin schon großen Cast integriert wird.
Charaktere und Storys aus vorhergegangenen Staffeln werden weiter ausgebaut. Da wäre zum Beispiel die Liebesgeschichte zwischen Kimiko und Frenchie, die berührend und sehr süß geschrieben ist und einen krassen Gegensatz zur Gewalt bilden. Und ihre eigene kleine Musical Einlage bekommen. 

Charaktere, Charaktere, Charaktere …

Eine Sache die „The Boys“, weiter von seiner Konkurrenz abhebt, sind die vielen Charaktere, über deren Hintergrund wir stückchenweise mehr erfahren. Dabei werden verschiedene Kindheitstraumata unserer Protagonisten aufgearbeitet und man merkt schnell, dass nicht eine einzige Figur schablonenartig beziehungsweise eindimensional geschrieben wurde, auch wenn das auf den ersten Blick so wirkt. Außerdem darf sich jeder auf seine Weise weiterentwickeln, sei es zum Guten, oder Schlechten. Homelander wird immer psychopathischer, aber man kann seine Entwicklung nachvollziehen. Und A-Train, der in den ersten Staffeln das größte Arschloch war, bekommt einen Story-Arc, bei dem ich am Ende fast ein wenig Mitleid mit ihm habe… wäre er nicht so ein verflucht feiger Opportunist. Frenchie schafft es sich langsam von seinem Zwang immer einem Herren zu gehorchen zu lösen. MM akzeptiert, dass seine Vergangenheit ihn zu einem zwanghaften Neurotiker macht. 
Ich könnte hier seitenweise über Charakter-Development schreiben, da in jeder der acht Folgen dermaßen viel passiert, dass es den Rahmen sprengen würde. Aber in einer Zeit in der das Superheldenkino immer mehr in seichte schwarz, weiß Telenovela Gefilde abdriftet, macht es Spaß etwas Erwachsenes, dass sich echt anfühlt zu sehen.

Gewalt der Gewalt willen?

Denn es wäre nicht „The Boys“, wenn nicht Blut spritzen, Gedärme fliegen und jedmögliche Perversion zur Schau gestellt würde. Und jedes Mal, wenn man sich denk es könnte einen nichts mehr überraschen, folgen Szenen, die man so in einer Serie bestimmt noch nicht gesehen hat. The Deep, der Aquaman der Show, fängt eine Liebesbeziehung mit einem Oktopus an, ein Kerl der an Ant-Man erinnert befriedigt seinen Freund in dem er sich selbst schrumpft und in dessen Penis herumklettert. Irgendwie ist es da überhaupt nicht mehr schockierend, wenn ein Haufen Handlanger mit Dildos, die den Superhelden nachempfunden wurden, gepfählt werden.
Das alles funktioniert aber nur deswegen so fantastisch und verkommt nicht zu einer reinen vojeuristischen Show, weil es dabei immer um die Frage geht, wie sich Mensch in der echten Welt verhalten würden, wenn sie Superkräfte besitzen und einen Konzern im Hintergrund haben, der sie nach allen Regeln der Kunst deckt.
Eines schafft „The Boys“ darüber hinaus besser als die meisten anderen Serien: Sie verarbeiten aktuelle politische Themen, ohne sie einem zu hart auf die Nase zu binden. So bekommt jeder sein Fett ab: rechte Schwurbler, die lauthals Lügenpresse schreien, genauso wie Promis, die aus ihrer Traumwelt heraus den „Pöbel“ mit ihren Botschaften belehren wollen.
Wie werden Menschen durch Social Media beeinflusst? Wie weit sind die Gräben in unserer Gesellschaft? Mit all diesen Themen setzt sich „The Boys“ auseinander, ohne jemals mit dem Finger auf einen zu zeigen, oder einem eine Botschaft direkt ins Gesicht schreien zu wollen, wie das leider viele andere Filme und Serien machen.

Fazit

Am Ende bleibt zu sagen, dass die dritte Staffel die bisher stärkste ist und ich es kaum erwarten kann, eine vierte (die bereits angekündigt wurde) zu bekommen.

Wer „The Boys“, bisher nicht gesehen hat, sollte sich von der Gewalt und der derben Sprache nicht abschrecken lassen, sondern ruhig einen Blick riskieren. Ich denke nicht, dass es viele Serien gibt, die derzeit politisch und gesellschaftliche Themen aktuell, aber gleichzeitig unaufdringlich behandeln.


Wertung: 14/15 dpt

  • Titel: The Boys
  • Originaltitel: The Boys
  • Produktionsland und -jahr: USA, 2021
  • Genre: Superhelden
  • Erschienen: Juni, 2022
  • Label: Amazon Prime
  • Spielzeit: 8 Episoden je 60 Minuten 
  • Darsteller: Karl Urban
    Jack Quaid
    Antony Starr
    Erin Moriarty
    Jessie T.

    Laz Alonso
    Tomer Capone
    Karen Fukuhara
    Jensen Ackles
  • Producer: Eric Kripke
  • FSK: 18

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