The Witcher – Staffel 2 (VoD)


The Witcher – Staffel 2

Bücher vs Filme/Serien

Buch- oder Spielefans haben es oft nicht leicht. Man freut sich darauf, die Abenteuer liebgewordener Helden endlich auf der Leinwand verfolgen zu dürfen, und stellt dann oft enttäuscht fest, dass vom Originalstoff nur wenig übrig geblieben ist.

Dass „Film“ grundsätzlich ein anderes Medium als ein Buch ist und daher Veränderungen unabdingbar sind, sollte jedem bewusst sein und manchmal sind diese sogar zum besseren. Ich persönlich bin ein Riesen-Fan vom Auftritt der Elben in Helms Klamm (Der Herr der Ringe – die zwei Türme), obwohl das so in den Büchern nie geschehen ist.

Oder davon, dass Peter Jackson die Bombadil-Geschichte komplett auslässt.
Andere Entscheidungen, wie der Tod von Saruman’s (Extended-Cut), gefallen mir weniger, aber in Anbetracht dessen, dass die Hobbits das Auenland in den Filmen nie zurückerobern, sind diese zumindest verständlich.

Anders verhält es sich leider bei der zweiten Staffel von Netflix’s „The Witcher“. Die Veränderungen gegenüber den Büchern sind nicht nur eklatant, sie ergeben auch überhaupt keinen Sinn.

 

Achtung was folgt, sind Spoiler zur zweiten Staffel „The Witcher“

Beginnen wir zunächst mit dem Positiven:

Henry Cavill spielt nicht nur Geralt von Riva, er ist es! Ich denke, in diesem Punkt sind sich Fans der Bücher und der Spiele gleichermaßen einig. Auch Vesemir Schauspieler Kim Bodnia überzeugt in der Rolle als Geralt’s Ziehvater.

Auch merkt man der zweiten Staffel das größere Budget an.
Kaer Morhen sieht absolut fantastisch aus, wie überhaupt vieles in der zweiten Staffel, vor allem dann, wenn man erkennt, dass echte Sets gebaut wurden. Die Nilfgarder Rüstungen bekamen ebenfalls ein schickes Upgrade.

Es gibt mehr Kampfszenen und die kommen wuchtig und gut choreographiert rüber. Selbst die Monster sehen um einiges besser aus. Hinzu kommt diesmal eine stringentere Erzählweise, die es gerade Einsteigern erleichtern der Serie zu folgen.

Leider reicht das nicht aus, um mich als Fan der Bücher zu begeistern. Da wäre zum einen das Problem, das Charaktere innerhalb kürzester Zeit von A nach B gelangen. Dadurch ist es einem gar nicht möglich, die Größe der Welt einzuschätzen. Außerdem sieht alles irgendwie gleich aus. Anstatt wie zum Beispiel in „Game of Thrones“ darauf zu achten, dass Königreiche und Städte ihren eigenen wiedererkennbaren Look bekommen, liefert die Kamera hier dieselben grauen Farben, egal wo sich unsere Protagonisten aufhalten.

Hinzu kommen nicht nachvollziehbare Story-Entscheidungen:

Hexer feiern also wilde Gelage in Kaer Morhen, Prostituierte inklusive? Und wer von den Serien-Verantwortlichen ist dermaßen besessen vom Kinderkriegen? Denn das ist der Hauptgrund für die Elfen in den Krieg zu ziehen! Dabei ist Francesca Findabair hier gespielt von Mecia Simson in den Büchern ein echter Bad-Ass und Anführerin der Scoia’tael, den Eichhörnchen, einer Rebellengruppe.
Hier wird sie degradiert zu einer Frau, deren Story-Arc sehr dem von Jennifer in der ersten Staffel gleicht.
Apropos Jennifer! Sie ist die gesamte Staffel über damit beschäftigt ihren Kräften nachzujagen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie im Besitz derer ist oder nicht, da ihr ohnehin alles gelingt, selbst wenn sie nicht in der Lage ist Magie zu benutzen. Manche Szenen (Flucht!, sind dann ziemlich absurd, sobald man kurz darüber nachdenkt.

Zuletzt gibt es auch Entscheidungen die einen fast sprachlos und wütend zurücklassen: Die gesamte Geschichte rund um Eskel zum Beispiel?!
Und was macht die Serie aus Cahir, einem der spannendsten Charaktere der Bücher? Hier wird er zu einem lächerlichen Hanswurst. Besonders schade ist es aber um Rittersporn, der in den Romanen mehr als nur ein singender Barde ist, der mit Witzen für Auflockerung sorgen soll. Wieso muss er dermaßen dämlich dargestellt werden? Selbst der Song entfaltet nicht diesen Ohrwurmcharakter, denn „Toss a Coin“ hatte.

Fazit:

Alles in allem kann man mit der zweiten Staffel von „The Witcher“ durchaus seinen Spaß haben, wenn man seinen Kopf ausschalten und einfach akzeptiert, dass nicht alles logisch sein muss. Als Fan der Bücher hinterlassen die acht Episoden aber leider einen bitteren Nachgeschmack und die Befürchtung liegt nahe, dass Netflix den beschrittenen Weg sich immer weiter vom Original-Material zu entfernen beibehalten wird.


Wertung: 5/15 dpt

  • Titel: The Witcher – Staffel 2
  • Produktionsland und -jahr: 2021
  • Genre: Fantasy
  • Erschienen: Dezember 2021
  • Label: Netflix
  • FSK: 16

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