Diane Williams – Dangeresque (Buch)
Ganze 51 Short Stories auf gerade mal 120 Seiten liefert das kleinformatige Hardcover mit Texten von Diane Williams. Die Sammlung basiert auf der 2018 herausgegebenen Ausgabe „The Collected Stories of Diane Williams“, die feministische Texte der amerikanischen Autorin seit den 1980er Jahren beinhaltet.
Zur Autorin und ihren Themen
Die in New York lebende Diane Williams (*1946) hat inzwischen mehr als ein Dutzend Bücher veröffentlicht und schreibt regelmäßig für Zeitschriften wie Harper’s Magazine. Sie ist Gründerin und Herausgeberin des Literaturmagazins Noon, unterrichtete unter anderem im Center for Fiction in New York City und ist im deutschsprachigen Raum weitestgehend unbekannt. Der Autor Jonathan Franzen bezeichnet Williams’ als eine Heldin der amerikanischen Avantgarde und sagt über ihr Schreiben treffend: „Her fiction makes very familiar things very, very weird.“1 Denn um phantastische Themen geht es in ihren Stories nie, sondern vielmehr um Situationen aus dem Alltagsleben einer Frau, das Zusammenleben in einer Beziehung oder um Erotik:
In der Kürze liegt die Würze
Die extrem kurzen Stories gehören zum jungen Genre der „Flash Fiction“, also Erzähltexten um die 1.000 Wörter, erinnern in ihrer Dichte aber eher an Lyrik. Eine Handlung oder einen Spannungsbogen gibt es in Diane Williams’ Texten selten. Vielmehr vermitteln sie starke Bilder einer bestimmten Szenerie wie zum Beispiel einer Babyparty oder einem Dinner und springen zwischen verschiedenen Assoziationen. Immer wenn man als Leser*in zu wissen glaubt, woran man ist, folgt ein Twist oder das rätselhafte Ende einer Story, das einen dazu veranlasst, das Buch in den Schoß sinken zu lassen, um bestimmten Formulierungen oder Stimmungen nachzuspüren.
Die Stories bestehen neben Dialogen auch oft aus inneren Monologen und Williams wechselt zwischen Ich-Perspektive aus Sicht einer Frau oder eines Mannes und personalem Erzählen: Ein Wechsel, der das Verständnis erschwert, aber vielseitige Perspektiven und Inhalte auf engstem Raum anbietet und das Buch zum anspruchsvollen Leseerlebnis macht. Die titelgebende Story „Dangeresque“ gibt Einblicke in eine Ehe und ist wie so viele Stories kaum greifbar: Klar formuliert und doch rätselhaft durch Gedankensprünge.
Was bei der Lektüre schnell klar wird: Diane Williams ist eine Meisterin im Erschaffen von starken, knalligen Bildern und Stimmungen, die beim Lesen sofort Emotionen auslösen: Erschrecken, Wohlgefühl und auch mal ein Lachen. Wer das mag, wird ihre chaotischen Stories lieben. Wer Sinnzusammenhänge braucht und klassische Kurzgeschichten erwartet, wohl eher nicht. Dieses Buch ist eindeutig etwas für Lyrikfans und alle, die Lust haben, eine neue Autorin zu entdecken.
- Autorin: Diane Williams
- Titel: Dangeresque
- Originaltitel: The Collected Stories of Diane Williams (Soho Press 2018)
- Übersetzerin: Sabine Schulz
- Verlag: Diaphanes
- Erschienen: 06. Oktober 2021
- Einband: Hardcover
- Seiten: 120
- ISBN: 978-3-0358-0416-4
- Sonstige Informationen:
Produktseite
Erwerbsmöglichkeiten
Wertung: 11/15 dpt
- nachzulesen im englischsprachigen Wikipedia-Eintrag zu Diane Williams [↩]