Alternativ #1 – Die Rolle von Repräsentation

Die Rolle von Repräsentation

Kolumne Alternativ

Ich hatte viele Ideen für meine erste Kolumne: Mich interessiert, welchen Platz Science-Fiction für Nonbinäre hat, wieso Urban Fantasy so gut zeigen kann, wie es ist, selbst ein Fabelwesen zu sein und was das Gefährliche an queeren Märchenbüchern ist.

Alles verdammt spannende Themen, nicht wahr?

Dann habe ich mich gefragt, worum es denn in dieser Kolumne insgesamt gehen soll: Und zwar Repräsentation. Ergibt es dann nicht Sinn, direkt damit einzusteigen, was Repräsentation überhaupt ist?

Repräsentation bedeutet, die Wirklichkeit so zu zeigen, wie sie ist – und das in allen Facetten. Wenn wir aber auf die Bildschirme, Leinwände und Plakatwände schauen, sehen wir, dass das
noch nicht der Fall ist.

Das was wir aber sehen ist schon fast langweilig: Wir sehen starke Männer, die sinnliche Frauen als Love-Interest haben und zum Schluss – mit einer ordentlichen Portion Gewalt oder Kaltblütigkeit – den Tag retten. Wir sehen Coming of Age Geschichten, in denen Jugendliche versuchen dazu zu gehören oder lernen, sich damit abzufinden, Freaks zu sein. Wir sehen schwule beste Freunde, die nasal reden und sassy BIPOC (Black, Indigenous, and people of color) als Nebendarsteller, die aber nie das Zeug zur Hauptfigur haben.

Wir sehen keine homosexuellen Pärchen, die nicht auf die eine oder andere Art als “besonders” dargestellt werden oder Transidentitäre, die endlich in ihrem Körper ankommen durften, ohne auf ihr Trans-Sein reduziert zu werden.

Wir sehen Frauen, die nur dann emanzipiert und selbstbestimmt sind, wenn sie sich im Beruf und der Liebe durchbeißen wie Männer – bloß, dass dann als Zicke oder schlechte Mutter abgestempelt werden (falls sie überhaupt einen Kinderwunsch in der Geschichte haben durften).

Was wir sehen sind ständig wieder hochgekäute Stereotype, die immer wieder und wieder die gleichen weiße, hetero Geschichten erzählen, die so viel unausgesprochen lassen.

Diese Geschichten übersehen so viel, was ehrlich erzählt werden muss – unter anderem, was es bedeutet, wenn man als POCI ständig die Nebenrolle spielen muss und nicht so sassy, sportlich oder witzig ist, wie es ständig in Film und Fernsehen vorgemacht wird. Oder wie es ist, wenn man als Mutter Beruf, Liebesleben und Kinder doch nicht immer unter einen Hut bekommt. Und wieso werden queere Figuren immer auf ihre queerness reduziert?

Eben solche Geschichten, die uns wie selbstverständlich in Büchern, Videospielen und Filme präsentiert werden, zeigen immer wieder und wieder Stereotype auf, die ein unvollständiges Bild über unsere Welt malen.

Gerade aber durch Film, Werbung und Fernsehen lernen wir aber schon früh, was richtig oder falsch ist – denn wieso würde es sonst gezeigt werden? So wachsen wir mit diesen Stereotypen auf und tragen sie so in die Welt, ohne sie bewusst zu hinterfragen und verletzen so sogar unabsichtlich die Menschen um uns herum. Unser Blick auf die Welt und uns selbst wird geformt und unser Leben so beeinflusst.

Deswegen soll in den folgenden Kolumnen endlich gerade den Geschichten Raum geben werden, die sonst kaum Gehör finden – nicht nur, weil die immer gleichen zu hören langweilig ist, sondern auch, um ein bisschen mehr Realität zu zeigen.

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2 Kommentare
  1. Amen! Bin gespannt auf weitere Artikel. Repräsentation, Queerbaiting, Ablehnung oder Pushen von Diversität – mit den Themen beschäftige ich mich sehr gern. V.A. weil mir Stereotypen und immer gleich Erzählmuster auch so auf den Keks gehen. Schwierig finde ich, dass es so eine große Schere in der Gesellschaft gibt bzw das Thema so polarisiert. Es scheint manchmal nichts zu geben zwischen “jawollja, mehr Repräsentation!” und “Oh Gott, es soll bitte alles so bleiben wie es ist”

  2. I really liked this critic to an entertainment system that uses always the same formulas (hero(in) + someone to be saved or master + student), even if they are archetypes, there are other kind of internal figures that could be explored.

    Very good work Jennifer

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