Tom Voss – Eiszeit für Beck (Buch)
Pageturner mit Schwächen
Elf Morde hat der schlimmste Serienmörder Hamburgs, der Elbripper, begangen, doch seit Monaten ist er abgetaucht. Auf der Jagd nach dem Mörder verlor LKA-Ermittler Nick Beck seine Partnerin und zog sich in die Einöde eines kleinen Ortes namens Nordbek zurück, wo er als Dorfsheriff prompt in einen Mordfall geriet, der nicht in Gänze aufgeklärt werden konnte. Ein Umstand, den maßgeblich Beck selber zu verantworten hat.
Auf der Suche nach einem sogenannten Lost Place stoßen ein Fotograf und seine Begleiterin in einem verfallenen Gebäude auf die Leiche einer jungen Frau, die vom Täter reichlich in Szene gesetzt wurde. Beim LKA ist man sich sicher, dass der Elbripper wieder aktiv ist. Cleo Torner, die schon beim letzten Fall mit Beck zusammenarbeitete, bittet diesen in das Team zurückzukehren. Zunächst unterliegt Beck einer Fehleinschätzung, aber dann erkennt er anhand mehrerer Details, dass sich der modus operandi entscheidend verändert hat. Hier hat nicht der Elbripper, sondern ein Nachahmer, ein Copykiller, zugeschlagen, während sich der untergetauchte Serienmörder fragt, wer da auf einmal in seinem Namen auf der Jagd ist.
Zwei Serienmörder in Hamburg sind einer zu viel
Nein, hier wurde in der vorstehenden Inhaltsangabe nicht arg gespoilert. Nach rund vierzig Seiten ist die Frage nach der Identität des Elbmörders geklärt (allerdings nur aus Sicht der Leser) und dieser selbst beschäftigt sich mit der Frage, was auf einmal los ist. Für die weitere Handlung besteht die Spannung somit in der Frage, wer der Nachahmer ist. Die polizeilichen Ermittlungen sind recht überschaubar, Zeugenaussagen gibt es keine und auch technische Untersuchungen sind selten. Keine Frage, „Eiszeit für Beck“ ist ein Pageturner, den man in einem Ruck durchlesen kann. Allerdings vor allem deswegen, weil es wenig Ansätze zum Mitdenken gibt, stattdessen einige gekonnte Cliffhanger
Der Elbripper gerät indes unter Beschuss von zwei Seiten. Da ist zum einen sein großer Fan der ihn kopiert und zum anderen seine nichtsahnende Ehefrau, die zufällig eine böse, aber entscheidende Entdeckung macht. Wie dann Beck und die hochschwangere Cleo auf die Identität des Elbrippers stoßen ist trivial, ebenso wie der Elbripper seinerseits auf seinen Nachahmer stößt. Ein wenig Spannung kommt nur dann auf, wenn der Fokus auf dem Elbripper liegt, da dieser nicht ahnt, woher ihm wirklich Gefahr droht. Bei der Identität des Nachfolgers, dem sogenannten Copykiller, gibt es eine stark eingeschränkte Personenauswahl, so dass nicht alle überrascht sein werden.
Konnte „Hundstage für Beck“ – hier geht’s zur Rezension – noch mit einem äußerst ungewöhnlichen und damit wiederum interessanten Ermittler aufwarten – Beck war alkoholsüchtig und griff in die Mordermittlung stark manipulierend ein -, so ist der „trockene“ Beck eine eher unscheinbare oder besser gesagt vorhersehbare Figur. Auch Cleo und die übrigen Nebenfiguren bleiben blass, so dass der zweite Teil insgesamt enttäuschend ausfällt. Von der fraglichen und reißerischen Grundidee „Serienmörder trifft Nachahmer“ mal ganz abgesehen.
- Autor: Tom Voss
- Titel: Eiszeit für Beck
- Verlag: Fischer
- Umfang: 368 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: Dezember 2021
- ISBN: 978-3-596-00066-1
- Produktinformation
Wertung: 6/15 dpt