Peter Heller – Die Lodge (Buch)
Etwas stimmt nicht in der Kingfisher Lodge. Steckt noch mehr hinter der Fassade aus luxuriösem Urlaubsort für Reiche und Berühmte, inklusive eigenem Angel-Guide? Jack, neu angestellt als Guide, stößt schnell auf verdächtige Hinweise. Zusammen mit Alison, die Jack als Guide beim Angeln anleiten soll und die er sofort sympathisch findet, versucht er, dem Rätsel auf die Spur zu kommen.
Peter Heller beschreibt in seinem Roman “Die Lodge” ausführlich und liebevoll die Natur und das Angeln. Der Protagonist hat gerne seine Ruhe und fühlt sich am wohlsten im Fluss. Das Angeln ist für ihn ein Rückzugsort, den er in guten wie in schlechten Zeiten gerne aufsucht.
Den Job als Guide hat Jack angenommen, um sich von einem traumatischen Erlebnis zu erholen, welches in Peter Hellers vorherigem Roman “Der Fluss” thematisiert wird. “Die Lodge” ist eine lose Fortsetzung von “Der Fluss”, kann aber auch problemlos als eigenständiges Buch gelesen werden.
Die Geschichte beginnt ruhig und langsam. Der Protagonist verspricht sich von seinem Job Erholung, er möchte das Angeln und die schöne Landschaft genießen. Abgeschiedener Urlaub in der Natur steht gerade sowieso hoch im Kurs, denn die Geschichte spielt zu Corona-Zeiten. Das idyllische und weitläufige Grundstück der Kingfisher Lodge in Colorado scheint da perfekt.
Aber obwohl Jack schon früh die ersten beunruhigenden Hinweise findet, kommt lange (zu lange) nicht so richtig Spannung auf. Über die Hälfte des Buches schwebt Jack zwischen einer Art Unbehagen und dem Wunsch, einfach die Zeit zu genießen. Als Leser*in fühlt man trotz der sich häufenden verdächtigen Ereignisse lange keinen richtigen Bezug zu der offenkundigen Bedrohung. Es könnte eine sich langsam entfaltende Geschichte sein, in der die Leser*innen ein diffuses Unwohlsein spüren, doch diese Stimmung wurde in “Die Lodge” leider nicht getroffen.
Irgendwann nimmt die Geschichte dann aber doch Fahrt auf – und schießt dabei deutlich über das Ziel hinaus. Das Ende entwickelt sich zu einem Actionthriller, in dem es hauptsächlich darum zu gehen scheint, die “Heldentaten” des Protagonisten in den Vordergrund zu stellen. Zusammen mit Jacks selbstverherrlichender und selbstgerechter Art wirkt das sehr irritierend, besonders weil diese nicht eingeordnet, sondern eher glorifiziert werden. Die wilde Action wirkt, gerade im Vergleich zur bisher eher ruhigen bis langweiligen Atmosphäre, absurd und fehl am Platz.
Insgesamt lässt sich sagen: Das Pacing ist lange zu langsam und dann viel zu schnell, man wird von dem actiongeladenen Ende regelrecht überrumpelt. Auch der undifferenzierte Umgang mit den Taten des Protagonisten lässt zu wünschen übrig. Das ist besonders schade, da gerade die liebevollen Landschafts- und Angelbeschreibungen, sowie der Respekt vor der Natur, durchaus schön zu lesen sind.
Wertung: 6/15 dpt
- Autor: Peter Heller
- Titel: Die Lodge
- Originaltitel: The Guide
- Übersetzer: Marlene Fleißig
- Verlag: Nagel & Kimche
- Erschienen: 04/2022
- Einband: Hardcover
- Seiten: 288
- ISBN: 978-3-7556-0008-4
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