Christian Humberg – Mörderische Brise (Buch)


Christian Humberg – Mörderische Brise (Buch)

Mehr als nur Urlaubswerbung für die Lübecker Bucht

Mörderische Brise
© lübbe

Clara Clüver, 39, hat Wiesbaden und ihren bisherigen Lebensgefährten kurzerhand verlassen, um in ihre alte Heimat zurückzukehren. In Travemünde winkt ihr eine erste, echte Pastorinnenstelle, jedoch erhält sie kurz nach ihrer Ankunft einen herben Dämpfer. Denn ihr Vorgänger, der betagte Pastor Kruse, denkt gar nicht daran, freiwillig das Feld zu räumen. Die Mitarbeiterin des Pfarramtes will sich in Lübeck um eine Klärung bemühen, allerdings ist es Donnerstag und somit fraglich, ob eine Lösung vor Montag möglich ist. Derweil kommt Clara bei der Buchhändlerin Frieke unter, die eine Wohnung zu vermieten hat. In dem Buchladen lernt Clara zudem Jule kennen, die die örtliche Wochenzeitung „Travemünder Lotse“ herausgibt. Während man sich näher kennenlernt, erfährt Clara eher nebenbei, dass das Hauptthema der Kleinstadt der Tod von Gastro-König Erich Konstantin ist, dessen Leiche am Tag zuvor gefunden wurde. „Onkel Erich“ wurde erschlagen im Hafen von Niendorf gefunden.

Am nächsten Tag hat eine regionale Tageszeitung den vermeintlichen Mörder bereits ausgemacht. Bengt Hansen, der ehemalige Freund von Konstantins Tochter Marion. Da Onkel Erich gegen diese Beziehung war, drohte ihm Bengt, Erich zu ermorden. Allerdings in stark angetrunkenem Zustand bei einem Volksfest, noch dazu vor dreißig Jahren. Da Clara beruflich in der Warteschleife hängt und Jule den verdächtigen Bengt seit ihrer Grundschulzeit kennt, schlägt sie Clara vor, gemeinsam auf Mördersuche zu gehen. Denn von dem ermittelnden Kommissar erwartet sie keinerlei Erfolg, zumal dieser ihr Ex-Mann Sören ist.

Beschaulicher Auftakt mit viel privaten Einblicken

Sofern „Mörderische Brise“ der Auftakt einer neuen Serie ist, so mag man die anfänglichen Längen gut akzeptieren können. Zahlreiche Nebenfiguren werden vorgestellt und vor allem die drei Damen – Clara, Frieke und Jule – nehmen erstaunlich viel Platz ein. Wohlgemerkt, nicht deren detektivische Arbeit, sondern deren Privatleben. Die Protagonistinnen sind durchweg sympathisch und im Hintergrund ist die Kulisse der Lübecker Bucht stets allgegenwärtig. Travemünde, Niendorf, Timmendorfer Strand und nicht zuletzt Lübeck selbst sind die Schauplätze dieses Romans. Clara lernt zunehmend Stadt und Leute kennen und erfährt somit zunächst eher nebenbei, dass der ermordete Firmenchef alles andere als beliebt war.

Ich bin doch keine Detektivin.“
„Na und?

Seine Frau Vanessa steht der Todesnachricht auffallend gleichgültig gegenüber, ebenso wie die drei Kinder. Konrad will in die Fußstapfen seines Vaters eintreten, was ihm nun uneingeschränkt möglich ist. Marion arbeitet als Kindergärtnerin und Hannes träumt von einem Leben als Maler. Beide haben sich längst vom Elternhaus losgelöst; sofern dies denn bei einem strengen Patriarch wie „Onkel Erich“ möglich ist. Aber auch die Händler vor allem am Niendorfer Hafen sind auf den Platzhirsch schlecht zu sprechen, er galt aufgrund seiner ruppigen Methoden geradezu als verhasst. Dass ein Unternehmer aus Berlin ihm Konkurrenz machen wollte, erzeugt einen weiteren Tatverdächtigen.

Nach gut einem Drittel nimmt der Krimiplot so langsam Fahrt auf und bietet eine größere Anzahl verdächtiger Personen, während die eigentliche Ermittlungsarbeit der Polizei bestenfalls angedeutet wird. Bis zur Auflösung wird die Geschichte immer wieder von der „Ballade des Roggenbuk“ gekreuzt, jenem Drachen, der schon seit grauer Vorzeit alljährlich sein Opfer fordert.

Wer ruhige, beschauliche Plots im Stil eines Cozy Mystery mag (kurz Cosy, aber auch als Häkel- oder Wohlfühlkrimi bezeichnet), bei dem selbstberufene Ermittler die eigentliche Polizeiarbeit leisten, sollte zugreifen. Auf eine Fortsetzung darf man sich freuen!

  • Autor: Christian Humberg
  • Titel: Mörderische Brise
  • Verlag: Lübbe
  • Umfang: 317 Seiten
  • Einband: Taschenbuch
  • Erschienen: März 2022
  • ISBN: 978-3-404-18508-5
  • Produktseite  


Wertung: 12/15 dpt

 


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