Douglas Skelton – Das Grab in den Highlands (Buch)
Tödliche Unruhe in Inverness
Rebecca Connolly arbeitet einige Monate nach ihrer großen Recherche auf der Insel Stoirm noch immer für die Wochenzeitung „Highland Chronicle“, deren Zukunft weiter fraglich erscheint. Barry soll als Chefredakteur einem smarten Jungen aus London weichen, dem es vor allem auf Effizienz und Zahlen ankommt. Recherchen vor Ort kosten nur Zeit und bedrohen das Budget, es gibt doch Telefone. Doch Rebecca ist eine gute Journalistin, die ihren Job ernst nimmt und vor allem einen schlagzeilenträchtigen Fall erkennt. Ein Mord, welcher einen Leichenfund auf dem historischen Schlachtfeld von Culloden beinhaltet, ist eine solche Story. DCI Valerie Roach, die die Ermittlungen leitet, will die Medien an der ganz kurzen Leine halten und so ist Rebecca froh, Elspeth McTaggart, die Vorgängerin von Barry beim Chronicle, an ihrer Seite zu wissen. Elspeth leitet eine eigene One-Woman-Nachrichtenagentur und hat so ihre Quellen. Diese haben ihr verraten, dass der Tote in einem Highlander-Kostüm gefunden und mit einem Claymore, dem schottischen Zweihandschert, erschlagen wurde.
Für weit mehr Unruhe in Inverness sorgt jedoch der geplante Zuzug eines Sexualstraftäters, welcher nach verbüßter Haft wieder in seiner Heimatstadt leben soll. Ausgerechnet Mo Burke, deren Mann im Gefängnis sitzt, und deren für ihre Gewalttätigkeiten berüchtigten Söhne Nolan und Scott rufen zum Widerstand auf. Ein Perverser geht gar nicht und so sieht auch der ultrarechte Politiker Finbar Dalgliesh eine passende Gelegenheit, ein paar Wählerstimmen zu gewinnen und das Volk aufzuwiegeln.
Während die Identität des ermordeten Mannes weiter Rätsel aufgibt, entwickelt sich Inverness zu einem Pulverfass. Einmal mehr wird es dabei für Rebecca und den Fotografen Chaz gefährlich.
Mitteilteil der Rebecca-Connolly-Trilogie
„Das Grab in den Highlands“ ist der Mittelteil der Rebecca-Connolly-Trilogie, die wiederum ein Fest für Freunde des Tartan Noir ist. Teil eins „Die Toten von Thunder Bay“ (hier geht’s zur Rezension) stand auf der Longlist des McIlvanney Prize 2019 als bester schottischer Krimi und führte Rebecca und weitere Nebenfiguren aus die Insel Stoirm. Der schon erwähnte Chaz und dessen Lebensgefährte Alan, der gewöhnungsbedürftige Ex-Polizist Bill Sawyer und Barry sind wieder mit von der Partie. Wer den ersten Teil nicht kennt sollte diesen zuerst lesen, was allerdings zum Verständnis des zweiten Teils nicht zwingend ist. Wie üblich bei Serien oder Mehrteilern wird aber verstärkt auf die vergangenen Ereignisse zurückgeblendet, so dass sich die Einhaltung der Reihenfolge anbietet.
Douglas Skelton führt seine Leser auf das Schlachtfeld von Culloden, wo am 16. April 1746 die Anhänger von Charles Edward Stuart auf dessen Gegenspieler, den Herzog von Cumberland, stießen. Nach einer knappen Stunde gingen die Regierungstruppen als Sieger vom Feld, rund tausendfünfhundert Clanmitglieder fanden den Tod. Die historischen Ereignisse sind für die Gegenwart nicht wichtig, sorgen aber für noch mehr Atmosphäre dieses packenden Tartan Noir, der wie schon der Vorgänger wunderbar arrangiert wurde. Neben den historischen Begebenheiten, der aktuellen Polizeiermittlung, den Recherchen von Rebecca und Elspeth, sorgt vor allem der Einblick in die unteren Gesellschaftskreise für Nervenkitzel. Die Familie Burke steht symbolisch für jene, die es nie schaffen werden, aus ihrem kriminellen Umfeld zu entkommen, zumal sie dies auch gar nicht wollen. Scott liebt Gewalt, für ihn die einzige Möglichkeit, sich selber in Position zu bringen. Einzig Nolan hat von alldem die Schnauze voll, träumt von einem normalen Leben und bringt die Lage damit noch mehr durcheinander, in dem er versucht, sich bei Rebecca beliebt zu machen. Dies bleibt nicht unentdeckt und ruft wiederum Scott auf den Plan, während die Männer von Dalgliesh weiter provozieren.
Nach dem Finale gelingt dem Autor abschließend ein toller Cliffhanger, der Vorfreude auf den dritten und letzten Teil macht. Bleibt schon heute zu hoffen, dass Douglas Skelton dies noch einmal überdenkt und die Serie vielleicht doch weiterlaufen lässt. Man denke an „Oxen“ von Jens Henrik Jensen. Auch hier war ursprünglich eine Trilogie geplant; im April 2022 erschien mit „Noctis“ der fünfte Band.
- Autor: Douglas Skelton
- Titel: Das Grab in den Highlands
- Originaltitel: The Blood is Still. Aus dem Englischen von Ulrike Seeberger
- Verlag: Dumont
- Umfang: 432 Seiten
- Einband: Taschenbuch
- Erschienen: April 2022
- ISBN: 978-3-8321-7126-1
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Wertung: 13/15 dpt